FC Bayern München: Die Kritik an Carlo Ancelotti ist lächerlich
Auch wenn die Bayern aktuell nicht gut spielen, ihrem Trainer eine Spielidee abzusprechen, geht zu weit. Dass der Rekordmeister nicht so dominiert wie unter Guardiola hat andere Gründe. Ein Kommentar.
Nun hat der Trainer also nicht einmal mehr eine Spielidee. Darunter geht es nicht, wenn dieser Tage die Art und Weise kritisiert wird, wie der FC Bayern auf Anweisung von Carlo Ancelotti Fußball spielt. Das Wirken des Neuen hat ja auch fatale, sichtbare Folgen. Nach einer Ewigkeit von 39 Monaten sind die Münchner nicht mehr Tabellenführer der Bundesliga. Nur gut, dass die Mannschaft vor dem Spiel am Mittwoch in Rostow schon fürs Achtelfinale der Champions League qualifiziert ist. Wer weiß, wie das noch ausgegangen wäre, jetzt wo die Krise da und die Not groß ist.
Bei allem berechtigten Einwand am Spiel der Bayern ist die Kritik an Ancelotti eindimensional und im Detail nicht nachzuvollziehen. Einem Mann, der drei Mal die Champions League gewonnen und in allen bedeutenden Ligen nationale Titel errungen hat, diesem Mann also vorzuwerfen, er hätte anders als Emporkömmlinge wie Thomas Tuchel oder Julian Nagelsmann keinen Plan, ist lächerlich. Dass Bayern nicht mehr dominiert wie unter Guardiola, hat andere Gründe.
Bei Real Madrid antworteten die Spieler auf mehr Freiheiten mit dem Gewinn der Champions League
Die Mannschaft ist ein Jahr älter und nach der vierten deutschen Meisterschaft in Folge wieder satter. Nach der Titelflut der vergangenen Jahre lässt ihr natürlicher Antrieb nach – nichts Ungewöhnliches im Leistungssport. Wenn nach einem psychisch wie physisch fordernden Trainer wie Guardiola ein gemütlicherer Typ wie Ancelotti daherkommt, kann das zu einer Situation führen, wie sie der FC Bayern gerade erlebt.
Muss es aber auch nicht. Ancelotti ist einer, der seinen Spielern viele Freiheiten lässt und auf hohe Eigenverantwortung setzt. Wenn Bayerns Spieler das so verstehen, es nun etwas ruhiger angehen zu lassen, ist das ein Mentalitätsproblem. Schließlich geht es auch anders. Bei Real Madrid antwortete der Kader nach Jahren unter José Mourinho, der ähnlich am Limit arbeitet wie Guardiola, auf Ancelottis Freiheiten äußerst positiv – mit dem Gewinn der Champions League.
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