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Annalena Baerbock schaute das Spiel zwischen Turbine Potsdam und Carl Zeiss Jena.

© dpa/Michael Bahlo

Baerbock zum Fall Rubiales: „Das Ganze ist unvorstellbar andersherum“

Beim ersten Zweitliga-Heimspiel von Turbine Potsdam ist die Außenministerin dabei. Hier spricht sie über ihre Begeisterung für Fußball und den Fall Rubiales.

Das Ziel war klar: „Zurück in die 1. Liga“. Diese Forderung prangte am Sonntagnachmittag im Karl-Liebknecht-Stadion auf Bannern, Trikots und Caps. Für den 1. FFC Turbine Potsdam, der in die Zweite Liga abgestiegen war, stand das erste Heimspiel dieser Saison gegen Carl Zeiss Jena auf dem Programm. Das Auswärtsspiel gegen Meppen in der vergangenen Woche hatte Turbine mit 0:1 knapp verloren und auch dieses Mal sollte es nicht besser werden, wieder gab es ein 0:1 (0:0).

Schon vor Anpfiff wurden von Nachwuchsspielerinnen selbst gebackene Kuchen verkauft, um Geld für den Verein zu sammeln. Am Ticketcounter fand sich derweil ein besonderer Gast ein: Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, die mit ihrer Familie in Potsdam lebt, besuchte das Spiel in ihrer Funktion als Bundestagsabgeordnete. In Jeansjacke und Sneakers fiel sie unter den anderen Fußball-Fans kaum auf.

Als sie schließlich auf der Tribüne Platz genommen hatte, wurden dann aber doch einige Zuschauende auf sie aufmerksam, die nach Autogrammen und Fotos fragten. Aber nur bis zum Anpfiff, dann galt Baerbocks ganze Aufmerksamkeit dem Geschehen auf dem Spielfeld.

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„Zum Saisonauftakt hatte ich richtig Lust auf dieses Spiel und die Mädels haben auch gezeigt, was sie draufhaben“, sagte sie dem Tagesspiegel. „Dass es am Ende nicht zum Sieg gereicht hat, ist natürlich etwas schade. Aber der neue Kader hat sein Potenzial gezeigt. Für den Frauenfußball ist ein Traditionsverein wie Turbine wahnsinnig wichtig.“ Baerbock selbst war einst Trampolinspringerin und spielte zeitweise Fußball. Für sie hat die Sportart nicht nur eine persönliche, sondern auch eine gesamtgesellschaftliche Bedeutung.

Man muss sich nur mal vorstellen, Angela Merkel hätte damals nach dem WM-Sieg der deutschen Männer Philipp Lahm so geküsst.

Annalena Baerbock

„Nicht nur der Frauenfußball hier in Potsdam, sondern auch die WM haben gezeigt, wie wichtig große Sportevents sind, auch als Vorbild für Mädchen weltweit. Es zeigt, dass Mädchen logischerweise alles können, aber es gibt in den Gesellschaften weltweit immer noch viele Unterschiede beim Frauensport.“ Das zeige sich etwa mit Blick auf Siegprämien oder Trainingsbedingungen.

Baerbock selbst hatte sich vor der gerade zu Ende gegangenen WM in Australien und Neuseeland für die Übertragung der Spiele im öffentlichen Fernsehen starkgemacht und an die Fifa appelliert, sich im Streit mit den Sendern zu einigen. Sie sieht auch in Potsdam Herausforderungen: „Für Turbine als reiner Frauenverein gibt es strukturelle Nachteile, wenn man keine starke Männer-Sparte dabei hat. Das macht deutlich, dass es im Frauenfußball und in der Gesellschaft bis zur absoluten Gleichstellung noch ein bisschen was zu tun gibt.“

Viele Chancen, aber keine Tore

Beim Spiel gegen Jena am Sonntag startete Turbine stark in die erste Halbzeit und machte ordentlich Druck. Insbesondere Kapitänin Jennifer Cramer tat sich hervor und erspielte einige Torchancen, die Potsdam allerdings nicht verwertete. Die Gäste hielten dagegen, sodass Potsdams Torhüterin Vanessa Fischer gefordert war und einige starke Paraden zeigte. Dafür erhielt sie von Baerbock lauten Applaus. Kurz vor Ende der zweiten Halbzeit hatte die US-Amerikanerin Adrienne Leigh Jordan noch einmal eine Chance, verab aber, sodass es torlos in die Pause ging.

In der 76. Minute war es schließlich soweit: Hanna Mesch stürmte auf das Tor der Gastgeberinnen, schoss den Ball gegen den Pfosten, von wo er abprallte und im Netz landete. Die 802 Zuschauenden machten anschließend ordentlich Lärm, um Turbine den Rücken zu stärken, doch auch das änderte nichts mehr an der Niederlage.

Auch nach dem Abstieg halten Turbines Spielerinnen zusammen.
Auch nach dem Abstieg halten Turbines Spielerinnen zusammen.

© dpa/Michael Bahlo

Die Spielerinnen wirkten entsprechend niedergeschlagen, konnten sich aber trotzdem über den Besuch Baerbocks freuen. „Das hat eine Außenwirkung“, sagte Kapitänin Cramer. „Es ist schön, wenn es Leute gibt, die sich für Frauenfußball interessieren.“ Sie hofft nun, dass ihr Team bald den ersten Sieg einfahren und damit den ersten Erfolg in der Zweiten Liga feiern kann.

Auf internationaler Ebene dominiert nach der WM vor allem der Streit um den spanischen Verbandschef Luis Rubiales, der die Spielerin Jennifer Hermoso gegen ihren Willen küsste. „Man muss sich nur mal vorstellen, Angela Merkel hätte damals nach dem WM-Sieg der deutschen Männer Philipp Lahm so geküsst“, sagte Baerbock.

„Da wäre sicherlich die Hölle los gewesen beziehungsweise kann man sich das gar nicht vorstellen. Das Ganze ist unvorstellbar andersherum.“ Aus diesem Grund sei es richtig, dass die Fifa ihn suspendiert habe. „Es sagt aber auch einiges über diejenigen, die das so hinstellen, als sei es das normalste der Welt.“

Für Turbine geht es am kommenden Sonntag auswärts gegen den SC Sand. Dort müssen sie zwar auf Baerbocks Unterstützung verzichten. Auf ihre Fans, die ihnen auch in der Zweiten Liga die Treue halten, können sie sich aber verlassen. „Die Turbine-Fans sind einfach einzigartig“, sagte Cramer.

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