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Brandenburg: SPD in allen zehn Wahlkreisen vorn

Wahlforscher prophezeien, dass die SPD stärkste politische Kraft in Brandenburg bleibt. Die CDU könne bei der Bundestagswahl am kommenden Sonntag hinter die Linkspartei abrutschen

Potsdam - Die von Ministerpräsident Matthias Platzeck geführte märkische SPD hat gute Chancen, bei der Bundestagswahl am kommenden Sonntag alle zehn Wahlkreise in Brandenburg direkt zu gewinnen und wieder stärkste politische Kraft zu werden. Nur vier Tage vor der Wahl sieht der Wahlinformationsdienst election.de die SPD-Direktkandidaten in allen Wahlkreisen vorn. Bei den Zweitstimmen können die Sozialdemokraten nach der Prognose von election.de im Auftrag des Tagesspiegels mit 39 Prozent der Stimmen rechnen, die Linkspartei/PDS mit 26 und die CDU mit 23 Prozent. Grüne und FDP bringen es auf je fünf Prozent.

Problematisch ist das für die CDU, die unter Landeschef und Innenminister Jörg Schönbohm erneut auf eine Niederlage zusteuert: Nach der Erhebung wird sie ihr Wahlziel von „25 Prozent plus x“ nicht erreichen und trotz des günstigen Bundestrends wie bei der Landtagswahl im Herbst 2004 nur drittstärkste Kraft werden.

Die CDU könne sich zwar von ihrem Tiefstand in der Wählergunst unmittelbar nach den Äußerungen von Parteichef Jörg Schönbohm über die Proletarisierung Ostdeutschlands durch das SED- Regime etwas erholen, erklärt Matthias Moehl von election.de. Damals war sie auf 21 Prozent gefallen. Aber im Vergleich zu 2002 (22,3 Prozent) trete die Union weiter auf der Stelle. Das schlechte Abschneiden könne man Schönbohm jedoch nicht allein zuschreiben, betont Moehl. „Der ganze CDU-Wahlkampf hat ein Westprofil, das im Osten nicht ankommt.“ Allerdings habe der Schönbohm-Effekt die schlechte Ausgangssituation der CDU in Brandenburg weiter verschlechtert.

Die SPD, die 2002 noch 46,4 Prozent erreichte, müsse zwar deutliche Verluste hinnehmen, „ihre Führung in den Wahlkreisen ist aber so hoch, dass erneut der Gewinn aller Direktmandate möglich ist“, erläutert Moehl. Allerdings schließen die Hamburger Wahlforscher in zwei bis drei Wahlkreisen Überraschungen nicht völlig aus: Die Kandidaten der Linkspartei liegen nämlich in Potsdam/Potsdam-Mittelmark und Märkisch-Oderland/Barnim dicht hinter den SPD-Bewerbern. Konkret könnte Linkspartei-Bundesgeschäftsführer Rolf Kutzmutz in der Landeshauptstadt im Schlussspurt noch an der SPD-Bundestagsabgeordneten Andrea Wicklein vorbeiziehen, die nur zwei Prozentpunkte Vorsprung hat. Die CDU-Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche, bei der letzten Bundestagswahl noch im Wahlkampfteam von Edmund Stoiber, ist im „roten Potsdam“ völlig chancenlos.

In Märkisch-Oderland/Barnim rückt die Linkspartei-Spitzenkandidatin Dagmar Enkelmann, bisher Chefin der PDS-Landtagsfraktion, der SPD-Bundestagsabgeordneten Petra Bierwirth auf die Pelle. Der Abstand zwischen beiden beträgt nur drei Prozentpunkte. Etwas größer ist die Differenz in Frankfurt (Oder): Dort liegt der SPD-Bundestagsabgeordnete Jörg Vogelsänger sechs Prozentpunkte vor dem Vorsitzenden der Linkspartei, Lothar Bisky. Dass Bisky Vogelsänger noch überholt, ist eher unwahrscheinlich, auch wenn sich Bisky selbst „weiter Chancen“ ausrechnet.

Die Hoffnung der CDU auf wenigstens ein Direktmandat im „schwarzen Süden“ Brandenburgs wird sich nach der Erhebung nicht erfüllen. Ihre Kandidaten liegen in neun der zehn Wahlkreise abgeschlagen auf dem dritten Platz. Lediglich in Elbe-Elster/Oberspreewald-Lausitz ist der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Stübgen Zweitplatzierter hinter dem SPD-Bundestagsabgeordneten Stefan Hilsberg, der auch Sprecher der ostdeutschen SPD-Bundestagsabgeordneten ist. Hilsberg hat allerdings einen ordentlichen Vorsprung von neun Prozentpunkten, dürfte also nicht mehr einzuholen sein.

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