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Sport: Einsamer Deutscher

Bei den US Open dürfen nur die besten Golfprofis antreten – Bernhard Langer gehört dazu

„Die US Open sind das härteste Major-Turnier von allen.“ Johnny Miller sagt das, NBC-Kommentator, selbst ehemaliger Golfprofi. Einer, der die Leiden jener 156 Spieler kennt, die sich in Pinehurst in North Carolina versammelt haben, um ab heute auf einem Platz aus dem Jahr 1907 um den zweiten Major-Titel des Jahres zu spielen.

Nicht übermäßig lang ist der Platz Pinehurst No. 2 mit seinen 6493 Metern. Am Ende der Löcher aber warten die Grüns, wie Schildkrötenpanzer liegen sie in der Landschaft. Wie Buckelpisten, unruhig, schwer berechenbar. Blitzschnell sind sie, mit winzigen geraden Landeflächen versehen, die der Spieler erkennen muss. Nur sie darf er anpeilen, niemals direkt die Fahne. Ansonsten kullert der Ball gemächlich vom Grün. Es sind Voraussetzungen, die Bernhard Langer liegen.

Einmal mehr wird Langer allein die deutschen Farben vertreten, was ein negatives Licht auf die Situation der deutschen Profi-Golfer wirft. Der erfahrene Langer, der zweimalige US-Masters-Gewinner, musste zwar erstmals in seiner Karriere in die Qualifikation für die US Open, aber dabei zeigte er seine Klasse. 9048 Golfer hatten für die Open gemeldet, mit Langer traten 144 Spieler an, die um 20 Plätze kämpften. Langer ist am Ende Vierter geworden, „relativ rund sei alles gelaufen, fast alle Teile des Spieles waren gut“, hat er daraufhin den Erfolg kommentiert.

Wer in den vergangenen Jahren glaubte, die Szene habe sich verändert, deutsche Jungprofis wie Cejka würden den großen Durchbruch schaffen, wird eines Besseren belehrt. Der Nürnberger Tobias Dier kämpft nach dem Verlust seiner Tourkarte in Europa auf Einladungsbasis bisher erfolglos um Ranglistenpunkte. Sven Strüver aus Hamburg, inzwischen zu StarTrainer David Leadbetter gewechselt, hat Gleiches 2004 erlebt, inzwischen aber die Tourkarte für Europa zurück. Nach zwölf Turnieren und knapp 22 500 eingespielten Euro sieht es nicht danach aus, als könne er die Tourkarte behalten.

Und Marcel Siem? Nach dem ersten Toursieg 2004 als Hoffnungsträger gehandelt, bringt es der Ratinger 2005 nur auf eine Top-Ten-Platzierung. Unter den ersten 150 der Weltrangliste ist Siem nicht zu finden. Selbst vom Niveau eines Cejka, der vorrangig auf der US-Tour spielt, ist Siem weit entfernt, obwohl auch der mittlerweile mehr in den USA lebende Münchner Cejka gerade über den Tiefpunkt der Karriere klagt. „Bei der Players Championship habe ich den Sieg total verputtet“, resümierte Cejka zuletzt enttäuscht. Die Scheidung von Frau Eva lässt seinen Kopf nicht frei werden für das Golfspiel. „Golf ist eine Sache des Vertrauens ins eigene Können“, sagte er. In der Weltrangliste ist er abgerutscht auf Rang 83, in der US-Geldrangliste gehört er nicht zu den Top 100.

Bleibt am Ende als Bester wieder einmal Bernhard Langer aus Anhausen übrig, mit seinen 47 Jahren alles andere als ein Jungstar auf dem Weg nach oben. Mit zwei Top-Ten-Platzierungen liegt der Deutsche in dieser Saison gut im Rennen. Dass auf dem Golfplatz mentale Stärke besonders wichtig ist, kommt Langer auf einem strategisch anspruchsvollen Platz wie Pinehurst No.2 entgegen. Was Nervenstärke und Geduld anbelangt, wird er wohl noch lange in Deutschland keinen Nachfolger finden.

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