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Geschafft, aber glücklich. Im Regen von Sydney dirigierte Uli Stielike die südkoreanische Nationalmannschaft im Halbfinale des Asien-Cups zu einem 2:0-Sieg gegen den Irak.

© reuters

Asien Cup: Uli Stielike: Erster großer Erfolg als Trainer in Sicht

Uli Stielike hat mit Südkorea beim Asien-Cup die Chance, erstmals etwas Großes als Trainer zu gewinnen.

Das schüttere Haar zerzaust, das weiße Hemd mit Schlips und Kragen am Körper klebend – Uli Stielike war sichtlich geschafft. Aber glücklich. Südkorea steht beim Asien Cup im Finale. Mit 2:0 (1:0) hat Stielikes Team das erste Halbfinalspiel des Turniers gegen den Irak gewonnen. Jeong-Hyeop Lee (20. Minute) und Yong-Won Kim (50.) erzielten die Tore und versetzten die südkoreanischen Fans in einen Freudentaumel. Erstmals seit 55 Jahren winkt dem Land wieder der Titel im Asien-Cup. Südkoreas Finalgegner am Dienstag ist Gastgeber Australien.

Jubelnd riss Stielike nach 90 aufregenden Minuten seine Arme hoch. Im verregneten Sydney, in dem bei 19 Grad vom australischen Sommer nicht viel zu spüren war, hatte sein Team wieder all das gezeigt, was am deutschen Trainer so zehrt: erfrischendes, temporeiches Angriffsspiel auf der einen Seite, allzu unbekümmertes, teils fahrlässiges Abwehrverhalten auf der anderen. „Kompliment an mein Team. Es hat mit viel Herz gespielt. Aber es stand wieder auf des Messers Schneide. Selbst nach dem zweiten Tor hatten wir keine Ruhe“, sagte Stielike.

Als der 60-Jährige im September des Vorjahres als Cheftrainer der südkoreanischen Nationalmannschaft installiert worden war, bekam er nur eine Aufgabe: Er sollte Südkoreas Fußball wieder auf Kurs bringen. Die blamable WM in Brasilien – ohne Sieg waren die Asiaten schon nach der Vorrunde ausgeschieden – hatte schwer am Selbstverständnis des 50-Millionen-Einwohner-Landes gekratzt. Denn eigentlich boomt der Sport in Südkorea, seit der erfolgreichen WM 2002 im eigenen Land hatte man sich als kommende Fußball-Großmacht gesehen. Stielike trat also ein schweres Amt an, aber auch ein sehr reizvolles - vor allem für einen Mann, der als Aktiver Weltklasse verkörperte, als Trainer aber nie wirklich den Durchbruch geschafft hat. Seine beste Zeit hatte er noch, als er 1989 gleich nach seiner Spielerkarriere Nationaltrainer der Schweiz wurde und das damals drittklassige Land mit Grundlagenarbeit auf die Fußball-Weltkarte zurückholte.

Nach eher erfolglosen Jahren als Vereinstrainer wurde Uli Stielike Jugendtrainer beim DFB

Doch der Debütant war damals ruhelos. Nach eher erfolglosen Jahren als Vereinstrainer landete Stielike im Februar 1998 beim DFB, wurde Jugendtrainer. Es war die Zeit der tiefen Krise im deutschen Fußball. Im Nationalteam wurde gerumpelt, der Nachwuchs wurde von DFB und Profiklubs fahrlässig vernachlässigt. Stielike sprach die Dinge an, immer wieder. Er knurrte. Und er wurde von vielen als Querulant gesehen. Als im September 1998 ein neuer Bundestrainer für den zurückgetretenen Berti Vogts her musste, galt Stielike als erster Kandidat. Doch ihm wurde Erich Ribbeck vorgezogen. Stielike wurde Co-Trainer. Und scheiterte. Er wurde wegen „unterschiedlicher Auffassungen“ von seinem Amt freigestellt, ging zurück in die DFB-Jugendarbeit. Nach dem EM-Debakel 2000 sprach er von seinem größten Karrierefehler. Und machte sich Vorwürfe: „Zwei Jahre habe ich gegen meine Überzeugungen gearbeitet.“

Stielike hatte die Dinge kommen gesehen und musste doch beim DFB gehen. 2006 übernahm er als Nationaltrainer die Elfenbeinküste. Doch auch in Westafrika waren ihm die Dinge nicht zugeneigt. Eine Woche vor Beginn des Afrika-Cups 2008 ließ er sein Amt ruhen. Sein Sohn Michael war schwer an der Lunge erkrankt. Als er wenige Wochen später im Alter von nur 23 Jahren an den Folgen der Erkrankung starb, änderte dies etwas an der Lebenseinstellung Uli Stielikes. „Man kann mir heute – mit welchem Druck auch immer – keine Angst mehr einflößen“, sagt er.

Dennoch arbeitete Stielike wieder als Trainer – zunächst bei Klubs in Katar. Aber erst jetzt scheint sich ihm die Chance zu bieten, erstmals etwas Großes zu gewinnen. „Das Potenzial in Südkoreas Fußball ist sicherlich groß. Aber gerade taktisch müssen die Spieler noch eine Menge dazulernen“, hatte Stielike vor dem Turnier gesagt und versucht, die riesigen Erwartungen der Öffentlichkeit zu dämpfen. Jetzt sagt er: „Favorit sind wir im Finale sicher nicht. Trotzdem wollen wir den Titel holen.“ In der Vorrunde hatte die Mannschaft von Uli Stielike den Gastgeber Australien schon mit 1:0 besiegt.

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