zum Hauptinhalt
Schockstarre: Bei der deutschen Nationalspielerin Lena Oberdorf und ihren Teamkolleginnen herrschte Fassungslosigkeit nach Abpfiff.

© dpa/Sebastian Gollnow

Der Schock von Brisbane: Kein Mumm, kein Glück, kein Achtelfinale

Deutschland ist nach dem Unentschieden gegen Südkorea in der Vorrunde der Fußball-WM ausgeschieden. Die Gründe für das Scheitern liegen in der erneut schwachen Offensive und dem zu eindimensionalen Matchplan.

Bei den deutschen Fußballerinnen herrschte Fassungslosigkeit. Auch Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg schienen die Worte zu fehlen nach dem 1:1 (1:1)-Unentschieden gegen Südkorea am Donnerstag in Brisbane, das das Ausscheiden Deutschlands in der WM-Gruppenphase bedeutete. Denn Marokko besiegte im Parallelspiel Kolumbien mit 1:0 (1:0) und zog so an Deutschland vorbei auf Platz zwei.

Im obligatorischen Kreis nach dem Spiel sagte Voss-Tecklenburg erstmal lange nichts. Später versuchte sie es aber doch. „Wir haben heute nicht in unser Spiel reingefunden mit der entsprechenden Präzision, um dann auch einen Gegner, der so verteidigt, wirklich zu was zu zwingen“, so Voss-Tecklenburg. „Wir haben Herz gezeigt, wir haben auch noch ein paar Aktionen gehabt, aber nicht so viel Klares.“ Dabei sei das frühe Tor durch Südkoreas Cho So-Hyun in der 6. Minute ein Schock gewesen, der sich anschließend bemerkbar gemacht habe.

Mit einem Gegentor in solch ein wichtiges Spiel zu starten, ist natürlich das denkbar schlechteste Szenario. Doch ein solches Team, das aus so vielen talentierten wie auch gestandenen Spielerinnen besteht, dürfte ein Gegentreffer eigentlich nicht so verunsichern. Trotzdem leisteten sich die deutschen Fußballerinnen einige Ungenauigkeiten im Passspiel und ließen in der Anfangsphase die nötige Konsequenz im Abwehrverhalten vermissen, wodurch das 0:1 überhaupt erst zustande kam.

Marina Hegering, die anstelle von Sara Doorsoun in der Innenverteidigung begann, ist bekannt für ihre punktgenauen langen Bälle, mit denen sie die ein oder andere Abwehrreihe im Handumdrehen vor Probleme stellt. Gegen Südkorea kam allerdings kaum einer ihrer Pässe an. Dafür punktete Hegering im Abwehrverhalten und ließ ebenso wie ihre Teamkolleginnen bis auf das Gegentor so gut wie nichts zu.

Deutschland zeigt zu selten sein Potenzial

Die Gründe für das Ergebnis, das am Ende das Ausscheiden des deutschen Teams besiegelte, lagen auch nicht in der Defensive. Sie waren vielmehr, wie schon gegen Kolumbien, in der schwachen Offensive begründet, der einmal mehr die Leichtigkeit fehlte. „Bis auf Sydney Lohmann hat uns letztendlich Deutschland keine Probleme mehr bereitet“, sagte Colin Bell, Trainer von Südkorea.

Das deutsche Team zeigte erneut viel zu selten, zu was es spielerisch in der Lage ist. Mitte des ersten Durchgangs hatte Klara Bühl, die ebenso wie Jule Brand auf den Außen kein Faktor war, eine Doppelchance, die aus einer sehenswerten Passstafette heraus entstand. Dort zeigte sich, dass Lea Schüller nicht nur aufgrund ihrer Kopfballstärke von Anfang an spielte, sondern auch als Vorlagengeberin glänzen kann. Bei der zweiten Chance Bühls funktionierte schließlich auch mal das Zusammenspiel zwischen den Ketten von Lena Oberdorf und Sara Däbritz im zentralen Mittelfeld. Die anschließende Flanke von Svenja Huth köpfte Bühl knapp über die Latte.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Das deutsche Team kam nur selten zu solchen Chancen. Falls doch, wurde es gefährlich nach Flanken und insbesondere dann, wenn Huth sie schlug. So auch beim 1:1-Ausgleich durch Popp kurz vor der Halbzeit. Im Grunde war diese Strategie aber zu vorhersehbar und daher für Südkorea gut zu verteidigen. Popp kam im zweiten Durchgang auf diese Weise zwar zu Chancen, aber bis auf die Situation bei ihrem Abseitstor, nicht mehr in solch einer aussichtsreichen Position wie noch beim 1:1. Das lag auch daran, dass Bell die etatmäßige Stürmerin Park Eun-Sun gegen Popp spielen ließ.

„Natürlich sind es am Ende Kleinigkeiten, ob du dich durchsetzt, ob du die Flanke da rein bringst, ob du vielleicht auch ein bisschen Spielglück hast“, sagte Voss-Tecklenburg. „Es war aber schon so, dass wir auch in den Zweikämpfen zu Beginn nicht so präsent waren.“ Deutschland gewann am Boden tatsächlich nur 43 Prozent seiner Duelle – ein deutlich schlechterer Wert als der der Gegnerinnen. Das deutsche Team fand gegen die Zweikampfhärte Südkoreas insgesamt kein Mittel. „Und wenn das dann sehr statisch ist mit einem Gegner, der so tief verteidigt, ist es eben auch schwierig, am Ende zu wirklich klaren Torchancen zu kommen“, sagte Voss-Tecklenburg.

Einzig die Einwechslung von Sydney Lohmann brachte nochmal etwas Schwung rein. Doch die Energie und Abschlussstärke der 23-Jährigen, die als eine der wenigen selbstbewusst und entscheidungsfreudig auftrat, sollte nicht mehr belohnt werden. „Man braucht am Ende vielleicht auch ein Quäntchen Glück, dass der Ball mal durchrutscht, aber auf dieses Glück alleine dürfen wir uns natürlich nicht verlassen“, sagte Voss-Tecklenburg.

Das Glück war am Donnerstag jedenfalls nicht auf Seiten der deutschen Fußballerinnen. Sie hatten es sich nach dem insgesamt zu harmlosen Auftritt aber auch nicht verdient.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false