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Wiedersehen als Gegner. Anderthalb Jahre lang verteidigten Robin Knoche (links) und Marvin Friedrich (im weißen Trikot) Seite an Seite für Union.

© Imago/Uwe Kraft

Der 1. FC Union trifft auf seinen alten Abwehrchef: Marvin Friedrich ist unvergessen, aber nicht unersetzlich

Marvin Friedrich spielt am Sonntag mit Gladbach in Berlin und wird offiziell verabschiedet. Die Defensive des 1. FC Union steht aber auch ohne den langjährigen Abwehrchef.

Vier Jahre lang gab es beim 1. FC Union ein ungeschriebenes Gesetz: Marvin Friedrich spielt immer. Der Innenverteidiger war die große Konstante in der kompakten Berliner Defensive, stieg mit Union auf, etablierte sich und den Verein in der Bundesliga. Von 154 Pflichtspielen zwischen Januar 2018 und Januar 2022 absolvierte Friedrich 141.

Solch einen Leistungsträger zu ersetzen, ist für einen Klub mit beschränkten finanziellen Mitteln eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, aber was heißt bei Union schon unmöglich. Zehn Monate nach seinem Wechsel zu Borussia Mönchengladbach für 5,5 Millionen Euro kommt Friedrich am Sonntag (15.30 Uhr, Dazn) zum ersten Mal als Gast an seine alte Wirkungsstätte – und trifft dort auf ein Spitzenteam mit der besten Defensive der Liga.

Vor Anpfiff wird Friedrich gemeinsam mit dem mittlerweile beim 1. FC Kaiserslautern spielenden Torwart Andreas Luthe im Stadion An der Alten Försterei offiziell verabschiedet. Es wird wie immer nette Worte, ein paar Umarmungen, Blümchen und ein gerahmtes Foto geben – und laute „Fußballgott“-Rufe der Fans. „Andi und Marvin haben sich das verdient“, sagte Trainer Urs Fischer. „Sie haben ihren Teil dazu beigetragen, dass wir so erfolgreich sind.“

Als im vergangenen Januar erst Friedrich und wenige Tage später auch Max Kruse den Verein verließen, war es schwer vorstellbar, dass Union diese Abgänge gleichwertig würde kompensieren können. Es folgte dann auch eine Ergebnisdelle, doch nach diesen Anlaufschwierigkeiten fand die Mannschaft schnell eine neue Balance.

Friedrichs Wechsel sollte für den 26-Jährigen eigentlich der nächste sportliche Schritt sein, Gladbach beendete die vergangene Saison allerdings zwölf Punkte hinter Union und hat nach elf Spieltagen schon wieder sieben Zähler Rückstand. Auch für Friedrich selbst lief es anfangs nicht gut, mittlerweile ist er aber Stammspieler.

Die größte Stärke der Berliner ist auch ohne Friedrich die Defensive. „Vergessen wirst du einen Spieler nie, wenn du vier Jahre mit ihm gearbeitet hast“, sagte Fischer. „Aber Diogo Leite und Danilho Doekhi machen das zur Zeit sehr gut und hinten habe ich in jedem Spiel die Qual der Wahl.“

Gegen Gladbach könnten Timo Baumgartl, der in der Europa League nicht spielberechtigt ist, oder Paul Jaeckel in die Startformation rotieren. Die Statistik untermauert Fischers Vertrauen in seine Defensivakteure. In 18 Pflichtspielen hat Union nur elf Gegentore kassiert und besonders in den vergangenen Wochen half diese Kompaktheit dem Team über einige spielerische Schwächen hinweg.

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Während Sheraldo Becker und Jordan Siebatcheu Pefok in der ersten Phase der Saison mit einer beeindruckenden Frühform und gnadenloser Effizienz glänzten, tat sich Unions Offensive zuletzt sehr schwer. Dass die Berliner dennoch – mit Ausnahme des Spiels in Bochum – so konstant punkten, haben sie der defensiven Stabilität zu verdanken. Sechs der letzten sieben Spiele gewann Union zu Null. Gerade in der Europa League sind die Berliner mit ihren drei 1:0-Siegen in Folge Meister des Minimalismus.

„Sie verfügen über eine hohe Qualität und haben sich in den vergangenen Jahren nach ihrem Aufstieg Saison für Saison in der Endplatzierung immer weiter nach vorne gearbeitet. Das ist ein Zeichen von exzellenter Arbeit und ein Lehrbeispiel für viele andere Vereine“, sagte Gladbachs Trainer Daniel Farke anerkennend.

Beide Mannschaften unterscheidet vor dem Duell am Sonntag nicht nur die ziemlich gegensätzliche Entwicklungskurve der vergangenen Jahre, sondern auch die Personalsituation. Während bei Union alle 30 Profis einsatzfähig sind, fehlt der Borussia eine ganze Reihe an Stammspielern: Yann Sommer, Stefan Lainer, Manu Koné, Ko Itakura, Florian Neuhaus und Hannes Wolf fallen definitiv aus. Bei Nationalspieler Jonas Hofmann besteht nach seiner Schulterverletzung zumindest eine Resthoffnung auf einen Einsatz.

Fischer hat dennoch großen Respekt. „Obwohl sie den einen oder anderen Verletzten zu beklagen haben, sehe ich immer noch genügend Qualität“, sagte der Schweizer. Die Borussia sei eine Mannschaft, die vor allem versuche, spielerische Lösungen zu finden. Den Berlinern wird das gar nicht so unrecht sein, denn am wohlsten fühlen sie sich, wenn der Gegner das Spiel macht – die Abwehr steht schließlich, auch ohne Marvin Friedrich.

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