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Jan-Christian Dreesen ist der neue starke Mann beim FC Bayern.

© IMAGO/Sports Press Photo

Neuer CEO Jan-Christian Dreesen: Was sich bei Bayern ändern wird, zeigen die vielen Spitzen gegen Kahn

Jan-Christian Dreesen wollte bei den Bayern schon aufhören. Jetzt ist er plötzlich der neue Chef. Was zeichnet ihn aus?

Jan-Christian Dreesen war schon dabei, seine Zukunft neu zu ordnen. Ohne FC Bayern. Vielleicht bei der Deutschen Fußball Liga als neuer Geschäftsführer. Aber als ihn der Ruf des deutschen Rekordmeisters ereilte, weiterzumachen, nicht mehr als Finanzvorstand, sondern als Klubchef, „ist mir die Entscheidung leichter gefallen, als ich gedacht habe“, sagt der 55-Jährige. „Wenn man etwas wirklich gerne macht und das einem das Herz berührt, ist man auch bereit, seine Planungen wieder zu ändern.“

Nein, Dreesen ist nicht wankelmütig, ihm ist einfach nur der der FC Bayern „ans Herz gewachsen“ in den vergangenen gut zehn Jahren. Anfang 2013 beerbte er Karl Hopfner als Finanzvorstand, dafür hatte der Banker seinen Vorstandsposten bei der BayernLB aufgegeben. Uli Hoeneß hatte ihm den Job schmackhaft gemacht. Und Dreesen, der gebürtige Ostfriese, versicherte damals, dass sein Herz schon lange für den FC Bayern schlage.

Dreesens erster Auftritt ging noch gründlich daneben. Auf der Party nach dem Champions-League-Sieg 2013 im noblen Londoner „Grosvenor House“ am Hyde Park bestieg er zu vorgerückter Stunde die Bühne, um den bereits in eine Steueraffäre verstrickten Hoeneß zu hofieren. „Wir wollen den Uli sehen!“ rief er ins Mikrofon. Dass der gebürtige Ostfriese aber doch ein ganz guter Redner ist, bewies er anschließend bei den Jahreshauptversammlungen, auf denen es ihm meist gelang, das trockene Zahlenwerk mit Rekordumsätzen launig vorzutragen.

Dreesen hat sich als Finanzvorstand im Verein den Ruf erworben, zwar hart durchzugreifen, aber stets auf ein gutes Betriebsklima wert zu legen. Er sieht seine Aufgabe nun darin, wieder „mehr zu einem Füreinander und Miteinander“ zu kommen. Denn „wenn die Leute Spaß an ihrer Arbeit haben, wenn man sich gegenseitig vertraut, dann wirst du viel erfolgreicher“, erklärte er am Sonntag auf einer Pressekonferenz.

Wenn die Leute Spaß an ihrer Arbeit haben, wenn man sich gegenseitig vertraut, dann wirst du viel erfolgreicher.

Jan-Christian Dreesen, Bayern-Chef in spe

Seine Aussage kann durchaus als Seitenhieb auf seinen Vorgänger, den am Freitag von seinen Aufgaben entbundenen Oliver Kahn, gesehen werden. Denn genau das vertrauensvolle Miteinander, so der Vorwurf aus dem Vereins-Innersten, sei unter Kahn verloren gegangen.

In den vergangenen beiden Jahren hatte in den Räumen der Vereinszentrale die Kommunikation gelitten. Während Hoeneß und auch Rummenigge einst für Befindlichkeiten ihrer Angestellten, egal, ob jene in der Administration oder die Profis auf dem Platz, ein offenes Ohr hatten, verschanzte sich Kahn hinter verschlossenen Türen mit seinen Beratern.

Die machte Hoeneß nun im Interview mit dem „Kicker“ für die „katastrophal schlechte Stimmung“ im Klub mitverantwortlich. Kahns Führungsstil war wohl auch der Grund dafür, dass Dreesen in diesem Sommer aufhören wollte. Hoeneß bestätigte nun indirekt, dass die beiden nicht besonders gut miteinander konnten. Kahn habe sich in dem Gespräch, in dem ihm seine Entlassung mitgeteilt worden war, vor allem über die Entscheidung aufgeregt, dass Dreesen neuer Klubchef werden sollte, erzählte der Ehrenpräsident.

Die Ernennung Dreesens zum Klubchef mag ein Bruch mit der jüngeren Geschichte des FC Bayern ein. Seit Anfang der neunziger Jahre stand stets ein ehemaliger Spieler der Münchner an der Spitze des Vereins: Zuerst Franz Beckenbauer, dann Karl-Heinz Rummenigge und zuletzt Oliver Kahn. Allerdings können sich auf die Dreesen als Lösung für die nächsten zwei Jahre fast alle einigen: Die Altvorderen Rummenigge und Hoeneß, die nach den Entlassungen von Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic verbliebene Führung unter Herbert Hainer samt Aufsichtsrat – sowie die Belegschaft und die Basis.

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Zu Dreesens Aufgaben als Finanzvorstand gehörte auch die Betreuung der Fanklubs – und die nahm er sehr ernst. Auf der Jahreshauptversammlung im vergangenen Oktober, die eigentlich die letzte von Dreesen gewesen sein sollte, bedankten sich die Fans bei ihm. Nicht nur sie dürften froh sein, dass er bleibt.

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