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PRO & Contra: Ein Platz für Benno Ohnesorg?

Einen Platz oder eine Straße nach Benno Ohnesorg zu benennen: Das wäre eine tiefe Verbeugung vor dem Opfer brutaler, sinnloser Staatsgewalt, die wir so nicht wieder erleben wollen. Ohnesorg war kein Aktivist der Studentenbewegung, aber sein Tod hat dem jugendlichen Aufbegehren ein Gesicht gegeben.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Einen Platz oder eine Straße nach Benno Ohnesorg zu benennen: Das wäre eine tiefe Verbeugung vor dem Opfer brutaler, sinnloser Staatsgewalt, die wir so nicht wieder erleben wollen. Ohnesorg war kein Aktivist der Studentenbewegung, aber sein Tod hat dem jugendlichen Aufbegehren ein Gesicht gegeben. Vielleicht auch eine andere Richtung, eine stärkere Entschiedenheit. Es war eine Zäsur. Der 2. Juni 1967, als der Student bei einer Demonstration an der Deutschen Oper von einem Polizisten erschossen wurde, wirkt bis heute nach. 30 Jahre später erschüttert das Foto des Sterbenden. Ein ehrendes Andenken hat dieser Mann verdient. Den Platz dafür gäbe es auch. Am Ort der Tat, am Ort des Todes. Ein stiller Ort der Erinnerung. Die liberalen Charlottenburger hätten wohl nichts dagegen. Das Berliner Straßengesetz steht einer Benennung nach Benno Ohnesorg auch nicht entgegen. Es mag zwar Menschen geben, die gutheißen, wie ein starrköpfiger Staatsapparat damals mit aufmüpfigen Leuten umging. Die sollten es offen sagen und nicht formale Gründe vorschieben. Ulrich Zawatka-Gerlach

Wieso muss es immer eine Straßenbenennung sein? Skandalöserweise wurde gerade gegen den Willen der Anwohner ein Name im Stadtplan amputiert, der Jahrhunderte existierte: Aus populistischen Erwägungen wurde Koch in Kreuzberg durch Dutschke ersetzt. Die Kochstraße, das Zeitungsviertel, jeder kannte es. Ob das den Geehrten ehrt, ist fraglich. Anderes Beispiel: die Gegend um den Hauptbahnhof. Dort hängen viele Straßenschilder mit einem Frauennamen. Doch unbekannte Menschen werden nicht bekannter durch ein Straßenschild, sorry Frau Jaschke, Frau Trebe, Frau Paulus und wie sie alle heißen. Nun haben in Charlottenburg einige die Idee, Benno Ohnesorg zu ehren. Fraglos ist Ohnesorg eine Person der Zeitgeschichte, die geehrt gehört. Deshalb gibt es vor der Deutschen Oper auch ein Denkmal für ihn. Polizeipräsident Glietsch hat sich zu Recht für das damalige Vorgehen der Polizei entschuldigt. Aber nun noch ein Ohnesorg-Platz? Zu viel des Guten. Die Straßenumbennungsinflation gehört insgesamt gestoppt. Jörn Hasselmann

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