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Nur einer kann gewinnen. Das Duell zwischen Hamilton (links) und Rosberg ist auf der Zielgeraden.

© dpa

Hamilton und Rosberg im Vergleich: Das Formel-1-Duell: Der Bleifuß gegen den Nervenstarken

Nico Rosberg oder Lewis Hamilton – wer fährt besser in dieser Saison? Die Formel-1-Rivalen im WM-Check.

Die Entscheidung rückt näher. Mit einem Sieg beim Großen Preis von Mexiko könnte Nico Rosberg am Sonntag Formel-1-Weltmeister werden – wenn sein Mercedes-Rivale Lewis Hamilton bestenfalls Zehnter wird. Rosbergs Vorsprung beträgt 26 WM-Punkte – doch vergleicht man die Leistungen der beiden Titelkandidaten in diesem Jahr, dann zeigt sich: Sehr groß sind die Unterschiede nicht. Stärken und Schwächen gleichen sich ziemlich aus. Der Deutsche trat in dieser Saison stärker denn je auf und konnte durch harte Arbeit und Tüftelei dem Naturtalent Hamilton die Stirn bieten. Wir vergleichen die WM-Rivalen in den wichtigsten Kategorien.

QUALIFIKATION
Die Statistik weist das Duell der beiden Stallrivalen nach dem Rennen in den USA mit einem Stand von 9:9 aus. Allerdings hatte Hamilton in Schanghai und Sotschi durch technische Probleme keine Chance im Rennen um den besten Startplatz, in Spa verzichtete er auf ein echtes Qualifying, weil er durch die Motorenwechsel sowieso von ganz hinten starten musste.

Beide hatten ihre ganz speziellen Qualifyings mit Traumrunden, die dem Rivalen keine Chance ließen: Hamilton zum Beispiel in Monza, Rosberg dann zwei Wochen später in Singapur. Können beide das absolute Optimum herausholen, ist Hamilton wahrscheinlich immer noch ein bis zwei Zehntelsekunden pro Runde schneller. Aber er hat sich auch unnötige Fehler geleistet. Wie in Baku, als er nach zwei Dritteln der Runde schon fast eine halbe Sekunde vor Rosberg lag, dann aber das Auto doch noch an eine Mauer setzte. Deshalb:Unentschieden

STARTS
Die Starts waren in dieser Saison ein entscheidender Punkt. Durch das neue Reglement, das Ansagen und Hilfen der Ingenieure verbietet, sind die Fahrer verpflichtet, mit dem Zusammenspiel zwischen Fingerkupplung und sensiblem Gasfuß allein klar zu kommen. Rosberg erwies sich dabei im Umgang mit dem sehr komplexen und schwierig zu handhabenden Mercedes-Kupplungssystem als der Bessere. Nur zweimal (in Ungarn und Deutschland) hatte er Probleme, nutzte daraufhin aber die Sommerpause zu intensiver Start-Arbeit, gemeinsam mit den Mercedes-Technikern. Seither klappten alle Starts sehr gut.

Hamilton fiel dagegen schon zu Saisonbeginn in Australien weit zurück und kam auch später immer wieder einmal schlecht weg. Doch erst nach den letzten Startdebakel in Suzuka setzte er sich auch einmal ernsthaft mit dem Thema auseinander, nachdem er zuvor nur auf die Technik geschimpft hatte. Und siehe da, die zweieinhalb Stunden im Mercedes-Simulator schienen etwas gebracht zu haben. In Austin lief der Start auf einmal auch beim Briten optimal. Vorteil Rosberg

RENNSPEED
Sehr groß sind die Unterschiede nicht mehr. Wenn Rosberg an der Spitze fuhr, hatte Hamilton in diesem Jahr nie eine wirkliche Chance (mit Ausnahme des Rennens in Österreich, als Rosberg mit Problemen an Bremsen und Reifen kämpfte). Außerdem wird es immer schwieriger, diesen Punkt genau einzuordnen, weil in der heutigen Formel 1 sowieso nicht mehr über die komplette Distanz voll gefahren wird. Gerade bei Mercedes kann man es sich oft leisten, schon nach wenigen Runden weniger Motorleistung zuzulassen. Allerdings glauben Experten wie der Brite Martin Brundle, dass Hamilton im Zweifel ein kleines bisschen mehr aus sich herausquetschen kann. Deshalb: Leichter Vorteil Hamilton

ZWEIKAMPFQUALITÄTEN
Gerade im Duell mit seinem Teamkollegen hat Rosberg in diesem Jahr deutlich zugelegt. Er ließ Hamilton nicht so leicht den Vortritt wie früher, sondern hielt erbittert dagegen, auch wenn das wie in Barcelona und in Österreich mit Feindberührung endete. Vergleicht man aber Situationen, in denen sich die beiden durch das Feld wieder nach vorn kämpfen mussten, zeigt sich: Ein wenig konsequenter und zielstrebiger geht Hamilton da meist schon zur Sache, er hat immer noch die besseren Qualitäten als Überholer. Er geht generell ein höheres Risiko ein, manchmal ein zu hohes: In China verzichtete er bei einem Start vom Ende des Feldes auf die Möglichkeit, in sicherem Abstand vor den Turbulenzen der ersten Kurve aus der Boxengasse loszufahren, um gleich möglichst viele Plätze gutzumachen. Das ging schief und endete mit einem beschädigten Auto. Trotzdem: Vorteil Hamilton

NERVENSTÄRKE
Nico Rosberg rief in diesem Jahr sehr konstant sein Potenzial ab und ließ sich durch nichts und niemanden dauerhaft aus der Ruhe bringen. Dagegen wirkte Hamilton nicht zuletzt durch seine Technikprobleme immer wieder verunsichert und insgesamt etwas weniger selbstsicher als früher. Indizien dafür sind die ständigen kritischen Bemerkungen über den Tausch der Mechanikercrews vor Saisonbeginn bei Mercedes, aber auch die völlig unnötigen Medien-Scharmützel in Japan, die ihn am Ende nur von seinem eigentlichen Job ablenkten. Vorteil Rosberg

GLÜCK MIT DER TECHNIK
Der einzige Punkt, den die Fahrer selbst nicht beeinflussen können: Hält das Auto? In diesem Punkt hatte Hamilton in diesem Jahr deutlich mehr Pech mit den vielen Motorproblemen im Qualifying schon im ersten Saisondrittel und dann nach dem Motorschaden in Malaysia, der ihn den Sieg kostete. Dagegen sind die Bremsprobleme von Rosberg in Monaco oder seine Getriebewechsel-Strafe in Österreich fast zu vernachlässigen. Andererseits: 2014 etwa, im ersten WM-Duell der beiden, hatte Rosberg deutlich mehr Pech mit der Technik. Er könnte sich also in diesem Jahr auf ausgleichende Gerechtigkeit berufen. Vorteil Rosberg

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