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Die Dortustraße soll verkehrsberuhigt werden.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Update

Grüne für autofreiere Potsdamer Innenstadt: Studie soll positive Wirkung für Händler belegen

Die Potsdamer Grünen werben für die autofreiere Innenstadt. Gestützt wird das von einem Sozialwissenschaftler aus Potsdam.

Nach heftiger Kritik von Gewerbetreibenden an den Plänen für die autoärmere Innenstadt halten die Grünen dagegen. „Erkenntnisse aus anderen Städten belegen, dass in autoarmen oder -freien Bereichen die Umsätze der dortigen Händlerinnen und Händler steigen und zu einer wirtschaftlichen Belebung der Innenstädte führen“, teilte Grünen-Fraktionschef Saskia Hüneke jetzt mit. Daher sei die Verringerung des ruhenden Verkehrs essenziell, bei Bedarf könne nachjustiert werden.

Hüneke meint auch eine 2022 erschienene Studie von dem Sozialwissenschaftler Dirk von Schneidemesser vom Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit-Helmholtz-Zentrum Potsdam (RIFS). In dieser, den PNN vorliegenden Analyse, kommt der Forscher nach einer Befragung von Besuchern zweier Einkaufsstraßen in Berlin und von dortigen Unternehmen zu einem klaren Ergebnis: „Ich stelle fest, dass Gewerbetreibende die Nutzung des Autos bei ihren Kund:innen überschätzen und den Fuß- und Radverkehr sowie den ÖPNV unterschätzen.“ Viele Händler würden von sich auf andere schließen: „Weil Händler:innen regelmäßig die Erfahrung machen, mit dem Kfz zum Gewerbe zu fahren, gehen sie davon aus, dass andere, denen sie begegnen, dies genauso tun.“

Allerdings werde die lokale Wirtschaft von einer Neuverteilung des Straßenraums profitieren, selbst wenn dabei Parkplätze verloren gehen, so von Schneidermesser. „Eine angenehme Aufenthaltsqualität sowie Zugang zu Fuß, mit dem ÖPNV oder auch mit dem Fahrrad“ böten die Chance, die lokale Wirtschaft und die Stadtzentren zu stärken. Jedoch müssten die Gewerbetreibenden in Gestaltungsprozesse eingebunden werden, mahnt der Forscher in seiner Studie - zum Beispiel zu Fragen, welche Flächen, zu welcher Zeit und an welchen Orten für den Lieferverkehr benötigt werden.

Diese Woche hatten dutzende Gewerbetreibende bei einer Bürgerversammlung ihren Unmut zu den Plänen des Rathauses artikuliert, dass die Dortustraße zwischen Hegelallee und Brandenburger Straße ab 28. März zur verkehrsberuhigten Zone ohne Parkplätze werden soll. Anlieferverkehr soll weiter möglich sein. Allerdings konnte die Stadtverwaltung für wichtige Detailfragen noch keine Lösung präsentieren. Angesichts dessen fordert die Fraktion „MItten in Potsdam“ für die Januar-Sitzung im Stadtparlament per Dringlichkeitsantrag ein Moratorium für die Dortustraße - also die Umsetzung auszusetzen.

Aus Sicht von Grünen-Vertreterin Hüneke ist das nicht nötig. Sie sagte aber auch: „Es ist klar, dass Einzelregelungen für Handel und Gewerbe erforderlich sind und in einem kleinteiligen Beteiligungsprozess gefunden werden müssen.“

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