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Mit Energie und Optimismus geht Domenico Tedesco seinen neuen Job als belgischer Nationaltrainer an.

© dpa/VIRGINIE LEFOUR

Domenico Tedesco trifft mit Belgien auf die deutsche Nationalelf: Der Erneuerer aus dem Nachbarland

In seinem zweiten Spiel als belgischer Nationaltrainer trifft Domenico Tedesco an diesem Dienstag auf Deutschland. Sein Debüt am Wochenende ist schon mal geglückt.

Ende des vergangenen Jahres hat der Belgische Fußballverband nach einer neuen Führungskraft gefahndet und dafür auf der eigenen Homepage eine Stellenanzeige veröffentlicht. Gesucht wurde jemand, der in Vollzeit arbeiten kann, resoluten Ehrgeiz mitbringt, internationale Erfahrung auf Topniveau vorweisen kann und eine profunde Taktikkenntnis. Ausgeschrieben war die Stelle des Nationaltrainers.

Domenico Tedesco hat das damals auch gelesen, im Wartezimmer seines Zahnarztes, wie er der Deutschen Presse-Agentur jetzt erzählt hat. Seine Reaktion war nicht: Das ist ja schräg. Seine Reaktion war: „Boah, das wär‘ ein cooler Job. Gute Mannschaft, gute Spieler.“ Beworben hat sich Tedesco nicht, und trotzdem trainiert er seit Anfang Februar als Nachfolger des Spaniers Roberto Martinez Belgiens Nationalmannschaft.

Das mit der guten Mannschaft und den guten Spielern, das hätten viele nach der WM vermutlich ein bisschen anders gesehen. Wie Deutschland ist auch Belgien in Katar bereits in der Vorrunde gescheitert, in einer Gruppe mit Kanada, Marokko und Kroatien. Belgiens Goldene Generation galt als überaltert und über ihren Zenit hinaus, ihre Perspektive alles andere als glänzend.

„In einer Nationalmannschaft zählt immer der Ist-Zustand“, sagt Tedesco. Mit 37 Jahren ist er nicht nur der jüngste Nationaltrainer weltweit, er ist auch kaum älter als viele der Spieler, die zuletzt das Korsett des belgischen Teams gebildet haben. Über das Ende der Goldenen Generation äußert sich Tedesco eher zurückhaltend, aber dass er bei den Belgiern einen Erneuerungsprozess einleiten muss, das steht außer Frage.

Frischen Wind soll der Deutsche bringen. Und dieser frische Wind „ist (vorläufig) eine angenehme Brise“, schrieb die „Gazette van Antwerpen“ am Wochenende nach Tedescos Debüt. Zum Start der EM-Qualifikation hatte er am Freitag mit Belgien einen 3:0-Erfolg in und gegen Schweden gefeiert.

Mittelstürmer Romelu Lukaku, einer der verbliebenen Routiniers im Team, erzielte alle drei Treffer. Die Vorlagen aber kamen von Herthas Dodi Lukebakio (zwei), der bei der WM in Katar nicht berücksichtigt worden war, und vom Länderspieldebütanten Johan Bakayoko, der Lukebakio nach einer Stunde ersetzt hatte.

Gute Laune in Schweden. Dodi Lukebakio von Hertha BSC bereitete bei Tedescos Debüt zwei der drei Tore vor.

© imago/Panoramic International/IMAGO/Jan De Meuleneir

Erste Veränderungen unter Tedesco sind bereits erkennbar. Im letzten Vorrundenspiel bei der WM lag das Durchschnittsalter der Belgier bei mehr als 31 Jahren, in der Startelf standen gegen Kroatien sieben Spieler, die 30 oder älter waren.

Am Freitag gegen Schweden waren es nur drei. Das Durchschnittsalter der Anfangself betrug etwas mehr als 26 Jahre, und neben dem 19 Jahre alten Bakayoko feierte auch Lois Openda, 23, sein Debüt für die Roten Teufel.

Tedesco hat gezeigt, dass er Mannschaften entwickeln kann

Ein Grund zur Ekstase war der klare Erfolg in Solna trotzdem nicht. „Dieses Schweden war kein echter Test für den Deutschen“, schrieb die Zeitung „De Morgen“. Das könnte am Dienstag schon anders sein, wenn Tedesco in Köln auf die deutsche Nationalmannschaft trifft (20.45 Uhr, live bei RTL). „Für uns als Team ist es ein guter Test – nicht nur für mich persönlich“, sagte der neue belgische Nationaltrainer.

Tedesco hat gezeigt, dass er Mannschaften entwickeln kann: als jüngster Zweitligatrainer bei Erzgebirge Aue. Mit dem FC Schalke 04, mit dem er 2018 Vizemeister hinter den Bayern wurde, und auch in Leipzig, wo er mit Rasenballsport Leipzig im vergangenen Jahr DFB-Pokalsieger wurde – ehe er nur wenige Monate später, im September, entlassen wurde.

„Er scheint ein sehr moderner Trainer zu sein“, sagt Kevin de Bruyne, der neue Kapitän des belgischen Teams. Und Sebastiaan Bornauw, Innenverteidiger vom VfL Wolfsburg, bezeichnet Tedesco als eine Mischung aus einem Italiener und einem Deutschen: „Er verbindet die italienische Taktik und den deutschen Pressingfußball.“

Tatsächlich mag es Tedesco, der in Italien geboren und in Deutschland aufgewachsen ist, den Ball zu haben und das Spiel in die gegnerische Hälfte zu verlagern. Gegen Schweden wies die Statistik für sein Team bei Ballbesitz, Passquote und Zweikämpfen die besseren Werte aus.

„Es gab viele Dinge, die mir gefallen haben. Vor allem ein guter Spirit. Das ist sehr wichtig“, sagte Domenico Tedesco nach seinem Debüt. Und trotzdem: „Wir sind noch weit weg von dem Fußball, den wir spielen wollen. Aber das ist normal nach zwei Trainingseinheiten.“

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