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Links und rechts der Langen Brücke: Gesellschaft stimmt ab

Jan Brunzlow über die Entscheidung zu einer Schule allein für Jungen

Das oberste Verwaltungsgericht des Landes hat entschieden: Das Land Brandenburg darf das Begehren einer Schule nur für Jungen nicht aus dem Grund ablehnen, weil dort nur Jungen lernen sollen. Die gelebte Koeduktion, der gemeinsame Unterricht von Jungen und Mädchen, ist also nicht gesetzlich verankert. Nur weil es normal ist und gesellschaftlich gelebt wird, gibt es zumindest juristisch keinen Anspruch auf gemeinsames Lernen von Jungen und Mädchen. Durch zwei Instanzen hat sich die Elterninitiative geklagt. Und sie hat gewonnen. Falsch, sie hat Recht bekommen. Denn noch ist die Schule nicht eröffnet und es wird sicher nicht leichter. Das Bildungsministerium, das über die Zulassung von freien Schulen entscheidet, muss erneut über den Antrag befinden. Ungewöhnlich sind Ablehnungen indes nicht. Viele Träger mussten in den letzten Jahren verhandeln beziehungsweise das eine oder andere Konzept nachbessern, um am Ende eine Zulassung zu bekommen. Der Antrag kann also noch an vielen anderen für eine Schuleröffnung nötigen Voraussetzungen scheitern. Zudem ist kommunalpolitisch mit Protest gegen das Vorhaben zu rechnen. Schon vor vier Jahren haben die Bündnisgrünen mobilisiert und Protestkarten verteilt. Auch andere Parteien und Wählervereinigungen wenden sich gegen den erzkonservativen Teil der katholischen Kirche, Opus Dei, dessen Zugehörigkeit einige der Initiatoren offen zugeben. Opus Dei ist bekannt aus dem Film Sakrileg und bekannt durch zahlreiche Aussteiger, die über totalitäre Strukturen berichten. Wie die Diskussion um eine Jungen- oder Mädchenschule verlaufen würde, wenn nicht Opus Dei dahinter stecken würde, lässt sich nur erahnen – es wäre eine andere. Doch Opus Dei ist im Spiel. Sollte die Initiative es schaffen, eine Schule zu eröffnen, wird die Gesellschaft darüber entscheiden. Sie wird richten, ob eine Knabenschule zeitgemäß oder ein Relikt aus Ur-Opas Zeiten ist. Denn wenn keiner sein Kind auf die Schule schickt, wird sie schnell wieder schließen.

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