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Kultur: Fest der Gemeinsamkeit

Jordi Savall und Hesperion XXI in der Friedenskirche

Dieses Konzert war eine Herausforderung. Denn Jordi Savall und sein Ensemble Hesperion XXI hielten sich am Samstagabend zurück mit instrumentalen Ausflügen in die Welt und Geschichte zwischen Orient und Okzident. Bei dem Konzert unter dem Titel „Kataklysmos. Eine mitreißende musikalische Flutwelle aus Zypern“ stand der Gesang im Vordergrund, vertreten durch Irini Derebei aus Griechenland, Gürsoy Dinçer aus der Türkei und Lior Elmaleh aus Israel. Traditioneller Gesang, wie er in hiesigen Konzerthäusern nur selten zu hören ist und in der Länge von über zwei Stunden eine Herausforderung ist. Eine Herausforderung, der sich die Zuhörer in der ausverkauften Friedenskirche gern stellten.

Mit „Kataklysmos“ verwies Savall auf den gleichnamigen griechisch-orthodoxen Feiertag auf Zypern, der an die Legende von der Sintflut erinnert. Gleichzeitig zeigt die lange Jahre geteilte Insel das Drama der regionalen und religiösen Konflikte zwischen Orient und Okzident wie unter einem Brennglas auf. Jordi Savall, der seit vielen Jahren schon beweist, dass die Musik hier als etwas Gemeinsames wirkte und wirken kann, zeigte auch an diesem Abend auf faszinierende Weise, wie nah sich die Kulturen sein können. Ob Volkslied oder religiöser Gesang, ob Liebes- oder Tanzlied, hier fanden alle zueinander. Und so war es das Beste, das Programmheft mit den deutschen Übersetzungen der Texte beiseitezulegen und sich von der Melodie der fremden Sprachen tragen zu lassen, von dem ungewohnten Klang der Instrumente wie Oud, Kanun und Ney. Denn manchmal kann Textverständnis auch störend sein. Und so fanden die mal klagenden und flehenden, dann wieder kokettierenden und jubilierenden Stimmen von Irini Derebei, Gürsoy Dinçer und Lior Elmaleh bei aller Eigenheit wie ganz selbstverständlich zueinander. Wobei die Duette von Irini Derebei und Dinçer zu kleinen Höhepunkten wurden. Dazu diese fremde Klangwelt, die einem bald schon nicht mehr so fremd erschien. Ein berührendes Fest der Harmonie und Gemeinsamkeit. D.B.

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