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Sport: Ein Fabellauf mit zwei Hauptdarstellern Tergat bleibt beim Weltrekord nur knapp vor seinem Hasen

Berlin. Mark Milde wusste, welche Zeit einzuplanen war.

Berlin. Mark Milde wusste, welche Zeit einzuplanen war. Der seit einigen Jahren beim Berlin-Marathon für die Topathleten verantwortliche Sohn des Cheforganisators Horst Milde hatte Paul Tergat verpflichtet. Und so tauchte auf allen Streckenplänen die folgende Zielzeit auf: 11:05 Uhr. Das war gut kalkuliert. Paul Tergat war aber noch fünf Sekunden schneller, als er gestern beim 30. Berlin-Marathon mit der Rekordzahl von 35.000 Läufern aus 91 Nationen ins Ziel lief. Angefeuert von einem Millionenpublikum rannte er den fünften Weltrekord in der Geschichte dieses Rennens: 2:04:55 Stunden. Als erster Marathonläufer blieb Paul Tergat dabei unter 2:05 Stunden, doch der Kenianer war – und das war die eigentliche Überraschung des Rennens – nicht alleine: Auch sein Trainingspartner Sammy Korir knackte diese Schallmauer des Marathons. Der Kenianer war als Tergats Tempomacher, vulgo: Hase: verpflicht worden und lief nur eine Sekunde langsamer als sein Chef.

Es war passend zum Jubiläum das spektakulärste Rennen in der Geschichte des Berlin-Marathons. Doch nicht nur das: Gemessen an den Spitzenleistungen bei den Männern war dieser Berlin-Marathon das beste Rennen über die klassische Distanz aller Zeiten. Zwei Läufer blieben unter 2:05 Stunden, der drittplatzierte Kenianer Titus Munji rannte 2:06:15 – das ist immer noch die achtbeste Zeit aller Zeiten. Nebenbei fielen im Männerrennen noch zwei weitere Weltrekorde: Andres Espinosa war der erste Masters-Läufer (über 40 Jahre), der unter 2:10 Stunden rannte. Der mexikanische Sieger des New-York-Marathons von 1993 lief hochklassige 2:08:46 Stunden und wurde damit Vierter. Die drei Kenianer Tergat, Korir und Munji stellten zudem einen Team-Weltrekord auf, der allerdings nicht offiziell geführt wird. Das Trio benötigte insgesamt 6:16:06 Stunden - das heißt, im Durchschnitt blieben sogar alle drei unter der vorherigen Weltrekordzeit des US-Amerikaners Khalid Khannouchi (2:05:38). Die alte Team-Bestmarke, die ebenfalls ein kenianisches Trio hielt, stand bei 6:20:26.

Dass Paul Tergat Weltrekord lief, war angesichts der idealen Witterungsbedingungen eigentlich keine Überraschung. So sensationell die erste Marathonzeit unter 2:05 Stunden auch wirken mag, Paul Tergat war sie zuzutrauen. In der Vergangenheit hatte es in Berlin schon mehrfach große kenianische Sieger gegeben. Erst im vergangenen Jahr triumphierte Raymond Kipkoech in der Weltklassezeit von 2:06:47 Stunden. Doch es waren bisher eher relativ unbekannte Kenianer, die für Furore sorgten. Nun kam der beste Kenianer - und das Ergebnis ist ein Weltrekord, der zeigt, dass diese Berliner Marathonstrecke kombiniert mit perfekten Wetterbedingungen vielleicht die besten Voraussetzungen für schnelle Rennen bietet.

„Was sich gestern bei den Skatern und heute bei den Läufern getan hat, müssen wir erst mal verdauen. Bis 100 Meter vor dem Ziel wollte ich nicht glauben, dass Paul Tergat hier einen solchen Weltrekord läuft", sagte Organisationschef Horst Milde. l Tergat profitierte von der perfekten Tempoarbeit seiner Trainingskollegen. Der Halbmarathon war genau nach Plan in 63:01 Minuten gelaufen. Danach legten die Kenianer noch zu. Erst auf dem letzten Kilometer löste sich Tergat dann leicht von Korir, der auf den letzten Metern aber noch einmal dicht herankam.

Der Weltrekordlauf des Paul Tergat, der 120 000 Euro verdiente, stellte alle anderen Ergebnisse in den Schatten. Bei den Frauen rannte Yasuko Hashimoto zum vierten japanischen Sieg in Folge in 2:26:32 Stunden. Sie verdiente eine Prämie von 32 500 Euro. Eine Enttäuschung gab es dagegen für Kathrin Weßel (SCC Berlin), die zwar beste deutsche Läuferin war, allerdings nicht über Rang 15 in 2:38:15 Stunden hinauskam. Bei den Männern war Jirka Arndt (Potsdam) auf Rang 23 in 2:16:28 Stunden bester Deutscher.

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