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Theoderich Wächter aus Potsdam sammelt und spendet Geräte und Hilfsmittel für Behinderte und Versehrte in der Ukraine.

© Andreas Klaer

Hilfe für die Ukraine: Potsdamer sammelt Rollstühle

Theoderich Wächter engagiert sich in der Ukraine-Hilfe der Caritas. 23 Rollstühle für Krankenhäuser hat er gesammelt – und bringt sie in dieser Woche selbst nach Lwiw.

In Potsdams Garagen sammelt sich so einiges an. Auch die Garage von Theoderich Wächter ist gut gefüllt, allerdings nicht mit Trödel und Erinnerungsstücken, sondern mit Rollstühlen und anderem gebrauchten medizinischen Equipment. Denn der Potsdamer sammelt Spenden für Krankenhäuser in der Ukraine. Die Ausrüstung wird dort wegen des Krieges in großes Zahl gebraucht.

„Das sind 23 Stück“, sagt er, nachdem er die braune Flügeltür geöffnet hat. Auf einigen prangt das Logo des deutschen Medizintechnikherstellers Ottobock. Dazu kommen Rollatoren, ein gebrauchtes Ultraschallgerät, Krücken und medizinisches Verbrauchsmaterial. Das meiste hätten die Potsdamer Sanitätshäuser Maltry und Am Schloss und vier Seniorenresidenzen zur Verfügung gestellt, erzählt er.

In dieser Woche sollen die Hilfsgüter mit einem Transport der Berliner Caritas nach Lwiw gebracht werden. Und Wächter wird dabei sein. „Wir werden wohl ein zweites Fahrzeug brauchen. Da muss ich selbst fahren.“ Die Berliner Caritas unterstützt in der Stadt im Westen der Ukraine ein katholisches Krankenhaus. Die Kooperation hatte man schon vor Beginn der großangelegten Invasion vereinbart. Doch seit Februar 2022 hat sich der Bedarf verändert.

Rund 200.000 Geflüchtete in der Stadt

Lwiw, rund 70 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt, ist eine logistische Drehscheibe. Viele Hilfsgüter werden von dort aus weiterverteilt. Die Stadt hatte früher rund 750.000 Einwohner. In den vergangenen 15 Monaten sind laut UN-Angaben rund 200.000 Binnengeflüchtete dazugekommen. Es werden viele Verletzte aus den Gebieten weiter im Osten des Landes nach Lwiw gebracht – Zivilisten und Soldaten. Obwohl die Front weit entfernt ist, ist es dennoch nicht ungefährlich: Auch Lwiw ist mehrfach mit Raketen angegriffen worden, allerdings seltener als Städte weiter östlich. 

„Es werden auch Prothesen gebraucht“, sagt Wächter. Gebrauchtes Material sei ebenfalls eine große Hilfe. Er kennt sich damit aus. „Meine erste Ausbildung war Orthopädietechniker.“ In der Ukraine werde viel benötigt: orthopädische Hilfsmittel, Prothesen, Stützapparate, Rollstühle und Krücken, Betten und vor allem medizinisches Verbrauchsmaterial.

Für ihn selbst wird es der erste Besuch in der Ukraine nach Jahrzehnten. „Ich bin 1989 durch die damalige Sowjetunion getrampt. Damals war ich auch in Charkiw.“ Die Millionenstadt im Osten der Ukraine ist nur rund 40 Kilometer von der Grenze zu Russland entfernt und wird täglich beschossen.

Er sei in der DDR aufgewachsen, erzählt der 54-Jährige, und habe damals ein positives Bild von der Sowjetunion gehabt. Deshalb sei er 1994 auch für ein Jahr zum Geografiestudium nach Smolensk im Westen Russlands gegangen. „Ich bin euphorisch hingegangen und ernüchtert zurückgekommen.“ Schon damals sei ihm aufgefallen, wie abfällig in Russland oft über Ukrainer oder Menschen aus anderen Ländern gesprochen wurde. Kommilitonen aus Sri Lanka seien überfallen worden. Die Annexion der Krim und der russische Überfall auf den Donbass im Jahr 2014 sei dennoch ein Schock gewesen. „Das hat meine Meinung über das Militär verändert.“ Es sei schon ganz gut, wenn man in der Nato ist.

Es ist heiß an diesem Juninachmittag, Wächter trägt Cargoshorts. An einer der Seitentaschen hängt ein Bändchen in Blau und Gelb, den ukrainischen Farben. „Bei mir hängt auch eine Fahne im Fenster.“ Er wolle Solidarität zeigen. Bisher habe er vor allem gespendet – für Erste Hilfe Rucksäcke über den ukrainischen Pfadfinderverband zum Beispiel. Doch er wollte mehr tun. „Die Not, die durch den Krieg in der Ukraine entsteht, berührt mich sehr.“ Über Bekannte sei er schließlich bei einem Vernetzungstreffen gelandet, bei dem auch ein Vertreter der Caritas dabei war. „Das ist erst zwei Monate her.“ Vielleicht könne man ja noch mehr tun.

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