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Sport: Bronze von Amts wegen

Am Freitag kam Gabi Rockmeier in Wien an - mit dem Auto aus München. Immerhin, fahren musste sie nicht selber.

Am Freitag kam Gabi Rockmeier in Wien an - mit dem Auto aus München. Immerhin, fahren musste sie nicht selber. Das machte ihr Trainer Heinz Löser. Dafür musste Rockmeier laufen. Um 10 Uhr 45 standen bei der Hallen-EM der Leichtathleten die 200-m-Vorläufe auf dem Programm. Die 28-jährige Sprinterin aus Moosburg bei München, die für die LG Olympia Dortmund startet, war pünktlich. Und schnell. In 22,99 Sekunden stellte sie eine persönliche Bestzeit auf, und am selben Nachmittag qualifizierte sich Gabi Rockmeier mit einem Sieg im Halbfinale für den Endlauf.

Dabei hatte Rockmeier bis zuletzt überlegt, ob sie überhaupt starten soll. "Aber es hat sich gelohnt, für mich war es die perfekte Hallen-EM." Dieses Fazit hing allerdings an drei Hundertstelsekunden. Mit diesem Abstand hatte Gabi Rockmeier nämlich im 200-m-Finale vor der Türkin Nora Ivanova-Güner die Bronzemedaille gewonnen. "Das Rennen hätte nicht einmal einen Meter länger sein dürfen", meinte Rockmeier, die auf den letzten Metern fast noch von der Türkin eingeholt worden wäre. "Ich wusste, dass für mich nur Bronze möglich war. Am Ende habe ich gehofft, dass es reicht."

Es war die erste Einzelmedaille bei einer großen internationalen Meisterschaft für Gabi Rockmeier. Erst im vergangenen Sommer wurde sie zum ersten Mal Deutsche Meisterin, über 100 und 200 m. Bei der WM in Edmonton gehörte sie ebenso zur deutschen Sprintstaffel wie schon drei Jahre zuvor bei der EM in Budapest. Beide Male gewann sie eine Silbermedaille.

Dass Silber oder sogar Gold in Wien außer Reichweite waren, dafür führt Gabi Rockmeier vor allem die wenig optimalen Trainingsbedingungen als Grund an: "Die anderen trainieren in Hallen mit sechs Bahnen, so etwas gibt es in Deutschland noch nicht." Nur vier Bahnen, die jedoch entsprechend enger sind, stehen zur Verfügung. In Leipzig soll demnächst eine solche Anlage eingeweiht werden, "aber das hilft mir auch nicht viel weiter, wir bräuchten so eine Halle auch in München", sagt Rockmeier.

Zum Training mal eben nach Leipzig zu fahren, das kann sich Rockmeier nicht erlauben. Und auch die Vorbereitung auf die Europameisterschaften in München, wo die 28-Jährige über 100 und 200 m an den Start gehen möchte, sieht etwas anders aus als bei den meisten Athleten. "Ich gehe arbeiten", beantwortet Gabi Rockmeier die Frage zur sportlichen Planung der nächsten Wochen fast ein wenig erbost. Erst im April sei ein Trainingslager möglich. Rockmeier hat eine Halbtagsstelle beim Arbeitsamt in Erding. "Da gibt es zurzeit viel zu tun", meint sie, "denn im Winter ist die Arbeitslosenquote höher."

Inzwischen ist Rüdiger Nickel in der Interview-Zone der Halle mit einem Becher Wasser für die erste deutsche Medaillengewinnerin zurück. "Ich kann ihr das Wasser reichen", meint er scherzhaft. Das ist sogar sein Job. Nickel ist Rechtsanwalt und nebenbei Sportwart des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Arbeit hat auch er genug.

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