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Brandenburg: Steige hoch, du rote Biene

Fleißige Arbeiterinnen auf Brandenburgs Vertretung in Berlin erzeugen Honig – und werben um neue Imker

Berlin - Auf dem Dach der Landesvertretung Brandenburg zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz weht am Dienstagvormittag ein sanftes Lüftchen. Vom Lärm und der Hektik der Straßen darunter ist hier oben nichts zu spüren, es herrscht seliger Frieden. Das perfekte Arbeitsumfeld für „Brandenburgs gutmütigste und fleißigste Arbeiterinnen“, wie sie Imker Holger Ackermann nennt: mehr als 60 000 Honigbienen.

Von zwei Stöcken schwärmen die Arbeiterinnen der Art „Apis mellifera carnica“ aus, auch Kärntner Biene genannt. Sie sind auf der Suche nach saftigen Blütenpollen, weswegen die vor botanischer Üppigkeit überquellenden Balkone der Nachbarschaft ein wahres Eldorado darstellen. Trotz Großstadtflair gedeihen sie optimal, sagt Ackermann, der die Bienen hier seit Anfang Juni betreut. Mit beiden Händen zieht er einen kleinen Holzrahmen aus einem der beiden Bienenstöcke auf dem Dach. Entlang der goldgelben sechseckigen Zellen aus Wachs, in denen der flüssige Honig bewahrt wird, kriecht das emsige Bienenvolk. Doch an diesem Vormittag haben sie noch eine andere Aufgabe, als nur Honig zu produzieren: Sie werben als Botschafter für Imkernachwuchs in Brandenburg.

Laut Staatssekretär Thomas Kralinski liegt das Problem auf dem Land: „In Berlin gibt es mehr als genug Hobby-Imker, in Brandenburg werden jedoch händeringend welche gesucht.“ Kralinski betont, dass mit der Anzahl der Imker auch dort die Bienenvölker wachsen, was von elementarer Bedeutung ist. Als blütenbestäubendes Insekt sichert die Biene nicht nur das Heranreifen von Pflanzen, sondern vor allem das ökologische Gleichgewicht.

„Durch unstete Temperaturen im Winter und Frühjahr erfrieren oft ganze Völker“, sagt Ackermann. „Das passiert, wenn ihr Heizöl alle ist.“ Mit Heizöl meint er den Honig, den die Bienen brauchen, um die benötigte Nesttemperatur von 37 Grad beizubehalten. Nur dann kann die Brut überleben. Darüber hinaus brauchen sie das auch als flüssiges Gold bezeichnete Lebensmittel als Flugbenzin. „Der Flieger braucht ja Sprit“, erklärt Ackermann. Der 52-Jährige, der hauptberuflich als Tischler arbeitet, schwärmt von seinem Hobby. Seit elf Jahren stehen in seinem Garten im brandenburgischen Storkow Bienenstöcke, bis zu 34 Stück. Doch der Job bringt nicht nur leckeren und vor allem auch gut verkaufbaren Honig auf den Tisch: „Ich bin halt richtiger Tierwirt, da muss die Familie schon mitziehen.“ Urlaub im Sommer sei für ihn nicht mehr möglich, sagt er.

Trotzdem kann Ackermann sich keine bessere Freizeitbeschäftigung vorstellen. Vor allem jungen Menschen auf dem Land empfiehlt er es. Für Neuimker gibt es vom Land Brandenburg auch eine Förderung für die Erstausstattung. Bei dem Kauf von Ausrüstung können sie sich finanziell unterstützen lassen. Übrigens: Schon Antonio Stradivari wusste um die Qualitäten der Biene. Er verwendete deren Harz als Lack für seine berühmten Geigen – die sind seit 300 Jahren im Einsatz. Tatjana Kennedy

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