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Blick nach vorn. Miriam Gössner musste in den vergangenen Jahren einige Rückschläge verkraften. In die neue Saison startet sie nun voller Zuversicht.  Foto: dpa/Nietfeld

© picture alliance / dpa

Biathlon: Endlich wieder ein gutes Gefühl bei Miriam Gössner

Biathletin Miriam Gössner will heute zum Saisonstart im schwedischen Östersund wieder angreifen. Nach einem schweren Unfall war die Fortsetzung ihrer Karriere ungewiss.

Von Johannes Nedo

Wundervoll romantisch und gefühlsduselig wird es zugehen in Östersund. Chöre werden singen, der Nikolaus wird die Kinder beglücken und die malerischen kleinen Häuschen im Stadtzentrum werden ganz lieblich beleuchtet sein. Denn von Freitag an findet für drei Tage in dem schwedischen Örtchen der berühmte Jamtli-Weihnachtsmarkt statt. Also jedenfalls in Schweden ist er berühmt, 20 000 Besucher kommen Jahr für Jahr dorthin.

Auch Miriam Gössner fände den Jamtli-Weihnachtsmarkt sicher ganz hinreißend, für Romantik und große Gefühle ist die 25-Jährige immer zu haben. Und obwohl es der Zufall will, dass sie derzeit in Östersund weilt, sie wird höchstwahrscheinlich nicht an den vielen niedlichen Büdchen vorbeischlendern. Für Gössner zählt nämlich nur eines: „Ich muss ganz konsequent arbeiten.“

An diesem Donnerstag beginnt auch für die Biathletinnen die neue Saison so richtig, mit dem Einzelrennen über 15 Kilometer (17.15 Uhr/ZDF und Eurosport). Und so empfänglich Gössner sonst eigentlich für Ablenkung ist, nun will sie sich vor allem auf den Sport fokussieren. Unbedingt will sie die Chance nutzen, wieder fest zum deutschen Weltcup-Team zu gehören. Denn eigentlich war die Bayerin vor Saisonbeginn noch gar nicht für die erste Reihe vorgesehen, sie trainierte nur in der Gruppe 1b. Doch mit guten Leistungen während der Vorbereitung und beim letzten Testrennen in Norwegen ließ sie Bundestrainer Gerald Hönig keine andere Wahl, als sie für Östersund zu nominieren.

„Miri ist eine echte Verstärkung“, sagt er. „Sie ist in einer tollen Laufform, auch dem Schießen bringt sie jetzt mehr Wertschätzung entgegen und betreibt entsprechend mehr Aufwand.“ Allerdings schiebt Hönig sofort hinterher: „Sie soll erst mal wieder zurückkommen, wieder reinkommen. Wir setzen sie auch gar nicht unter Druck.“

Mit einer hohen Erwartungshaltung – sei es nun der von Medien und Verband oder der eigenen – muss Gössner kämpfen, seit sie 2010 im Alter von 19 Jahren Olympia-Silber mit der Langlauf-Staffel gewann und in den beiden Jahren darauf WM-Gold mit der Biathlon-Staffel holte. Seitdem war für sie immer die Rolle der Nachfolgerin von Magdalena Neuner reserviert. Doch diesem Anspruch ist sie bisher nicht gerecht geworden. Zum einen, weil sie zwar in der Loipe schnell unterwegs ist, ihre Schießleistungen jedoch extrem schwanken. Und zum anderen, weil sie immer wieder durch schwere Verletzungen zurückgeworfen wurde.

Am härtesten traf es Gössner bei einem Mountainbike-Sturz 2013. Sie brach sich mehrere Rückenwirbel. Dass sie danach überhaupt wieder dem Biathlon nachging, war schon bemerkenswert. Doch ihr großes Ziel, die Olympischen Winterspiele in Sotschi, verpasste sie. Auch in der vergangenen Saison fand sie nie zu konstanter Form und musste zeitweise im zweitklassigen IBU-Cup antreten.

All diese Enttäuschungen will Gössner, die mit dem Skifahrer Felix Neureuther liiert ist, nun endlich hinter sich lassen. „Vor ein paar Tagen ist mir ein riesiger Stein vom Herzen geplumpst. Weil ich gemerkt habe, dass ich wieder in Form bin und mich auch im Rennen wieder gut fühle“, sagt sie über die Testwettbewerbe in Norwegen. „Es ist ja schon eine Weile her, seit ich im Wettkampf so ein gutes Gefühl hatte.“

So feilt sie weiter daran, dieses gute Gefühl zu konservieren. Dazu trägt vor allem bei, dass sie seit Monaten keine Wehwehchen mehr verspürt. Und dass sie sich nicht mehr so leicht ablenken lässt. „Es ist immer besser“, sagt Gössner, „sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.“

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