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Brandenburg: Potsdamer Taxifahrer: One way street = Einbahnstraße

"Turn left, turn right, straight on", klingt es rhythmisch aus den Räumen der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Potsdam. Und dabei handelt es sich keineswegs um eine Aerobicstunde.

"Turn left, turn right, straight on", klingt es rhythmisch aus den Räumen der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Potsdam. Und dabei handelt es sich keineswegs um eine Aerobicstunde. Taxifahrer der Landeshauptstadt büffeln Englisch. Potsdam bereitet sich auf seine internationalen Gäste vor. Neue Schilder werden an Baustellen angeschraubt und sogar ein neues Logo soll an einigen Taxis bis zum Beginn der Bundesgartenschau (Buga) am 21. April kleben: "English spoken", hier wird englisch gesprochen, lautet die Message. "Denn eine fließende Kommunikation kurbelt auch das Geschäft an", erklärt Harry Kortschlag, Geschäftsführer der Taxi Adlerfunk GmbH aus Potsdam. Er hofft, dass die Buga mehr als eine halbe Million englisch sprechende Besucher anlockt. Das Taxi-Business ist hart. Um sich am Markt so gut wie möglich zu positionieren, will sich etwa jeder dritte Fahrer von den 17 zusammengeschlossenen Unternehmen in der Weltsprache schulen, sagt Kortschlag.

Die ersten zehn Teilnehmer eines 15-stündigen Intensivkurses der IHK wollen ihre Gäste nicht weiterhin höflich schweigend durch die Sanssouci-Stadt kutschieren. Auch Andrea Rökendt hat es satt, mit Händen und Füßen zu erklären, wann die Schloss-Landschaft gebaut wurde und wer dort lebte. "Zwar habe ich es bisher auch immer so hingekriegt, aber das ist wahnsinnig anstrengend", sagt die 26-jährige Taxifahrerin. Auch Langenscheidts "Ohne Wörter Buch" mit Zeigebildern für Weltenbummler kann sie dann im Bücherregal verstauben lassen. Oder besser noch: Unterm Fahrersitz - man weiß ja nie.

Der Taxifahrerin ist nämlich noch immer etwas mulmig. "Die 15 Stunden reichen bestimmt nicht aus, um mal eben so locker zu parlieren", sagt die Chauffeurin. Aber für einen Small-Talk, der seinen Inhalt auf Wege, Fahrtpreise und Sehenswürdigkeiten beschränkt, soll der Englisch-Crash-Kurs ausreichen.

"Nauener Gate = Nauener Tor, Einstein Tower = Einsteinturm", sagt die Englisch-Lehrerin vor und verteilt einen Potsdamer Stadtplan in englischer Sprache. "Die Amis brabbeln ja auch immer so schnell, dass man erst recht nichts versteht", flüstert eine Teilnehmerin ihrem Kollegen zu. Vielleicht kann man sich ja genauso durchs Leben murmeln? Andrea Rökendts Kollege kam erst einige Tage zuvor ins Schwitzen, als er zwei Engländer bei einem Hotel absetzte und ihm über Funk mitgeteilt wurde, dass er den beiden mitteilen solle, dass der Termin zur Rückfahrt am kommenden Morgen um 6.20 Uhr sei. "Da musste ich mir eine Helferin von der Rezeption holen, aber auch diese hat erst einmal mit einem Wörterbuch hantiert", sagt Andreas Kühnast.

"Nicht nur den Besuchern aus aller Welt, die zur Bundesgartenschau erwartet werden, auch dem sonstigen internationalem Tourismus ist geschuldet, die englische Sprache zu erlernen", sieht Harry Kortschlag ein, der selbst am Intensivkurs teilnimmt. Er schließt nicht aus, mit Kollegen später vielleicht noch Französisch oder Spanisch zu erlernen. Fließend russisch oder bulgarisch sprechende Mitarbeiter befinden sich bereits in seinem Team.

"Die Taxifahrer sind lernbereit", lobt Hannelore Lambrecht, die Organisatorin der IHK-Kurse in Potsdam. Für zwei weitere Intensivkurse liegen ihr schon Anmeldungen vor. Potsdamer Busfahrer zeigen hingegen weniger Interesse am Englischkurs. "Obwohl wir uns bemühten, auch sie zu schulen, sind wir bisher auf keine Resonanz gestoßen."

Dorothea Flechsig

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