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Kapelle im Turm der Garnisonkirche vor Indienstnahme. Am Ostermontag, 1. April, wird die Nagelkreuzkapelle im Turm der Garnisonkirche mit einem feierlichen Gottesdienst in Dienst genommen. Dr. Jan Kingreen, Pfarrer und Programmvorstand der Stiftung Garnisonkirche, und ein Vertreter der Alexander Schuke Potsdam Orgelbau informieren.

© Andreas Klaer

Potsdamer Garnisonkirchturm: Nagelkreuzkapelle wird am Ostermontag mit Gottesdienst eingeweiht

Am Montag findet die Einweihung der Nagelkreuzkapelle im Turm der Garnisonkirche statt. Proteste sind angekündigt, Kritik gibt es unter anderem an einem Feldaltar.

Noch wirkt sie sehr kahl: Die Nagelkreuzkapelle, die nach jahrelangem Provisorium in den fast fertigen Turm der Garnisonkirche umgezogen ist, stand am Donnerstag erstmals der Presse offen. „Es kommt noch ein Altar, ein Taufbecken, eine Kanzel und eine kleine Kerzenbank hier rein“, sagte Jan Kingreen, Pfarrer und Programmvorstand der Stiftung Garnisonkirche.

Bei dem Altar handelt es sich um eines der wenigen historischen Originalstücke aus der früheren Militärkirche: Ein Feldaltar, an dem einst Soldaten vor Kriegseinsätzen gesegnet worden waren. Die kritische Initiative Lernort Garnisonkirche hatte gefordert, dass der Feldaltar nicht mehr für Gottesdienste genutzt und stattdessen an ein Museum übergeben werden solle.

100
Menschen haben in der Kapelle Platz.

„An diesem Altar haben sich unglaublich viele Menschen schuldig gemacht, aber wir nutzen ihn nicht mehr als Feldaltar, sondern für Friedensgebete“, sagte Kingreen. Man nutze den Feldaltar seit 2011 für Gottesdienste und setze sich kritisch mit dessen Geschichte auseinander. Die Forderung, den Altar in ein Museum zu geben, beantwortete Kingreen mit Hinweis auf die geplante Ausstellung so: „Wir sind ja auch ein Museum.“ Anhand des Altars könne man sehr gut die Geschichte des Ortes erzählen.

Die Kapelle und die Orgel werden am Montag eingeweiht.
Die Kapelle und die Orgel werden am Montag eingeweiht.

© Andreas Klaer

Der Innenraum mit dem acht Meter hohen Deckengewölbe ist modern und schlicht gehalten, die Wände sind mit einer 2,50 Meter hohen Holzverkleidung bedeckt. Früher war dieser Raum nur der Durchgang ins Kirchenschiff. Die hellen und dunklen Fliesen auf dem Boden zeigen den früheren Grundriss: Die Stützwände des Originalturms waren um ein Vielfaches dicker, wie die dunklen Fliesen zeigen.

Der Innenraum zeige klar den architektonischen Bruch mit der Vergangenheit, der von Kritikern immer wieder gefordert worden sei, so Kingreen. Vereinnahmungen von rechts beuge man mit kritischer historischer Aufarbeitung und Bildungsarbeit vor. „Sicher kann man mit der äußeren Hülle des Turmes rechtsextreme Propaganda machen, aber mit dem, was wir hier drinnen machen, kann das nicht passieren“, sagte Kingreen. Künftig sollen in der Kapelle Andachten, Gottesdienste, Taufen und Hochzeiten stattfinden, aber auch Konzerte, Lesungen und Diskussionen.

Proteste parallel zum Eröffnungsgottesdient

Am Ostermontag wird die Nagelkreuzkapelle mit einem Gottesdienst eingeweiht. Für ihn sei das etwas ganz Besonderes, sagte Kingreen: „Im Berufsleben eines Pfarrers nimmt man heutzutage eigentlich keine Kirchen mehr in Dienst, eher macht man welche zu.“ Die Eröffnungspredigt wird Christian Stäblein, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz halten. Auch die neue Schuke-Orgel mit ihren 1460 Pfeifen wird dann eingeweiht: Kreiskantor Björn O. Wiede wird darauf die Bachkantate „Erfreut euch, ihr Herzen“ spielen. Eine Besonderheit stellt der Spieltisch der Orgel dar: Dieser ist nicht fest installiert, sondern kann im Raum verschoben werden.

Alle Plätze für den Gottesdienst sind bereits ausgebucht, etwa 100 Menschen haben in der Kapelle Platz. Aufgrund des großen Interesses wird die Veranstaltung live im Internet gestreamt.

Gegnerinnen und Gegner des Wiederaufbaus haben parallel zum Gottesdienst Proteste angekündigt. Kingreen zeigte sich entspannt: „Was wir hier machen, ist Friedensarbeit. Dazu gehört, anzuerkennen, dass nicht alle Menschen die gleiche Meinung haben.“ Die Stiftung sei sehr lernbereit, so Kingreen.

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