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Klaus Wowereit muss um die rot-grüne Mehrheit bangen.

© dapd

Exklusiv: SPD verliert Direktmandat

Kurz vor Beginn der Sondierungsgespräche von SPD und Grünen in Berlin über eine künftige Regierungskoalition am Mittwoch erreicht die Berliner Sozialdemokraten eine Hiobsbotschaft.

Im Lichtenberger Wahlbezirk 107 wurden bei der Auszählung die Stimmenergebnisse von Grünen und Linken vertauscht. Das hat nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis zur Folge, dass das Direktmandat in dem Lichtenberger Wahlkreis 1 nicht wie nach der Wahl verkündet an die SPD-Direktkandidatin Karin Seidel-Kalmutzki geht, sondern an Evrim Baba von den Linken. Das bestätigte Katrin Schoenecker aus der Geschäftsstelle der Landeswahlleiterin dem Tagesspiegel am Dienstag auf Anfrage. Damit hätte die SPD ein Abgeordnetenhausmandat weniger als bisher berechnet. Damit muss die SPD um die rot-grüne Mehrheit bangen.

Die Parteien und ihre Kandidaten traf die Nachricht am Dienstagnachmittag völlig überraschend.

Die Sozialdemokratin Karin Seidel-Kalmutzki, langjähriges Mitglied des Abgeordnetenhauses und als dessen mögliche nächste Präsidentin im Gespräch, hatte noch nichts von dem Fehler gehört, als der Tagesspiegel sie am Dienstag anrief. "Ich bin völlig überrascht", sagte sie. Sie ist nicht über die Liste abgesichert und könnte nun ihren Platz im Abgeordnetenhaus verlieren. 

Katrin Schoenecker aus der Geschäftsstelle der Landeswahlleiterin verweist allerdings darauf, dass die Ergebnisse als vorläufig gelten, bis am 6. Oktober das endgültige Wahlergebnis vom Landeswahlausschuss mitgeteilt wird. 

Die Linke Evrim Baba war allerdings am Dienstagnachmittag bereits von der Landeswahlleitung informiert worden. Sie wäre eigentlich über Platz 15 Landesliste eingezogen. Für die Linke ändert das nichts, nimmt sie an. Sie haben 20 Mandate und dabei werde es auch bleiben. Dennoch sagte Baba: "Ich freue mich sehr. Ich habe da fünf Jahre Arbeit reingesteckt, um dieses Direktmandat zu erringen und konnte mir das Ergebnis nicht erklären."

"Ich hatte mich schon sehr über die vielen Stimmen gewundert", sagte der grüne Direktkandidat für den betroffenen Wahlkreis 1 in Lichtenberg, Bartosz Lotarewicz am Dienstag dem Tagesspiegel. Der Wahlbezirk 107 sei traditionell eine Hochburg der Linken. "Hätte das Ergebnis gestimmt, wäre das wirklich eine sehr positive Überraschung für uns gewesen." Er habe aber schnell geahnt, dass es sich nur um einen Fehler handeln könne, als er das Ergebnis mit den völlig anderen Stimmen für die BVV-Wahl verglichen habe. Verärgert über die verantwortlichen Wahlhelfer ist Lotarewicz aber nicht. "Wir sind doch alle nur Menschen, da kann so etwas einfach passieren."

Ob es bei nur einem Mandatsverlust bleibt oder ob es am Ende gar nicht mehr für Rot-Grün langt, ist noch nicht sicher. Durch den Auszählungsfehler kann die gesamte Auszählungsaritmethik noch einmal ins Rutschen geraten. Aus der Berliner SPD hieß es aber, dass es auf jeden Fall am Mittwoch Sondierungsgespräche mit den Grünen geben soll.

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