zum Hauptinhalt
Junge Zuhörer: Wirtschaftswissenschaftlerin Katharina Hölzle doziert vor den Teilnehmern der 11. Kinder-Uni in einem Hörsaal am Campus in Golm.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Klein, aber oho!

Rund 2000 Grundschüler schnupperten am Freitag Hochschulluft. Bei der Kinderuni lernten sie zum Beispiel, wie man Chef wird

Golm - „Chef sein? Das ist doch viel zu viel Arbeit!“, schallt es aus den vorderen Reihen im Hörsaal. „Bei jeder Arbeit ist doch viel Arbeit!“, kontert eine andere Schülerin. Wie man Chef wird, das war das Thema der Vorlesung von Wirtschaftswissenschaftlerin Katharina Hölzle bei der elften Kinderuniversität am gestrigen Freitag. Den jungen Vorlesungsteilnehmern erklärte sie, was man alles lernen muss, um später einmal einen eigenen Betrieb leiten zu können.

Wenn es nach Katharina Hölzle geht, wird das Thema Wirtschaft an den Schulen viel zu wenig behandelt. In ihrer Vorlesung möchte sie die Kleinen überzeugen, dass auch sie etwas schaffen können. Sie fordert die Schüler auf, eine einzigartige Schokolade zu entwickeln und in ihr Heft zu malen. Ob Schoki mit Sushi- oder Pommesgeschmack oder in Form der Universität Potsdam – der Kreativität der kleinen Unternehmer waren keine Grenzen gesetzt. „Ideen haben wir alle. Die Frage ist, was wir aus ihnen machen“, sagt Hölzle.

Früh übt sich – das wussten die insgesamt rund 2000 Dritt- und Viertklässler, die am Freitag bei der Kinderuniversität die Gelegenheit nutzten, einmal Hochschulluft zu schnuppern. Auf dem Campus Golm hatten die Kleinen die Qual der Wahl. Von der Astrophysik bis zur Biochemie reichte das Spektrum der ingesamt 14 Vorlesungen, die auf zwei Staffeln verteilt waren. Nicht nur Potsdamer Schüler drückten die Schulbank für Erwachsene, auch Schulklassen aus Berlin, Nauen, Birkenwerder, Teltow oder Brandenburg an der Havel hatten sich für die Veranstaltung angemeldet.

Unter dem Motto „Klein, aber oho!“ berichteten einige der Wissenschaftler von winzigen Dingen, die Erstaunliches vollbringen. So stellte der Biologe Martin Friemel besonders anpassungsfähige Bakterien vor, der Astrophysiker Christian Stegmann dagegen berichtete von kosmischen Teilchen, die sich mit einer Geschwindigkeit durch das All bewegen, die auf der Erde so nicht möglich wäre.

Eine Idee, die den Alltag für Menschen in ärmeren Regionen der Welt erleichtern kann, hatte der Chemiker Andreas Taubert. Zusammen mit seinem nigerianischen Kollegen Emmanuel Unuabonah hat er herausgefunden, wie man mit Ton und den Samen einer Papayafrucht verschmutztes Wasser billig und effektiv reinigen kann. „Chemie ist ein bisschen wie Kochen. Alles was man braucht, kann man selbst machen – man muss nur wissen, wie“, so Taubert. In seiner Vorlesung unter dem Titel „Sauberes Trinkwasser ist doch selbstverständlich – oder etwa nicht?“ zeigt er, dass man auch mit den einfachsten Sachen viel bewirken kann. „Schöne Ergebnisse bringen nichts, wenn sie nur im Labor rumstehen“, sagt der Chemiker mit einem Lächeln. Um Menschen auf der ganzen Welt helfen zu können, müsse man sie auch nutzen.

Die kleine Hendrike kommt beim Mitschreiben kaum hinterher und schielt eifrig zu ihrer Nachbarin herüber. „Was? Schon vorbei?“, fragt sie sichtlich enttäuscht, als Andreas Taubert seine Vorlesung beendet. Wenn es nach der Schülerin ginge, würde sie im Anschluss gleich die nächste besuchen.

Mareike-Vic Schreiber

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false