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Bremst auch für Gold. Kamil Stoch bejubelt nach dem zweiten Sprung seinen Sieg.

© dpa

Skispringer Kamil Stoch: Besser als das Vorbild

Polens Skispringer Kamil Stoch fliegt auf der Normalschanze zu Gold – Andreas Wellinger landet als bester Deutscher nur auf Rang sechs.

Am Ende war Weiß-Rot auf den steilen Zuschauerrängen an der olympischen Normalschanze beherrschende Farbe. Die vielen polnischen Fans unter den 7500 Zuschauern wirbelten ihre Fähnchen durch die Luft. Und Kamil Stoch saß auf den Schultern von Peter Prevc und Anders Bardal. Der Slowene war Zweiter geworden, der Norweger Dritter. Und sie trugen den neuen Olympiasieger von der Normalschanze nach guter Skispringer-Sitte aus dem Zielbereich, denn an Kamil Stoch war am Sonntag kein Vorbeispringen.

Der Pole, zurzeit auch Führender im Weltcup, dominierte die Konkurrenz eindrucksvoll mit den höchsten Weiten (105,5 und 103,5 Meter) und klarem Vorsprung nach Punkten (278) vor Prevc (265,3). Von den Deutschen landete nur Andreas Wellinger vorne, auf Platz sechs. Severin Freund dagegen war nach einem Sturz schon vor dem zweiten Durchgang chancenlos. Andreas Wank wurde Zehnter und Richard Freitag rundete mit Platz 20 den schwachen Abend für die deutschen Springer im Russki Gorki Sprungzentrum ab.

Die Bedingungen an der Schanze waren am Sonntag ideal, abgesehen von einem nervtötenden Animateur aus den USA, der die Zuschauer über die Lautsprecher pausenlos zuplapperte. Wind gab es kaum, die äußeren Faktoren sollten für die Springer also nur eine untergeordnet große Rolle spielen. Severin Freund sah sich auch nicht als vom Pech verfolgt, sondern in schlechter Tagesform. Er sagte nach seinem Sturz: „Ich wollte im Flug einfach zu viel rausholen und hatte den Schwerpunkt zu weit vorn.“

Die Körperhaltung von Freund bei seinem Sprung hatte tatsächlich nichts Gutes erahnen lassen und tatsächlich stürzte der Mann aus Rastbüchl nach der Landung heftig in den Schnee. Dabei war Freund sogar zwei Meter weiter gesprungen als Simon Ammann, Olympiasieger 2010 in Vancouver von der Normalschanze. Zum Glück erhob sich Freund kurz nach dem Sturz bald. „Körperlich ist alles in Ordnung“, sagte er. Seine Medaillenhoffnungen aber musste er im Schnee des Auslaufraums begraben. Nach dem zweiten Durchgang kam Freund auf Rang 31 und rundete einen enttäuschenden Tag für die deutschen Skispringer ab. Bundestrainer Werner Schuster sagte: „Wir haben gut begonnen, dann aber hat nicht mehr viel zusammengepasst.“ Das war sicher nicht geschönt, bis auf Wellinger waren die deutschen Springer im zweiten Durchgang nur noch Mitspringer. Severin Freund sagte: „Nun müssen wir es eben auf der Großschanze besser machen.“

Gleiches gilt in Sotschi wohl für den Österreicher Gregor Schlierenzauer und den Schweizer Ammann. Neben Freund waren zwei weitere Favoriten nach dem ersten Durchgang aus dem Rennen um die Plätze auf dem Podest. Schlierenzauer landete auf Rang elf und sagte unter Tränen: „Ich bin total enttäuscht, das ganze Jahr habe ich über Olympia gesprochen.“ Dem Weltcup-Rekordsieger fehlt in seiner Karriere nur noch eine olympische Einzelmedaille zum perfekten Glück.

Andreas Wellinger gelang im zweiten Durchgang mit 101,5 Metern für lange Zeit die beste Weite, sie wurde dann erst von vom überragenden Sieger überboten. Die erste olympische Medaille des Polen besteht gleich aus Gold: Damit hat Kamil Stoch etwas erreicht, was sein großes Vorbild Adam Malysz nie geschafft hat. Malysz hat zwar vier olympische Medaillen gewonnen, aber darunter ist keine goldene. 2013 wurde Stoch ja auch schon Weltmeister auf der Großschanze. Weshalb sich nun der 26 Jahre alte Mann aus Zakopane seit Sonntag auch für das zweite Einzelspringen bei den russischen Winterspielen als großer Favorit fühlen darf.

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