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Solarfabrik: Nicht mehr so sonnig

Eine Solarfirma in Frankfurt (Oder) stellte bislang weniger Leute ein als geplant. Das Unternehmen bestreitet jedoch Probleme am Standort der Fabrik.

Von Sandra Dassler

Der Schock über das Scheitern der Chipfabrik, auf der die Hoffnungen vieler Frankfurter ruhten, ist in der Oderstadt noch nicht vergessen. Und schon gibt es neue Nachrichten, die die Menschen verunsichern. Die Hamburger Firma Conergy hatte das leerstehende Gebäude der Chipfabrik übernommen, um hier eine Solarfabrik zu errichten und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Doch die Aktie von Conergy fiel kürzlich um mehr als 30 Prozent.

Anfang des Jahres hatte das Unternehmen mit dem Aufbau der Produktionsanlagen in der 30 000 Quadratmeter großen, zweistöckigen Halle begonnen. Ende 2007 sollte unter anderem die volle Produktionskapazität von jährlich 250 Megawatt bei Solarmodulen erreicht sein. Doch inzwischen wurden diese Ziele nach unten korrigiert. Bislang laufen nur Testproduktionen, statt der versprochenen 600 wurden erst 380 Mitarbeiter eingestellt.

Außerdem gibt es offenbar Probleme bei der Beschaffung des Rohstoffs Silizium. Conergy produziert Solarmodule auf Siliziumbasis. Conergy-Sprecher Thorsten Vespermann bestätigte dem Tagesspiegel, dass der Firma für das kommende Jahr noch rund 60 Prozent des für die angestrebte Produktion benötigten Siliziums fehlen. Für die anderen 40 Prozent habe man gerade einen Vertrag in Höhe von sieben Milliarden Dollar mit der US-amerikanischen Firma MEMC abgeschlossen. Diese soll zehn Jahre lang Siliziumscheiben, sogenannte Wafer, nach Frankfurt liefern. Vespermann widersprach Kritik, wonach Conergy versäumt habe, sich „rechtzeitig einen Siliziumproduzenten zu kaufen“. Man habe sich bewusst dagegen entschieden, als sich diese Chance in einer ehemaligen mittelasiatischen Sowjetrepublik bot, sagte er. Außerdem sei er optimistisch, dass die fehlenden 60 Prozent des benötigten Siliziums rechtzeitig beschafft werden könnten. Die Firma stehe zu ihrem Standort in Frankfurt, werde bis Ende dieses Jahres weitere 120 Mitarbeiter einstellen. Ab Anfang 2008 wolle man „voll produzieren“ und voraussichtlich im März feierlich eröffnen.

Die Nachfrage sei so hoch, dass mittelfristig eine zweite Anlage mit weiteren 500 Arbeitsplätzen entstehen könnte, sagte Vespermann. Die Turbulenzen an der Börse und der Rücktritt von Conergy-Vorstandschef und Firmengründer Hans-Martin Rüter hätten auf die Produktion an der Oder keinen Einfluss.

Das sieht auch Frankfurts Oberbürgermeister Manfred Patzelt (CDU) so: „Die Module sind gefragt, die Firma ist stabil, die Aktien steigen wieder. Ich bin optimistisch, dass hier bald 600 und irgendwann auch 1000 Menschen arbeiten“, sagte er. Und verwies auf die anderen Solarfabriken, die bereits produzieren: Im Juli 2007 hatte die US-Firma First Solar ihr Werk eröffnet, in dem rund 500 Menschen arbeiten. Und in der kleineren Fabrik Odersun stellen etwa 80 Mitarbeiter seit April dieses Jahres flexible Dünnschicht-Solarzellen her.

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