zum Hauptinhalt

SERIE WENDEKalender: 20. Mai 1989

In der DDR wird zu viel gearbeitet – und Soziologen sorgen sich.

Die Ostdeutschen arbeiteten zu lang, durchschnittlich neun Stunden am Tag, von 6 Uhr 30 bis 16 Uhr. Anschließend müssten sie sich zu Hause als Heimwerker betätigen, wegen der schlechten Dienstleistungen, oder im Garten Gemüse züchten und Tiere füttern, um die Versorgungslage zu verbessern. „Insgesamt jeder vierte Haushalt hält Nutztiere zum Nebenerwerb“, berichten DDR-Soziologen. Abends würden die Menschen nur noch ausgebrannt vor dem Fernseher sitzen, statt eine sozialistische Kultureinrichtung zu besuchen. Auf lange Sicht, sagen die Soziologen, habe das „Folgen für die Reproduktion der Individuen“. Die Konsequenz: Arbeitszeitverkürzung auf 40 Stunden pro Woche. Dies sei überfällig.

Neuköllner Oberschüler haben eine Klassenfahrt in die DDR gemacht. Sechs Tage in Ost-Berlin, Leipzig, Weimar und Jena. Überrascht wurden sie in Leipzig. In der Diskothek „Der heiße Keller“ liefen „Models in durchsichtiger Nachtwäsche für den Westbesuch über den Laufsteg“, erzählen die Schüler dem Tagesspiegel. Auffallend auch der Sprachgebrauch. Reiseführerin heiße auf DDR-Deutsch „Stadtbildbeschreiberin“. loy

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false