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Brandenburg: Schlösser von Welt

Claus-Dieter Steyer

Die manchmal beängstigend wirkende Stille in den Brandenburger Weiten verhilft dem Land plötzlich zu einem überraschend neuen Image. Es eignet sich offenbar vorzüglich für Tagungen und Konferenzen auf hoher Ebene. Die heute auf Schloss Genshagen beginnende Klausur des Bundeskabinetts reiht sich auf einer beachtlich gewachsenen Liste hochkarätiger Veranstaltungen ein. Neuhardenberg im Oderbruch schrieb Geschichte mit den Beratungen der rot-grünen Bundesregierung über die Agenda 2010 und ihre Hartz-IV-Gesetze, Schloss Hubertushöhe in Storkow erlebte deutsch-französische Regierungsgespräche, die im Herbst 2005 in Rheinsberg eine neue Auflage erleben sollten. Präsident Jacques Chirac wurde krank, deshalb wurde das Treffen verschoben. Auch Genshagen sah schon deutsch-französische Prominenz. Frankfurt (Oder) kennen seit der Wende alle polnischen Präsidenten und Regierungschefs. Potsdam wiederum lockte mit seiner Schlösserpracht auch Bill Clinton und die Queen.

Den besten Beweis für die neue Brandenburger Gastgeberrolle aber liefert das Dorf Meseberg nördlich von Oranienburg. Hier richtet die Bundesregierung ihr Gästehaus ein. Da gibt es beste baulichen Voraussetzungen – eine bayerische Stiftung baut ein schmuckes Schloss zur Nobelherberge um. Zwar erfüllten die Meseberger zunächst alle Klischees vom sturen, verschlossenen und auf den ersten Blick skeptisch gegenüber Fremden eingestellten Mitmenschen. Aber spätestens beim zweiten Gespräch zeigten die meisten Menschen ein offenes Gesicht. Gastfreundschaft ist ihnen wie der großen Mehrheit der Brandenburger ein Begriff, allen Vorurteilen zum Trotz.

Die neue Offenheit ist nicht zuletzt angesichts der vielen fremdenfeindlichen Vorfälle im vergangenen Jahrzehnt bitter nötig, die das Brandenburg-Bild überregional prägen. Nun kommt es darauf an, aus dem Trend weiter Kapital zu schlagen. Auch für den Tourismus, und zwar nicht nur von Kabinettsmitgliedern.

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