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Sanssouci: Pantoffeln sind Geschichte

Besucher dürfen das Neue Palais ab 2011 in Straßenschuhen erkunden. Doch zuvor müssen sie eine 10 Meter lange "Sauberlaufzone" passieren. Wie das Schloss Sanssouci wird nun auch das Neue Palais mit braunen Teppichläufern ausgestattet.

Im Schloss Sanssouci sind sie seit zwei Jahren Geschichte, am Neuen Palais demnächst auch: Die früher üblichen Filzpantoffeln. Denn ab Saisonbeginn 2011 können Besucher des Neuen Palais ihre Straßenschuhe anbehalten – dank eines speziellen „Laufstegs“, sagt Restauratorin Susanne Alimoradian. Sie leitet in der Schlösserstiftung eine Arbeitsgruppe für den Schutz der Marmor- und Holzfußböden. Ihr gehören Denkmalpfleger, Schlosskastellane, Restauratoren und eine Verwaltungsmitarbeiterin an.

Die Gruppe hatte ihre Tätigkeit mit einem Pilotprojekt für das Weinbergschloss begonnen. Hier wurde vor dem Besuchereingang eine sogenannte „Sauberlaufzone“ zur Reinigung der Schuhe angelegt. Der etwa zehn Meter lange Laufsteg besteht aus einer Klinker-Pflasterung und in die Laufstrecke eingefügten Borstenabtretern. Sie sind an die Regenentwässerung angeschlossen und können zum Säubern herausgenommen werden. Im Vorjahr wurden die Besucherlaufwege durchs Schloss dann mit bräunlichen Läufern ausgelegt. Sie verdecken zwar einen Teil der kostbar gearbeiteten Fußböden, sichern aber ihren Schutz.

Die Verlegung der Teppichläufer, verbunden mit deren sorgfältiger Pflege, habe sich sehr bewährt, erklärte Susanne Alimoradian. Deshalb werden sie mit Saisonbeginn 2011 nun auch im Neuen Palais eingeführt. Vor den Besuchereingängen des größten Potsdamer Königsschlosses wurden schon in dieser Saison Gummiwabenmatten ausgelegt. Sie erfüllen den gleichen Zweck der Vorreinigung der Schuhe wie der „Laufsteg“ vor Schloss Sanssouci. Die Schutzmaßnahmen dienen auch der großen Friedrich-Ausstellung, die zum 300. Geburtstag des Preußenkönigs 2012 im Fürstenquartier gezeigt wird. Dann werden Zehntausende zusätzliche Besucher erwartet.

Alimoradians Projektgruppe war 2004 gebildet worden. Damals gab es Expertenwarnungen, dass Pantoffeln keinen geeigneten Schutz für die Fußböden bieten. Aus ihnen rieselt der an den Schuhen mit hineingetragene Sand hinten heraus und setzt sich dann in den Sohlen der Nachfolgenden fest. Da man in Pantoffeln nicht richtig gehen kann, sondern eher schlurfen muss, wirken die Sohlen der Pantoffeln wie Schleifpapier auf dem Boden, was zu anhaltender Beschädigung führen kann.

Wie Restauratorin Alimoradian erklärte, sollen die Schutzmaßnahmen auf weitere Schlösser ausgedehnt werden. Das Problem betrifft insgesamt 3500 Quadratmeter Fläche in Schloss Sanssouci, im Neuen Palais, im Marmorpalais und in der Friedenskirche. Möglich sind jedoch auch andere Lösungen. So wurde in der Bildergalerie über die erhaltenen Reste des historischen Steinfußbodens eine Glasbrücke gezogen. Einen besonderen Vorschlag verwirklicht die Stiftung im sogenannten Tassenkopfzimmer des Neuen Palais. Für dessen kostbaren, mit Blumenintarsien geschmückten Holzfußboden wurde aus Echtholz eine detailgetreue Kopie angefertigt, die über das Original gelegt wird. Die Zeit der Schlosspantoffeln, von denen etwa 1100 Paar für die Besucher bereitstehen, nähert sich dem Ende. Sie sind übrigens bereits auf einem um 1870 entstandenen Foto des Raffaelsaals der Orangerie zu erkennen, haben also eine 140-jährige Tradition.

Auch die Problematik des Abschleifens der Fußböden war bekannt. In den Kellern des Neuen Palais wurde eine Maschine gefunden, die der Pantoffelreinigung diente. In dieser wurden die Überschuhe mittels elektrisch betriebener Lederriemen „ausgeklopft“. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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