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Da läuft er und wird nicht abgeholt. Julian Draxler am Mittwoch beim Training in Wolfsburg.

© dpa/Hay

Julian Draxler und VfL Wolfsburg: Der kleine Julian möchte an der Kasse abgeholt werden!

Julian Draxler hat keinen Bock mehr auf den VfL Wolfsburg - sein Verhalten wirft allerdings Fragen auf. Ein Kommentar.

Von Christian Otto

Neulich war das alles noch so schön. Erfolgreicher Klub, vom Volkswagen-Konzern großzügig unterstützt, ehrgeizig aufgestellt: Dass mehrere der besten deutschen Fußballspieler große Lust auf ein langfristiges Arbeitsverhältnis beim VfL Wolfsburg verspürt haben, war logisch. In diesen Tagen aber stellt sich die Frage, warum fast alle von ihnen ihre Meinung wieder geändert haben. Einer von ihnen ist besonders hochbegabt und eigentlich sehr vernünftig. Aber Julian Draxler lässt den Verein mit einer Wucht spüren, dass er keinen Bock mehr auf Wolfsburg hat, die Fragen aufwirft.

Das übliche, immer wiederkehrende Vorurteil über den VfL Wolfsburg lautet: Der Verein gleicht seinen Mangel an Charme und seinen Standortnachteil am Ufer des Mittellandkanals mit großzügigen Gehältern aus. Naldo (zu Schalke), André Schürrle (Dortmund) und Max Kruse (Bremen) führen höchst unterschiedliche Gründe dafür an, warum sie bei den Niedersachsen ein Fernweh erfasst hat.

Im April wäre es ihnen um ein Haar gelungen, Real Madrid im Viertelfinale der Champions League scheitern zu lassen. Die Erinnerung daran scheint aber keinem der genannten Spieler noch etwas wert zu sein.

Hecking ist ein Trainer, der mehr auf Schweiß und Arbeit als auf Fußballkunst steht

Neben gutem Geld werden smarte Profis auf zwei Dinge achten, wenn sie zu einem Verein wie Wolfsburg wechseln. Kann man in dieser vom VW-Konzern geprägten Stadt gut leben? Dank der guten und schnellen Anbindung an Berlin lässt sich die Frage durchaus bejahen. Folgt der Klub einer überzeugenden Strategie? Geschäftsführer Klaus Allofs weiß auf seine Art genau, was er tut und an welcher Strippe zu ziehen ist. Bleibt die Frage nach dem Trainer. Kann Dieter Hecking mitreißen, Großes gestalten und Glamour entfalten? Hier wäre als Antwort in Teilen ein Jein angebracht. Hecking ist ein Trainer, der mehr auf Schweiß und Arbeit als auf Fußballkunst steht.

Aber angesichts seiner Erfolge in Wolfsburg ist ihm das eigentlich nicht zu verübeln. Dagegen sollte sich ein erwachsener Mann wie Draxler eigentlich im Klaren darüber sein, warum und zu wem genau er wechselt. Ist er aber wohl nicht gewesen. Der kleine Julian hat sich verlaufen, an diese Kasse des internationalen Fußballs gestellt und möchte dort ganz schnell abgeholt werden. Es soll Trainer geben, die am Ende froh sind, solche Spieler wieder loszuwerden.

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