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Flatowturm

© Claus-Dieter Steyer

Schöne Aussichten: Babelsberg von oben herab

Heute wird der sanierte Flatowturm eröffnet – mit ungewohnten Aussichten auf Park und Potsdam.

Wenn die beiden genialsten Gartenbaukünstler des 19. Jahrhunderts nacheinander dieselbe Anlage gestalten, muss einfach ein Prachtstück herauskommen. Genau das ist der Park Babelsberg einst gewesen. Doch der Bau der Mauer und unpassender Universitätsgebäude sowie Vandalismus und Vernachlässigung haben dem Kunstwerk von Peter Joseph Lenné und Hermann Fürst von Pückler-Muskau zwischen 1961 und 1990 arg zugesetzt. Schrittweise erhält er seitdem seine Schönheit zurück. Den besten Überblick bietet der ab dem heutigen Sonntag wieder geöffnete Flatowturm. Auf fünf Etagen zeigt er originalgetreu restaurierte königliche Räume und Ausstellungen über Park und Turm. Der Titel der Schau lautet: „Schöne Aussichten!“

Im Jahre 1833 hatte Lenné mit der Gestaltung des Babelsberges zu einem Landschaftspark begonnen. Mit einem raffinierten Wegesystem verband er verschiedene Aussichtspunkte und das Schloss miteinander. Doch zehn Jahre später musste Lenné das Feld ausgerechnet für seinen Konkurrenten Hermann Fürst von Pückler-Muskau räumen. „Pückler wollte unbedingt die beste Potsdamer Anlage schaffen und seinen Widersacher übertrumpfen“, sagt der Gartendirektor der Schlösserstiftung, Michael Rohde. „Hier nutzte er seine Erfahrungen aus seinen Parkschöpfungen in Branitz und Muskau.“ Doch im Unterschied zu Muskau an der Neiße habe er in Babelsberg die Stadt für den Spaziergänger nicht verschwinden lassen, sondern sie ganz bewusst ins Blickfeld gerückt. Gerade die oft verblüffenden Sichtachsen machten den besonderen Reiz des Pücklerschen Bergparks aus, meint Rohde.

Seinen Namen erhielt der Turm vom westpreußischen Gut Flatow, aus dessen Einnahmen der Kronprinz und spätere Kaiser Wilhelm I. den Bau finanzierte. Vom Balkonzimmer entdeckt man eine geradezu grandiose Sichtachse: Wie auf einer Perlenkette aufgereiht, erscheinen die Wetterfahne des Turmanbaus, die Spitze des Wasserbeckens, das Marmorpalais und die beiden Türme des Belvedere auf dem Pfingstberg. Auf der gegenüberliegenden Seite führt die Achse bis zum Jagdschloss Stern.

Heute sind fast alle damals in die Landschaft gerissenen Narben verheilt. Im Park selbst gibt es noch einige Ecken, die erst in den nächsten Jahren wieder ihre alte Schönheit zurückerhalten. Der Chef der Schlösserstiftung, Hartmut Dorgerloh, verspricht aber noch einen Höhepunkt für dieses Jahr: „Der Geysir wird wieder sprudeln.“ Die Fontäne schoss erstmals am 25. Mai 1845 rund 40 Meter hoch nach oben und war lange Zeit, wie das ganze Bewässerungssystem aus den Zeiten von Lenné und Pückler, völlig kaputt.

Der Flatowturm mit der Ausstellung „Schöne Aussichten“ im Park Babelsberg ist sonnabends und sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet zwei Euro. Am heutigen Sonntag gibt es zwischen 13 und 17 Uhr Führungen durch den Park und Kinderprogramme. Informationen unter Tel. 0331/96 94 200, www.spsg.de

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