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Letzter Anlauf. Nach Sotschi wird Björndalen wohl aufhören.

© AFP

Biathlon: Ole Einar Björndalen greift mit fast 40 noch mal an

Einst nannten sie ihn ehrfurchtsvoll den "Kannibalen". Mit fast 40 Jahren ist Ole Einar Bjönrdalen wieder hungrig auf Siege im Biathlon. Bei Olympia in Sotschi will der Norweger ein letztes Mal abräumen.

Bei Ole Einar Björndalen ist alles ein bisschen anders, meteorologische Vorlieben inklusive. „Ich mag dieses Wetter hier. Ich mag den Regen und mag den Nebel“, schwärmt der Norweger, dessen spezieller Geschmack in Oberhof auch in diesem Jahr wieder gut bedient wurde. Ganz besonders am Freitag. Doch auch zum Abschluss des Drei-Tage-Weltcups am Grenzadler wurden die Biathleten beim Massenstart von oben zunächst ausgiebig begossen, am Ende des Rennens war es dann allerdings trocken.

Womöglich zu trocken für den Altmeister, der nach zwei bemerkenswerten zweiten Plätzen in Sprint und Verfolgung beim Massenstart im Thüringer Wald sein schwächstes Resultat hinlegte. Am Ende der 15 Kilometer lag der Norweger auf Rang 21. Doch hätte er nicht als Einziger im Feld gleich sechs seiner 20 Patronen neben die schwarzen Scheiben gesetzt, wäre er auch im Massenstart wieder ganz weit vorne gelandet. Denn läuferisch hält der sechsmalige Olympiasieger, der in drei Wochen 40 Jahre alt wird, mit den Besten der Welt problemlos mit. Wieder.

„Ich hatte zwei drei schwere Winter. Aber dieses Jahr genieße ich, denn ich kann wieder angreifen“, sagt Björndalen, wegen seiner unstillbaren Gier nach Siegen in seiner Branche einst mit dem Ehrentitel „der Kannibale“ bedacht. Jetzt beißt der aktuell Vierte des Gesamtweltcups wieder. Und er versichert allen Zweiflern: „Ich fühle mich nicht alt.“ Daran ändern auch die unübersehbaren Augenfalten nichts, die sich inzwischen in Björndalens Gesicht geschlichen haben. Und während sich Deutschlands Biathleten in Oberhof schon darüber freuten, wenn es einer oder eine von ihnen zumindest mal in den Dunstkreis des Siegerpodests schaffte, hat der Mann aus dem südostnorwegischen Drammen noch immer nichts als den Sieg im Kopf.

„Für mich zählt nur der erste Platz, alles andere ist keine Platzierung. Das ist einfach so im Sport“, sagt Björndalen. In Oberhof siegte er zuletzt vor vier Jahren, einen frischen Anstrich für diese Statistik verpasste der Vierfacholympiasieger von Salt Lake City nur haarscharf. Beim Sprint über zehn Kilometer fehlten ihm 0,4 Sekunden auf Landsmann Emil Hegle Svendsen, bei der 12,5 Kilometer langen Verfolgung gab Björndalen den Sieg mit zwei Fehlern bei der letzten Schießeinlage selbst aus der Hand.

Erneut triumphierte der elf Jahre jüngere Svendsen – doch der Perfektionist aus dem eigenen Team ist ihm in diesem Winter wieder schwer auf die Pelle gerückt. Auch Massenstartsieger Martin Fourcade, der derzeit beste Biathlet, muss den 19-maligen Weltmeister beim Saisonhöhepunkt in Sotschi wieder fürchten. Zum letzten Mal.

„Das werden meine letzten Olympischen Spiele“, legt sich Björndalen fest und ergänzt: „Ich vermute, es ist auch meine letzte Saison im Biathlon.“ Das könnte auch für Andreas Birnbacher gelten, der sich – nach mehreren missglückten Versuchen – am Sonntag als Vierter des Massenstarts sein Olympia-Ticket sicherte. Neben dem 32-Jährigen gelang das in Oberhof auch der früheren Langläuferin Evi Sachenbacher-Stehle – mit dem bayerischen Duo haben nun sechs Männer und fünf Frauen der DSV-Abteilung Biathlon die Olympianorm erfüllt.

In punkto Angriffslust kann es aktuell allerdings keiner aus dem deutschen Lager mit Björndalen aufnehmen. Auch nicht Andrea Henkel, die im März ihre Karriere beendet und sich beim Massenstart-Sieg der Norwegerin Tora Berger als Vierte winkend und mit einem ordentlichen Kratzer auf der Nase vom Publikum verabschiedete. Es war Henkels bestes Einzelergebnis des Winters , das vom wohlwollenden Urteil des Ole Einar Björndalen begleitet wurde: „Oberhof ist einer meiner Favoriten. Und vielleicht ist es sogar der beste aller Weltcuporte.“ Regen und Nebel sei Dank.

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