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Noch nicht in Form: Biathlet Michael Greis.

© AFP

Biathlon: Deutsche Herren blicken neidisch auf Norweger

Die schwachen deutschen Biathleten blicken vor den nächsten Rennen neidisch auf die Konkurrenz. Grund für die Frühform im norwegischen Team sei laut Bundestrainer Müßiggang deren Heim-WM im Februar.

Als Uwe Müssiggang gestern vom Teamquartier im Örtchen Bled aus bei den deutschen Biathleten auf der Hochebene von Pokljuka auftauchte, war ein Mann nicht dabei. Der 22-jährige Simon Schempp, der bereits im letzten Winter einen konditionellen Einbruch erlebte, hatte von Mannschaftsarzt Bernd Wohlfahrt eine Auszeit verordnet bekommen. „Ein temporärer Rückzug“, erklärte Müssiggang, seit diesem Winter Oberchef der deutschen Biathleten, „Simon ist am Limit.“

Weit unter Limit liegen vor der dritten Weltcup-Station im slowenischen Pokljuka, wo es am Donnerstag mit den Einzelrennen der Frauen und Männer losgeht, die Leistungen der deutschen Männer-Abteilung. Neben Platz vier im Staffelrennen von Hochfilzen brachten es die DSV-Männer bislang nur auf vier Top-Ten-Platzierungen durch Andreas Birnbacher (7., 8.) und Michael Greis (9., 8.). „Die Ergebnisse entsprechen noch nicht unseren Vorstellungen“, sagt Müssiggang. Er ist enttäuscht über den Saisonstart, sagt aber: „Die Leistungsentwicklung geht nach oben.“

Beim Blick auf die Ergebnisse hat er einen Verdacht. Sechs Weltcup-Rennen haben die Männer seit Anfang Dezember ausgetragen, immer stand ein Norweger ganz oben auf dem Treppchen. Müssiggang: „Ich unterstelle mal, dass sie sich anders vorbereitet haben.“ Als Grund hierfür nennt er die nordische Ski-WM, bei der die Norweger ab Ende Februar in Oslo ein Heimspiel haben. Müssiggang rechnet damit, dass sich laufstarke Biathleten wie Ole Einar Bjoerndalen oder sein rasant aufsteigender Landsmann Tarjei Bö in Oslo unter die Langlauf-Spezialisten mischen wollen. Dafür müssen sie sich zunächst im eigenen Land gegen die starke Konkurrenz durchsetzen. Grund genug, richtig anzugreifen.

Solch Wünsche wie die Norweger verfolgen Deutschlands Biathleten nicht, sie haben in ihrer eigenen Disziplin schon genug zu tun. Wobei ihr Chef die Hoffnung hegt, dass die Skandinavien schwächer werden. „Wir müssen alles noch einmal in vier Wochen bewerten“, sagt Müssiggang, erklärt aber auch: „Ich erwarte keinen Rieseneinbruch von den Norwegern.“

Ein Debakel haben die deutschen Biathleten bereits bei den Olympischen Spielen in Vancouver erlebt. Müssiggang verweist dabei auf die Verkettung unglücklicher Umstände, er sagt: „Ich denke nicht, dass ihnen das noch in den Kleidern hängt, auch wenn in den ersten Rennen noch nicht alles geklappt hat.“

Wie schon im Vorjahr hat in Östersund und Hochfilzen lief beim jungen Schwaben Simon Schempp gar nichts. „Ihm gehört die Zukunft“, hatte der frühere Männer-Bundestrainer Frank Ullrich stets erklärt, und Müssiggang betont: „Ich sehe das genauso.“ Schempp könne sowohl sehr gut schießen wie auch sehr gut laufen. „Er ist deshalb einer, der ganz hart anklopft“, sagt er. Und zwar nicht nur im eigenen Team, das inzwischen von den Trainern Mark Kirchner und Fritz Fischer geführt wird.

„Wenn die deutsche Mannschaft international wieder oben mit dabei ist, dann wird auch Simon Schempp dabei sein“, sagt Müssiggang. Und er hofft, dass es bei den Heim-Weltcups Anfang Januar in Oberhof und Ruhpolding nicht zu frostig wird. Er sagt: „Mit der Kälte hat der Simon Schempp schon seine Probleme, das hat man in Östersund gesehen.“

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