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Plattners Kunst in Potsdam: Neustart in der alten Mitte

Es schien schon verloren, nun klappt es doch noch: Der Potsdamer Mäzen Hasso Plattner baut eine Kunsthalle in Potsdams Mitte. Im Palais Barberini soll eine ständige Ausstellung seiner Sammlung eingerichtet werden - Potsdam wird damit in die oberste Liga der Kunststätten katapultiert.

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Ja, er hat sich Mühe gegeben, zu verbergen, nicht auszusprechen, was ihm doch in der Stimme lag: Abris Lelbach freut sich wie ein Kullerkeks, ist auch stolz darauf, dass ihm gelungen ist, was verloren schien: Hasso Plattner und seine Kunsthalle in die Potsdamer Mitte zurückzuholen, den Mäzen, der ein Uni-Institut gestiftet hat und auch betreibt, der für das Landtagsschloss mehr als 20 Millionen Euro gespendet hat, für diese Stadt zu retten. Lelbach wollte an diesem Mittwoch in seinem Büro in Berlin-Marzahn seine Rolle nicht herausstreichen: „Das ist ein toller Tag für Potsdam“, sagte er nur, „eine großartige Sache für diese Stadt“, „das katapultiert Potsdam unter den Kunststätten in die oberste Liga“, „man muss Hasso Plattner einfach dankbar sein für das, was er dieser Stadt Großartiges antut“.

Lelbach, 52 Jahre alt, gebürtiger Donauschwabe, seit 20 Jahren, wie er es nennt, „zugereister Berliner“, rettet ein Projekt, das so gut wie tot war: Hasso Plattners Kunsthalle. Potsdam, das ist seine Botschaft an diesem Tag, darf sich freuen – und er freut sich mit. Über Plattner, die Kunst, sein Projekt, seinen neuen Partner mit Weltruf und dann schließlich auch über sich: „Ja, natürlich bin ich stolz.“

Plattner und Lelbach tun nun das gemeinsam, was Lelbach eigentlich allein machen wollte: den alten Palast Barberini wiederaufbauen – zumindest in Grundform und mit historischer Fassade. Nur eben nicht als Wohnhaus, sondern als hochmodernes Museum, das – wenn das Konzept so umgesetzt wird wie angekündigt – ein Pilgertempel für Kunsttouristen aus aller Welt werden kann. Plattners Potsdamer Sammlung mit ostdeutscher Kunst der vergangenen 60 Jahre wird der Grundstock sein, eine von drei Etagen belegen, über die sich die 4000 Quadratmeter Ausstellungsfläche erstrecken werden. Die anderen zwei sind internationalen Gastaustellungen gewidmet. Plattner hatte schon vor einem Jahr angekündigt, was er dort zeigen will: Wechselausstellungen zu internationaler Kunst. „Durch meine Amerika-Aktivitäten habe ich dorthin natürlich ganz besondere Kontakte. Daher wird es unter Garantie eine Ausstellung zu amerikanischer Malerei des 20. und 21. Jahrhunderts geben.“

Den Anfang aber soll ein Paukenschlag machen: Eine Ausstellung des französischen Ex- und Impressionismus. Dessen Vertreter lassen Liebhaber mit der Zunge schnalzen: Renoir, Gauguin, Monet oder Manet. Welche Werke zu sehen sein werden und woraus die Schau bestückt werden soll, blieb zwar offen. Aber bekannt ist, dass Plattner selbst diese Kunstrichtung sammelt – und auf dem Kunstmarkt regelmäßig mit Sammlern wie Microsoftgründer Bill Gates um Werke konkurriert. Lelbach mag sich nicht näher äußern – sagt nur, dass es etwas Großes wird, dass man sich der Strahlkraft dieses Museums noch gar nicht bewusst sein könne.

Ob er es selbst schon weiß? „Ich weiß es nicht, wir haben jetzt in erster Linie viel zu arbeiten und vorzubereiten.“ 20 Mitarbeiter sind mit den Umplanungen für das Barberini-Projekt derzeit befasst, sagt Lelbach. Seit mehr als zwei Jahren beschäftigt er sich selbst mit dem Projekt, das ursprünglich gar nicht das seine war. Er hat es übernommen, weil die Potsdamer Hotelbesitzerin Gertrud Schmack, die erst den Zuschlag für den Barberini-Aufbau bekommen hatte, keinen Investor für ihr Hotel-Projekt fand. Im August 2012 rückte Lelbach als Zweitplatzierter im Bieterverfahren nach und plante zwar auch eine öffentliche Nutzung, vor allem aber Wohnungen. Nun plant er um. Wie teuer das alles wird, das weiß er noch nicht: „Wir rechnen noch – das wird sich zeigen.“ Ein Museum hat er auch noch nicht gebaut. „Das ist hochkomplex – nicht nur die Sicherheits-, vor allem die Klimatisierung eines solchen Baus.“

Noch komplexer erscheint dem Investor aber wohl die Stadt. Er hat Potsdam kennengelernt, bewegt sich seit Jahren in der Landeshauptstadt – und weiß, dass diese für Investoren ein Minenfeld ist. Er traut dem Frieden in den Verwaltungen noch immer nicht so recht. Er weiß noch nicht, ob nicht doch wieder eine Diskussion um irgendeine Nebensache aufbricht und das Projekt zu Fall bringt. Lelbach ist vorsichtig. „Ich freue mich erst, wenn wir von der Stadt und den Stadtverordneten am 5. Juni die für das Museum nötigen Änderungen an den Bauplänenen genehmigt bekommen haben.“

Lelbach hat viel dafür getan, dass diesmal nicht das passiert, was Hasso Plattner widerfuhr, als dieser vor einem Jahr seine Pläne für den Abriss des Mercure-Hotels und seine geplante moderne Kunsthalle vorstellte – eben eine dieser Potsdamer Diskussionen. Er hat am Dienstagabend die Fraktionschefs der Stadtfraktionen eingeweiht – sie sollten es vor der Presse erfahren. Nicht zuletzt, weil der Weg durch den Palast zum Havelufer wegfallen soll. Das müssen die Stadtverordneten absegnen.

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