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Peter Schwenkow (hinten) will 2011 am Templiner See Oper zeigen. Mit von der Partie sind die Dirigentin Judith Kubitz (v.l.), Katharina Thalbach als Regisseurin und Tenor Musa Nkuna.

© Andreas Klaer

Potsdamer Seefestspiele: Die Mozartwelle

Bei den neuen Potsdamer Seefestspielen wird die "Zauberflöte" auf einer schwimmenden Bühne gezeigt. Neben Regisseurin Katharina Thalbach und Dirigentin Judith Kubitz ist auch Guido Westerwelles Lebensgefährte Michael Mronz mit im Boot.

Der Mann weiß, worauf er sich einlässt. Christoph Dammann ist gelernter Opernsänger, hat schon zu Studienzeiten in Lübeck eine Off-Operntruppe gegründet und reiste als Solist wie auch Dirigent durch die Lande, bevor er ins Kulturmanagement wechselte. Nach Stationen als künstlerischer Betriebsdirektor am Landestheater Mecklenburg und Intendant der Kölner Oper leitete er zuletzt die Nationaloper in Lissabon, bis ihm der Schlingerkurs der portugiesischen Politik dann doch zu bunt wurde. Seit Sommer wohnt Christoph Dammann in Potsdam – und hier will er im kommenden Jahr auch sein großes Herzensprojekt verwirklichen: ein Freiluftfestival am See nach dem Vorbild der Bregenzer Festspiele.

Weil aber Oper so ziemlich das Teuerste ist, was man künstlerisch auf die Beine stellen kann, brauchte Dammann für die Verwirklichung seines ehrgeizigen Plans einen finanziell potenten Partner. Er fand ihn in Peter Schwenkow, dem Chef der Deutschen Entertainment AG. Der ist seit langem davon überzeugt, die Zukunft des Live-Entertainment läge in der Klassik. Mit massenkompatiblen Stars wie dem Geiger David Garrett oder spektakulären Events à la Netrebko und Co. in der Waldbühne macht Schwenkow in der Tat mittlerweile einen Gutteil seines Umsatzes. Mit im Boot sind auch Guido Westerwelles Lebenspartner, der Medienmanager Michael Mronz, sowie der Berliner Konzertveranstalter Burghard Zahlmann.

Dass sich Schwenkow für die Idee der „Seefestspiele Potsdam“ begeistern ließ, mag auch daran gelegen haben, dass der gut vernetzte Dammann spannende Künstler aufbieten kann. Keine Geringere als Alleskönnerin Katharina Thalbach wird zum Start des neuen Potsdamer Festivals im August 2011 Mozarts „Zauberflöte“ inszenieren. Der Tagesspiegel und die Potsdamer Neuesten Nachrichten sind Medienpartner. Das Bühnenbild entwirft Momme Röhrbein, mit dem Thalbach zuletzt an der Deutschen Oper Berlin Rossinis „Barbier von Sevilla“ in eine total überdrehte Koloraturkomödie verwandelt hat. Für die Abräumerrolle des Vogelfängers Papageno schließlich ist der – auch aus dem Fernsehen – wohlbekannte Schauspieler Guntbert Warns vorgesehen.

Der größte Coup aber ist der Spielort des Spektakels: Im Templiner See vor der Halbinsel Hermannswerder soll eine 1200 Quadratmeter große schwimmende Ponton-Bühne errichtet werden, am Ufer entstehen Tribünen, von denen jeweils 4800 Besucher das musiktheatralische Treiben verfolgen können. Die Halbinsel liegt nahe genug am Potsdamer Hauptbahnhof, um problemlos mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar zu sein, und dennoch idyllisch genug, um die Besucher zum Picknicken zu verlocken. Die Pause wird nämlich bei der Potsdamer „Zauberflöte“ eine Stunde dauern – auch aus Gründen der Toiletten-Logistik. Während die Aufführungen am Bodensee grundsätzlich ohne Unterbrechung gespielt werden, will Dammann seinen Gästen nicht nur genug Zeit zum Austreten, sondern auch zum Speisen im Freien und Lustwandeln unter alten Bäumen geben.

Christoph Dammann will übrigens nicht als großer Zampano in Potsdam einreiten, der den Brandenburgern mal zeigt, wie man Kultur ohne Subventionen auf die Beine stellt. Im Gegenteil: Er hat sein Seespektakel bewusst in der Zeit vom 11. bis 28. August platziert, mit angemessenem Abstand zu den traditionsreichen Musikfestspielen Sanssouci. Und auch die Kammeroper Schloss Rheinsberg hat im August bereits den größten Teil ihrer Spielzeit hinter sich.

Bei der Wahl des Orchesters setzt Dammann auf lokale Kräfte: Er hat die exzellente Kammerakademie Potsdam verpflichtet. Als Dirigentin konnte Judith Kubitz gewonnen werden, die ihre Karriere am Staatstheater Cottbus begann und mittlerweile Kapellmeisterin in Schwerin ist. Die Solistenrollen werden mit jungen Sängern besetzt.

Dass Dammann in der Lage ist, erfolgreich ein Freiluftevent aufzuziehen, hat er bereits 1999 bewiesen, als er in Neustrelitz mit einem Stück über Königin Luise die Bespielung des Schlossparks initiierte. Die sommerlichen En-Suite-Operetten sind mittlerweile das größte touristische Pfund, mit dem das mecklenburgische Residenzstädtchen wuchern kann.

Weitere Informationen unter Telefon 01805/969 000 555 sowie im Internet unter www.deag.de

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