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Es ist angestochen. Die diesjährige Spargelkönigin Cindy Demko hatte beim Saisonauftakt in Beelitz ihren ersten großen Auftritt.

© Claus-Dieter Steyer

Spargelzeit: „Das Wetter meinte es gut mit uns“

Beelitzer Landwirte starten in die Spargelsaison und hoffen erneut auf ein Rekordergebnis. Spätestens zu Ostern wird die erste Ernte auf den Tellern der Spargelliebhabern landen.

Die Spargelfreunde können schon mal den Schäler herauslegen: Ab heute gibt es wieder echten Beelitzer zu kaufen – in ausreichender Menge und die Kilopreise für die höchste Qualität werden spätestens zu Ostern von jetzt zehn Euro um mindestens zwei Euro zurückgehen. Das jedenfalls versprechen die Spargelbauern. „Das Wetter meinte es bislang einfach gut mit uns“, sagte der Chef des Beelitzer Spargelvereins, Manfred Schmidt zum Saisonauftakt auf den Jakobs-Höfen. „Zuerst garantierte der Schnee eine ausreichende Durchfeuchtung der Böden und dann begünstigte der lange Sonnenschein das Pflanzenwachstum.“ Er schließt deshalb 2011 eine erneute Rekordernte nicht aus. Schon im letzten Jahr wurde in Brandenburg mit 14 800 Tonnen so viel Spargel wie noch nie zuvor gestochen. Rund 80 Prozent davon entfallen auf das größte ostdeutsche Anbaugebiet in und um Beelitz.

Spargel wächst seit nunmehr 150 Jahren in der fruchtbaren Erde im Umland Berlins. 1908 gründeten bereits 250 Bauern die erste Spargelgenossenschaft, die einheitliche Güteklassen durchsetzte. „Da wurde aber auch gemogelt“, sagte Spargelchef Schmidt. „Mein Opa berichtete mir beispielsweise vom Trick mit Streichhölzern, mit denen gebrochene Stangen wieder provisorisch repariert und in den Verkaufskästen als beste Sorte versteckt wurden.“

Heute würde dieses Schummeln sofort auffallen und die Geschäfte auf Jahre zunichte machen. Denn der zu DDR-Zeiten fast völlig vergessene Beelitzer Spargel hat einen exzellenten Ruf zu verteidigen. „Auf den leichten, sandigen Böden mit ihren unterschiedlichen Lehmanteilen gedeihen die Pflanzen ganz vortrefflich“, verkündete die neue Spargelkönigin Cindy Demok gestern.

Zum frühen Wachstum tragen seit Jahren die Folien auf den Feldern bei. Diese speichern die Sonnenstrahlen und treiben die Temperatur im Sand auf bis zu 40, 50 Grad Celsius. Trotz langer Tradition müssen sich auch die Beelitzer Spargelbauern immer wieder auf Neuerungen einstellen. „Wir befürchten, dass uns durch die Freizügigkeit bei der Arbeitsplatzsuche innerhalb der EU viele polnische Erntehelfer im nächsten Jahr nicht mehr zur Verfügung stehen“, sagte Jürgen Jakobs, der seit 15 Jahren zusammen mit seinem Bruder zwei Spargelhöfe führt. „Die ziehen möglicherweise weiter nach Westen, wo sie mehr verdienen können.“ Seine Familie müsste sich dann nach neuen Arbeitern aus anderen osteuropäischen Ländern umsehen.

Von den 500 Helfern auf seinem Hof kommen immerhin 350 aus dem Ausland, vorwiegend aus Polen. Ein höherer Lohn aber würde den Spargelpreis in die Höhe treiben. Die Konkurrenz ist hart: Statistiker haben errechnet, dass von 100 Haushalten 46 einmal jährlich Spargel kaufen. Im Schnitt werden zwei Kilogramm Spargel je Haushalt gekauft, was einem Durchschnittsverbrauch aus inländischer Produktion von 1,105 Kilogramm je Bundesbürger entspricht.

Bis zum Ernteschluss am 24. Juni kann nun jeder diese Werte noch nach oben treiben. Die Spargelhöfe sind für den Ansturm jedenfalls gerüstet.

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