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Landeshauptstadt: „Nachtschwärmer“ gewünscht

ViP-Vorschlag Ringbus-Linie auf Kundenforum für neue Ortsteile begrüßt / Forderung nach Spätbussen

Neu Fahrland - Die Havelbusverkehrsgesellschaft (HVG) ist über den Vorschlag einer Ringbuslinie durch den Potsdamer Verkehrsbetrieb ViP offenbar nicht erfreut: Wie der Leiter der Verkehrsplanung der HVG, René Poleske, beim gemeinsamen Kundenforum von ViP und HVG am Donnerstagabend in Neu Fahrland sagte, stünde eine zusätzliche Ringbuslinie zu den bereits bestehenden Buslinien dem entgegen, was die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung von einem neuen Konzept zum Öffentlichen Personen Nahverkehr (ÖPNV) fordert. Demnach „sollte Parallelverkehr vermieden werden, hier aber wird Parallelverkehr aufgebaut“, erklärte Poleske.

Des Verkehrsberater Dieter Doege war mit seinem Vorschlag einer Ringbuslinie, der die nördlichen Potsdamer Ortsteile miteinander verbindet, bei den Ortsbeiräten und zuletzt beim Ortsbeirat von Satzkorn (siehe nebenstehenden Artikel) auf positive Resonanz gestoßen. In Reaktion darauf hatte ViP-Geschäftsführer Martin Weis selbst drei Varianten einer Ringbuslinie ins Spiel gebracht (PNN berichteten), die er auf dem Kundenforum in Neu Fahrland öffentlich vorstellte. Das Angebot ist, wie ein Paarener Anwohner sagte „unbedingt sehr positiv“. Andere Buskunden schienen sich noch nicht freuen zu wollen, bevor der Busring Realität ist. So hatte Berd Kahle, Bereichsleiter Stadt- und Verkehrsentwicklung, denn auch Erwartungen zu dämpfen, das neue ÖPNV-Konzept habe „annähernde Kostenneutralität zu wahren“, also nicht mehr zu kosten als das alte Konzept. Der Busring aber, so Kahle, „wird auch zusätzliches Geld kosten“. Der Vorschlag werde mit den Stadtverordneten geprüft.

Der Mann aus Paaren wünschte sich vom Busring, dass auch Fahrten in den Abendstunden angeboten werden – und sprach eines der zentralen Probleme der Potsdamer aus den neuen Ortsteilen an: Fehlende Spätbusse. „Wir müssen immer eine halbe Stunde vorher aus dem Theater raus, um nach Hause zu kommen“, monierte er. Auf den Bus angewiesene Einwohner der eingemeindeten Dörfer hätten „keine Chance am Potsdamer Kulturleben teilzunehmen“. Gewünscht werde ein „Nachtschwärmer“, der noch spät am Abend von und in die Ortsteile fährt. Hans Becker, der Ortsvorsteher von Uetz-Paaren, wollte das Argument nicht hinnehmen, die Gegend sei zu dünn besiedelt, Spätbusse rechneten sich nicht. Immerhin „zahlen wir als Potsdamer jetzt auch höhere Steuern“. Die anwesenden Uetzer vertraten vehement den Wunsch, die Busse müssten immer auch in den Ort reinfahren. HVG-Planer Poleske sagte, die Busfahrer seien angewiesen, nach Bedarf in den Ort zu fahren. Die Uetzer brachten ein Beispiel, wo ein Fahrer zwei Behinderten verweigerte, den Zwei-Kilometer-Umweg von der B 273 bis nach Uetz zu fahren. „In jeder Herde gibt es ein schwarzes Schaf“, so der Kommentar des Moderators.

Weitere Kritikpunkte des Abends waren: die Erfahrung, dass in der ViP-Geschäftsstelle keine Havelbus-Fahrpläne erhältlich seien („das ist ein Service!“), dass oft anstatt Gelenkbussen zu kleine Busse eingesetzt würden und die Schulkinder keine Sitzplätze bekämen („das ist gefährlich und unbefriedigend“), dass die Havelbus-Gesellschaft mit ihren Fahrern sprechen sollte, denn die bremsten und beschleunigten zu scharf („weniger Schumi“) und dass einige Haltestellen nicht beleuchtet seien und der Schnee auch nicht weggeräumt werde.

Bewegend war das Beispiel eines Mannes, der vor dem Arbeitsplatzverlust steht, weil ein Bus nach dem neuen Fahrplan eine Minute später abfährt, er Tram-Anschlüsse verpasst und der Arbeitgeber einen späteren Arbeitsbeginn aber nicht toleriert. Die Busunternehmen versprachen, sich die individuelle Busverbindung des Mannes anzusehen.

Anwohner aus Sacrow erbaten sich eine bessere Schulbus-Anbindung. Bis dato fahre der Bus am Morgen 6.36 Uhr in Sacrow ab, die Grundschüler seien um 7.05 Uhr in der Schule und müssten bis 7.45 Uhr auf dem Schulhof auf den Unterrichtsbeginn warten. Die Rückfahrt gestalte sich ähnlich langwierig.

HVG und ViP versprachen, die in den Kundenforen gemachten Vorschläge für den neuen Fahrplan zu prüfen.

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