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Biathlon: Knietief im Kunstschnee

Kati Wilhelm wird unter widrigen Bedingungen die erste Siegerin der Biathlon-WM in Südkorea.

Beim Blick auf die bunten Tafeln mit den Werbebotschaften, die überall in Pyeongchang aufgestellt sind, überkommt Kati Wilhelm schon zu Beginn der Biathlon-WM Mitleid. „Jeden Tag lese ich auf den Schildern: Remember the Dream of Pyeongchang“, sagte Wilhelm nach ihrem Sieg im Sprintrennen am Samstag. Denn der Traum des Städtchens im südkoreanischen Nirgendwo ist es, einmal Olympische Winterspiele zu veranstalten.

Mit den Bewerbungen für 2010 und 2014 ist Pyeongchang bereits gescheitert, deshalb drängt der 45 000-Einwohner-Ort nun eben auf den Zuschlag für 2018. Ambitionen, die Wilhelm großeDiplomatie abverlangen. „Ich will ja nichts Böses sagen“, sagte die 32-Jährige, die gerade ihren ersten WM-Titel in einem Einzelrennen seit 2001 gewonnen hatte, „aber vielleicht bleibt das mit Olympia hier ja ein Traum.“ Kein sehr gewagtes Urteil – schließlich beweisen die Südkoreaner zurzeit, dass sie schon mit der Organisation einer WM heillos überfordert sind.

Nach den sintflutartigen Regenfällen vom Freitag glich der verbliebene Kunstschneebelag bei den ersten beiden WM-Entscheidungen mehr einem wintersportlichen Albtraum. Nicht einmal die neue Weltmeisterin war wirklich froh. „Eigentlich wollte ich, dass das Rennen verlegt wird. Denn ich mag weichen Untergrund nicht“, sagte Wilhelm. Mit der Goldmedaille um den Hals war der Ärger aber etwas verraucht. „Ich habe lange gebraucht, um bei einer WM noch einmal ganz oben zu stehen. Aber kritisch betrachtet war das hier sicher kein WM-würdiges Rennen.“ Auch Simone Hauswald war nicht glücklich – trotz ihres überraschenden zweiten Platzes und der Tatsache, dass sie den Erfolg im Heimatland ihrer Mutter Kye-Soon und gemeinsam mit den Eltern feiern konnte. Als „irrwitzig“ empfand die 29-Jährige das traurige Drumherum in ihrer zweiten Heimat. Auch Martina Beck sagte nach ihrem zwölften Platz: „Der Schnee ging mir fast bis zu den Knien. Das ist kein Weltcup, geschweige denn WM-Niveau.“

Die drittplatzierte Russin Olga Saitsewa wollte sich zum Dopingskandal ihrer drei Teamkollegen nicht ausführlich äußern: „Ich bin davon betroffen, aber ich kann meine Kollegen auch nicht verurteilen.“ Ein Statement, das Wilhelm trocken kommentiere: „Ich war ja schon froh, dass sie die Medaille nicht den Kollegen gewidmet hat – so wie die Russinnen das nach ihrem Staffelsieg in Turin mit der gedopten Olga Pylewa gemacht haben.“

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