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Kultur: Klein, fein und vor allem international

Ticketgalerie wird ab morgen zur Inter-Galerie / Neuer Galerist ist Erik Bruinenberg

Ticketgalerie wird ab morgen zur Inter-Galerie / Neuer Galerist ist Erik Bruinenberg Morgen öffnet Potsdams Ticket-Galerie unter neuem Namen und mit neuem Leiter. Der umtriebige Galerist Erik Bruinenberg nimmt sich künftig der Ausstellungsräume des Nikolaisaals an. Zum Auftakt seiner „Inter-Galerie“ holte er Jan Commandeur nach Potsdam, einen Landsmann aus den Niederlanden. Bereits im Waschhaus, wo Bruinenberg zehn Jahre das Ausstellungsgeschäft betrieb, zeigte Commandeur seine kraftvollen, abstrakten Bilder. Er gehört zu den wenigen Malern seines Landes, die von ihrer Kunst auch leben können. Sogar das niederländische Königshaus erwarb bereits eines seiner Werke. Somit gibt es also einen „geadelten“ Auftakt für die neue, alte Galerie, die bislang eher vom Schicksal gebeutelt wurde. Mit Mike Gessner und Markus Richter hatten sich zuvor zwei namhafte Galeristen bereits an ihr verhoben, auch die Bespielung durch wechselnde Hände konnte kein Publikum ziehen.Bruinenberg, ein „kampferprobter“, alter Hase in seinem Metier, sieht dennoch gute Chancen zum Gelingen. „Die jetzige Situation ist viel anders als bei meinen Vorgängern. Die einst tote Ecke in der Wilhelm-Staab-Straße ist wiederbelebt, der Nikolaisaal inzwischen eine bekannte Adresse, auch in Berlin. Und wer sich für Musik interessiert, hat vielleicht auch ein Auge für die Bildende Kunst.“ Im Waschhaus habe er es da sehr viel schwerer gehabt, beim Zielpublikum Jugend mit kopflastiger Kunst zu landen. Stand ihm dort, auch durch die Russenhalle, ein ausladender Platz für seine spektakulären Installationen zur Verfügung, muss er sich jetzt eher bescheiden. „Klein, aber fein“, lobt er dennoch die „wunderbaren Räume“. Die Situation unterscheide sich aber auch in anderer Hinsicht vom Waschhaus: Wurde die Galerie in der Schiffbauergasse zu hundert Prozent gefördert, muss Bruinenberg jetzt von der Galerie leben und sich mit den verkauften Arbeiten sein „kleines Brot“ verdienen. Aber er habe ja die Herausforderung gesucht. Zum Anschub dieses Unterfangens gewährte ihm die Stadt eine Fördersumme von insgesmat 10 000 Euro für die ersten 18 Monate. Danach muss Bruinenberg die Galerie allein stemmen. Zunächst unterschrieb er mit der Stadt einen Vertrag über zweieinhalb Jahre. Es steht ihm aber auch mit dem Nikolaisaal ein Kooperationspartner zur Seite, der für Miete und Betriebskosten aufkommt. Ob es gemeinsame Projekte geben werde, darüber werde zu verhandeln sein. Zur morgigen Eröffnung spielt jedenfalls eine Band und die Technik dazu stellt der Nikolaisaal. „Wenn auch von dort ein Stück Kreativität auf mich zukommt, werde ich gern zusammen arbeiten.“ Jetzt muss er sich aber erst einmal den Gegebenheiten anpassen, das heißt auch, eine zweimonatige Sommerpause akzeptieren. Vier Ausstellungen vorher, vier nachher – so seine Vorstellung. Da wird es nicht, wie jetzt, bei einer „braven“ Ausstellung mit Bildern und kleinem Schildchen drunter bleiben. Schon die nächste Künstlerin wird diese Form aufbrechen: Die in New York lebende Polin Monika Weiss zeigt dann Performances und Installationen. Gespannt darf man auch auf eine politisch gefärbte Ausstellung mit zwei Künstlern aus Bagdad sein oder auf den aus New York kommenden Fotografen Dan Wesker, der jetzt in Leipzig lebt. Den Akzent legt die Galerie auf das Internationale, auf das, was bislang in Potsdam etwas fehle. Inter-Galerie heiße aber nicht nur, dass internationale Künstler hier ein „Zu Hause“ finden, von hier aus sollen auch weitere Projekte gestöpselt werden. Derzeit bereitet Erik Bruinenberg im Raum Neuruppin/Wittstock das Projekt „Bombodream“ vor, auch nach New York spinnt er nach einer Ausstellung mit dem Potsdamer Maler Steffen Mühle weitere Fäden. „Inter-Galerie heißt für mich Austausch und ist auch im Sinne von Internet oder Intermedia gedacht.“Mit Jan Commandeur hat er jedenfalls einen Gleichgesinnten ins Boot geholt, der zwar auf einem Bauernhof groß geworden ist, aber sich längst den Wind der großen weiten Welt um die Nase wehen ließ. Er arbeitete zwei Jahre in New York und auch lange Zeit in Berlin. Die 14 jetzt in Potsdam gezeigten Arbeiten sind alle in den vergangenen zwei Jahren entstanden. Es sei vor allem die Landschaft, die ihn derzeit inspiriere. Commandeur lässt seine expressiven, spannungsgeladenen Farbgiganten ganz allmählich wachsen. Wie bei den alten Meistern trägt er Schicht auf Schicht auf, um mit dem unverbrauchten Blick vom nächsten Morgen auf einen neuen Punkt zuzugehen. Dabei arbeitet er an mehreren Bildern gleichzeitig. Dort tobt das Dunkle, hier das Luftige. „Beides wird im Miteinander stärker. Es ist wie in der Musik, die von den hohen und tiefen Tönen lebt.“ Jan Commandeur geht seit seinem Studium konsequent den Weg der abstrakten Malerei, gehörte im „Atelier 63“ zu den ausgewählten Studenten, die von renommierten Künstlern betreut wurden. Heute wird er von den besten Galerien Hollands vertreten. Nun hofft er, dass sich auch die Potsdamer in seine Fantasiewelt hinein leben können. Heidi Jäger Eröffnung morgen um 16 Uhr.

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