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Links und rechts der Langen Brücke: Das ist auch gut so

Peter Tiede über eine Woche, die auch anders hätte enden können

War das eine gute Woche? Kann sein – wenn der Trend anhält. Jedenfalls ist sie gut und ruhig zu Ende gegangen in Potsdam. Das war so nicht unbedingt zu erwarten – jedenfalls nicht politisch. Und auch nicht im Ton. Denn die Themen, die in dieser Woche in der Stadt verhandelt wurden, hätten in Potsdam auch zu Geschrei und Gerassel führen können – und durchaus zu einer Menge zerschlagenem Porzellan.

Krampnitz war so ein Fall – der neue Ortsteil. Berechtigte Einzelinteressen von einzelnen Anrainern – allerdings auch aufgebauschte Ängste – auf der einen Seite gegen die Interessen der Allgemeinheit auf der anderen. Kein einfaches Feld dazwischen. Die Argumente wurden ausgetauscht, es wurde demonstriert und es wurde entschieden. Ohne Gezeter, verhältnismäßig leise und in dem Bewusstsein, dass die, die andere Interessen haben als die Landeshauptstadt, als die Mehrheit, die das Kasernenareal entwickelt sehen will in der Stadt der fehlenden Wohnungen und Häuser, dass eben diese Minderheit fair behandelt werden muss. Interessenausgleich als Zukunftsaufgabe, aber nicht als Grund für Vorblockade.

Oder Parkeintritt/Tourismusabgabe/Bettensteuer. Da ist vorher viel Porzellan zerschlagen worden – am Ende vor allem innerhalb der Stadt-SPD. Da werden Wunden geleckt und vielleicht auch noch Rechnungen beglichen – Parteiinterna zunächst. Glaubwürdigkeit ist dabei auch auf der Strecke geblieben – auf allen Seiten, auch außerhalb der reinen Politik. Aber es ist entschieden, ein Kompromiss gefunden und Zeit gewonnen worden für Besinnung. Gesichtswahrend für alle Seiten. Und: Selbst beim Stiftungsrat der Schlösserstiftung dämmert es den ersten, dass man Potsdam nicht einfach überfordern kann – ob nun finanziell oder eben politisch – mit steigenden Zuschüssen für die Parks, die nun einmal nicht der Stadt, sondern der Schlösserstiftung aus Bund, Berlin und Brandenburg allein gehören. Die Entscheidung für die Zahlung einer Million Euro der Stadt an die Stiftung jährlich (und nicht mehr) und die Einigung auf eine Gegenfinanzierung bis zum Jahresende – auch das nach allen Debatten: gemäßigt und mit Ruhe. Oder die Umplanungen an der Alten Fahrt zugunsten des Plattner-Museums und der dafür nötigen Grundstücksgeschäfte im Eilverfahren. Die richtigen Fragen wurden gestellt – und in den Gremien und Verwaltungen geklärt – und am Ende wurde unideologisch entschieden. Kosten gegen Nutzen und nicht Links gegen Rechts, kein Die-Reichen-gegen-Normalos-Gezeter, kein Mäzen, der das Weite zu suchen droht, keine Politik, die niederkniet. Die Linke klug mit eingebunden – und diese: verlässlich. Potsdam kann auch sanftmütig. Wirklich gut, wenn das anhält.

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