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Hunnis im Klub. Sascha Lippe verdient tatsächlich Geld mit Snooker. Foto: Imago

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Sport: Derby im Hinterhof

Das German Masters lockte Tausende zum Snooker, die Bundesliga spielt in abgelegenen Fabrikhallen

Berlin - Ein grüner Tisch mit vielen bunten Kugeln, die zwei Spieler abwechselnd versuchen, mit einem Queue in Löcher zu stoßen. Snooker ist ein Sport, der eigentlich nicht mehr erklärt werden muss. Zumindest, wenn die German Masters von vor etwas mehr als einer Woche der Maßstab sind. Fast 2500 Zuschauer verfolgten das Finale des internationalen Ranglistenturniers im Berliner Tempodrom und das Fernsehen übertrug live. „Berlin hat neue Standards in der Snookerwelt gesetzt“ schreibt Moderator Rolf Kalb in seinem Blog.

Ist allerdings das Derby zwischen dem 1. Berliner Snooker Verein und dem Berliner Snooker Club der Maßstab, dann ist Snooker nach wie vor ein Randsport, der dem breiten Publikum erklärt werden muss. Zu diesem Spiel der deutschen Snooker-Bundesliga am vergangenen Sonntagnachmittag kamen exakt zehn Zuschauer in den Hinterhof eines alten Kreuzberger Fabrikgebäudes. Am Vortag im Hinspiel hatten sich die beiden Berliner Vereine Unentschieden getrennt. Das Rückspiel im muffigen zweiten Stockwerk in der Lausitzer Straße entschied der Berliner SC, Dritter der Bundesliga, mit 5:3 nach Spielen für sich. Der 1. Berliner SV liegt nun auf dem sechsten Platz der Snooker-Bundesliga – bei acht Vereinen würde das am Ende der Saison ein Relegationsspiel um den Abstieg bedeuten.

Beim Masters-Finale wurden Mark Williams und Mark Selby – Profis aus Großbritannien, dem Mutterland des Snookers – regelrecht bejubelt. Die Spiele der Bundesliga, bei denen die besten deutschen Spieler aktiv sind, finden dagegen nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. „Es gibt hier nur drei Spieler, die im Moment das Potenzial hätten, auf den großen Weltturnieren mitzuspielen: Lasse Münstermann, Patrick Einsle und ich“, sagt Sascha Lippe, deutscher Vizemeister und Spieler des 1. Berliner SV. Es fehle aber an professionellen Strukturen und vor allem an Geldgebern, um auf ein Niveau mit den Besten der Welt zu kommen. Beim Berliner Derby ist Lippe der einzige Spieler, der für seinen Einsatz Geld erhält. Es sei aber nur eine Summe „im niedrigen Hunderterbereich“, sagt der 27-Jährige, der für die Partien seines Klubs extra aus Dresden anreist.

„Profis auf der Main-Tour werden Lippe, Münstermann oder Einsle aber nicht mehr“, sagt Matthias Werner, Teilhaber des Berliner SC. Für die Serie der besten Weltturniere sei es für sie zu spät. Es gebe zwei, drei junge deutsche Talente, die den Sprung schaffen könnten. Dazu zählt er auch den 13-jährigen Pawel Leyk, der sein Können sogar bei den German Masters zeigte, als er in der Vorrunde gegen den Briten Anthony Hamilton zwar verlor, es dem Briten aber alles andere als einfach machte. Noch spielt Leyk in der zweiten Mannschaft des Berliner SC. „Für die kommende Saison aber ist er fest für die erste Bundesliga eingeplant“, sagt Werner.

Der 30 Jahre alte Anwalt investierte 2007 in eine öffentliche Snookerhalle in der Dessauer Straße, in der sich der Berliner SC dann gründete. Er hatte die Spielstätte auch dem Derby-Gegner angeboten, der mehr als 20 Jahre alte Traditionsverein aber lehnte ab. „Wir legen einfach sehr viel Wert auf unsere Klubatmosphäre“, sagt Thomas Lorenz vom 1. Berliner SV, der mit seinem kleinen Vereinsheim nach wie vor zufrieden ist. Er kann sich einen Umzug in ein modernes Snooker-Center nicht vorstellen – der Hinterhof ist sein Zuhause.

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