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Langer Atem. Ole Einar Björndalen, 36 Jahre alt, liegt in seiner 19. Weltcupsaison auf Rang drei der Gesamtwertung. Foto: AFP

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Biathlon: Nordische Kombination

Die Norweger dominieren den Biathlon-Weltcup der Männer, die Schwedinnen den der Frauen. Die anderen bleiben außen vor.

Von Katrin Schulze

Tarjei Bö brauchte gar nicht lange zu überlegen. Für ihn war sofort klar, warum er das Rennen gewonnen hatte. „Ich komme aus West-Norwegen“, sagte er und legte dabei ein lausbübisches Grinsen auf, „und in West-Norwegen ist fast immer so ein Wetter.“ Während die meisten anderen Biathleten an der zumindest für die meisten Mitteleuropäer recht gruseligen Mischung aus Wind, Regen und nächtlichem Nebel verzweifelten, lief Tarjei Bö aus dem norwegischen Stryn völlig unbeirrt durch den Thüringer Wald. Am Ende des Sprintwettbewerbs landete er 17 Sekunden vor dem Deutschen Arnd Peiffer und 21 Sekunden vor Michal Slesingr aus Tschechien auf dem ersten Rang.

Das Schauspiel, das sich abends in Oberhof zutrug, war interessant, man könnte auch sagen amüsant. Einige Mitstreiter Bös beschwerten sich auch eine Weile nach dem Wettkampf noch darüber, wie wenig sie im Nebel sehen konnten. Der Sieger erklärte hingegen, dass die Bedingungen „gar nicht so schlimm sind, wie alle sagen“. Natürlich war das ein bisschen gemogelt. Immerhin hatte der 22-Jährige zuvor schon zwei Wettkämpfe unter besseren Bedingungen gewonnen. In Wirklichkeit ist Bö wie das gesamte norwegische Männerteam in erstaunlicher Frühform – das musste auch der jüngste Norweger am Freitag irgendwann zugeben. „Fast schon zu gut“ sei der Saisonstart für ihn und seine Landsleute verlaufen, sagte Bö. Recht hat er. In sieben von zehn Saisonrennen siegte ein Norweger, im Endergebnis ergibt das Platz eins, zwei und drei im Gesamtweltcup: Bö vor Emil Hegle Svendsen vor Ole Einar Björndalen.

Es ist erstaunlich, wie viele neue Namen der Biathlonsport in Norwegen immer wieder hervorbringt. Svendsen, Lars Berger, Alexander Os, Rune Brattsveen und wen nicht sonst noch alles. Verwundern muss es da nicht, dass Bö nun auch noch seinen jüngeren Bruder Johannes ins Spiel bringt, der ebenfalls auf einen Einsatz im Weltcup drängt. Nur einer hat dem anscheinend unerschöpflichen Reservoir an norwegischen Talenten über Jahre hinweg getrotzt: Ole Einar Björndalen pflügt sich inzwischen durch seine 19. Weltcup-Saison. Am Freitag erreichte der 36-Jährige nach vier Schießfehlern zwar nur den 22. Rang, seine Leistungen in der Loipe jedoch gehören seit jeher zu den besten im Feld – was nicht überraschen darf, experimentiert der Norweger doch immer wieder mit Ausflügen zu den Spezialisten. Und wenn Björndalen sagt, dass er sich „immer noch steigern kann“, klingt das fast schon wie eine Drohung.

Ähnlich ergeht es den Biathlon- Frauen, wenn sie derzeit auf die Schwedinnen angesprochen werden. Die sind so etwas wie das weibliche Pendant zum norwegischen Männer-Team. Helena Ekholm und Anna Carin Zidek belegten vor dem Oberhofer Sprint die Plätze zwei und drei im Gesamtweltcup, nur die Finnin Kaisa Mäkäräinen war noch besser. Und auch wenn Magdalena Neuner langsam aufholt, zeigen ihre Kolleginnen aus Skandinavien doch eine enorme Konstanz. Anders als die Norweger, die in erster Linie durch ihre Laufleistungen nach vorne flitzen, setzen die Schwedinnen auf ihre Künste am Schießstand. „Wir haben im Sommer so viel ins Schießen investiert wie noch nie“, sagt Trainer Wolfgang Pichler. „Deshalb waren wir bei den ersten Weltcups die beste Nation in dieser Disziplin.“

Es wäre nicht das erste Mal, dass sich dieses Bild im Laufe der Saison noch verschiebt. Schon einige Male gingen gerade die Norweger allzu überhastet in eine Saison und mussten am Ende andere vorbeiziehen lassen. Zunächst allerdings liegt Skandinavien im Biathlon weiterhin vorne. Und auch die Witterung spielt mit. Für die heutigen Massenstartrennen in Oberhof (15.30 Uhr und 18.15 Uhr, ZDF) ist tristes Regenwetter angekündigt.

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