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Woher kommt der Weihnachtsmann, was haben Bananen mit Mammuts zu tun? Diese und viele andere spannende Fragen standen am Freitag bei der 13. Kinder-Universität in Golm auf dem Programm. Kein Wunder, dass in den Hörsälen kaum ein Platz frei blieb. Insgesamt kamen 1800 Kinder.

© Ralf Hirschberger/dpa

13. Kinder-Universität in Potsdam: Alles Banane

Voll besetzt: Insgesamt 1800 Schüler besuchten am Freitag die 13. Kinder-Universität.

Golm - Dass es eine laute Stimme braucht, um sich bei 1800 Kindern Gehör zu verschaffen, das wissen Oliver Günther, Präsident der Universität Potsdam, und der brandenburgische Bildungsstaatssekretär Thomas Drescher spätestens seit dem gestrigen Freitag. Deren Grußworte zur Eröffnung der 13. Kinder-Uni auf dem Campus in Golm gingen in aufgeregten Plaudereien von Dritt- und Viertklässlern nicht ganz, aber doch in Sequenzen unter. Und als der Präsident der Universität sich als solcher vorstellte, sang ein Schüler kurz den Refrain von Rainald Grebes „Ich bin der Präsident“. Doch lange und ganz im Sinne der ungeduldigen Mädchen und Jungen aus 77 Klassen dauerten die Grußworte ohnehin nicht.

So ging es nach dem Hinweis von Günther, dass der Unterschied zwischen Schule und Uni ja sei, dass man frei wählen könne, was einen interessiere, direkt in die Kindervorlesungen. Deren Themen waren vielfältig: „Woher kommt der Weihnachtsmann?“, „Beißen, schießen, kleben – Was eine fleischfressende Pflanze alles kann“ oder „Bein gebrochen? Chemiker helfen bei der Reparatur!“ hießen sie zum Beispiel. Wissenschaftler der Uni Potsdam erklärten etwa anschaulich und zum Mitmachen, wie viel Leben in einem Wassertropfen steckt oder wie die Chemie bei Knochenbrüchen helfen kann. Aber auch philosophische Themen oder das Taschengeld standen im Mittelpunkt. In großen Gruppen – die Vorlesungen waren allesamt komplett ausgebucht – ging es gemeinsam in die Hörsäle, die komplett gefüllt waren.

In der Vorlesung „Von Mammuts und Säbelzahntigern – und was sie mit Dolly, dem Klonschaf, zu tun haben“, war die Vorfreude der 190 Schüler spürbar groß darauf, was sie erfahren würden. Aufgeregt diskutierten sie darüber, ob es vielleicht echte Tiere zu sehen geben wird – kann ja sein, dass es doch noch irgendwo Mammuts gibt, in Afrika zum Beispiel? Still wurde es dann, als Michael Hofreiter vom Institut für Biochemie und Biologie – und Bruder des Fraktionsvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag – mit seinem Vortrag begann. Sofort wurde in die Schreibhefte notiert und gezeichnet, was der Professor erzählte und vorführte. Zunächst einmal erklärte er, was ein Evolutionsbiologe eigentlich macht: Herausfinden, wie Tiere untereinander – zum Beispiel große Raubkatzen mit Säbelzahntigern–, aber auch Menschen mit Tieren verwandt sind. Dafür werde vor allem deren DNA gebraucht, an deren Abgleich man Verwandtschaften erkennen könne. Und an der man sich, würde man sie auseinanderwickeln, von der Erde bis zur Sonne langhangeln könne – was zu großen Ausrufen des Erstaunens führte: „So lang ist die? Wow.“

Wie man als Forscher überhaupt an die DNA rankommt, zeigte Hofreiter als nächstes anhand eines Experiments mit einer Banane: Mit Wasser, Spiritus, Salz und Spüli vermischt lässt sich die DNA des Obstes nämlich isolieren und betrachten: „Das könnt ihr gerne auch zu Hause einmal nachmachen, nur bitte nicht mit dem Whisky eures Vaters, der ist zu teuer dafür.“ Zu einem allgemeinen Bedauern führte allerdings die Nachricht des Wissenschaftlers, dass es definitiv keine Mammuts mehr gebe, und dass man auch keine klonen könne, weil dazu ein noch lebendes gebraucht würde. „Aber kümmern wir uns doch um die lebenden Tiere, die bedrohten Arten“, schlug er den Kindern aufmunternd vor. Warum die Mammuts ausgestorben und ihre Stoßzähne gebogen waren, musste Hofreiter dann aber trotzdem noch beantworten.

Evolutionsbiologin zu werden, das kann sich die achtjährige Rosa von der Gerhart-Hauptmann-Grundschule nach dem Vortrag jedoch nicht vorstellen. Aber: „Irgendwas, wo man Menschen oder Tiere aufschneiden und sie ausnehmen kann – habe ich auch schon mal mit einem toten Vogel gemacht.“ Die Studienpläne anderer Kinder kamen nicht ganz so mutig daher: Sport- oder Trampolinspringen zu studieren, wäre cool, hörte man, und auch Feuerwehrmann oder Kunstlehrer werden wäre toll. Lehrer und Eltern, die als Begleitung mitgekommen waren, ließen dies schmunzelnd stehen, eine junge Mutter sagte aber: „Das fehlte heute, eine verständliche Übersicht für die Kinder darüber, was überhaupt studiert werden kann.“ Dennoch: Der Einblick, den die Uni Potsdam den Kleinen bot, war kindgerecht und offenbar anregend: So lebendig plaudernd, wie die Kinder den Tag auf dem Campus begannen, verließen sie ihn auch wieder. Und vielleicht kommt ja der eine oder andere irgendwann als Student zurück.

Andrea Lütkewitz

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