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Schlechter Ausblick. Martin Kaymer leistete sich zu viele kleine Fehler. Foto: dpa

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Sport: Ermüdet im Turniermodus

Golfer Martin Kaymer startet so schlecht wie nie zuvor in die British Open.

Der Tag beginnt ungemütlich für Martin Kaymer: Das erste Loch in Royal Lytham & St. Annes ist ein Par 3 mit gut 180 Metern Länge. Es verlangt vor allem eines: Präzision. Kaymers Abschlag aber ist wacklig, der Ball rollt gerade noch auf’s Grün. Es folgt ein Dreiputt aus weniger als 15 Metern Entfernung. Die Stimmung ist im Keller. Daran wird sich an diesem ersten Spieltag der British Open nicht viel ändern. Der 28-Jährige spielt eigentlich ordentlich, leistet sich auf den ersten Blick keine groben Schnitzer. Doch die Bälle landen zu weit weg von der Fahne, die längeren Putts aus sechs Metern und mehr zum Birdie wollen nicht fallen. Stattdessen spielt er Bogey um Bogey, sieben Stück an der Zahl. Hier ein verpasster Putt, dort ein ungenauer Chip, ab und an ein schlechter Schlag ins Grün. Das Ganze summiert sich zu 77 Schlägen – es ist die mit Abstand schlechteste Eröffnungsrunde Kaymers bei seiner fünften British-Open-Teilnahme. „Ich kann die Schläge, die ich auf der Range und der Proberunde mache, einfach nicht abrufen“, resümiert er später. „Das ist alles sehr ermüdend und sehr anstrengend. Ich weiß nicht, wie ich es ändern soll.“

Nicht viel besser erging es dem Ratinger Marcel Siem, der sich nach einer 74er Runde über sich selbst ärgerte: „Die Voraussetzungen waren perfekt, aber ich habe den Driver nicht getroffen und denPutter nicht zum Laufen bekommen.“ Drei Birdies konnten die sieben Bogeys nicht retten.

Dabei hätte an diesem Donnerstag alles so einfach sein können. „Das Ganze war ja wie ein ganz netter Spaziergang im Park“, sagte der Australier Adam Scott, der das Feld am frühen Nachmittag mit sechs unter Par anführte. Das Regenwetter der vergangenen Tage hatte die Grüns und Fairways vergleichsweise weich gemacht. Der Ball stoppte dort, wo man ihn hin spielte. Das British-Open-Wetter machte Pause.

Nichts als der Platz blieb als Feind. Das Ganze ist ein wenig wie ein Hindernislauf. Viele Wege und Stile führen zum Ziel. Nur eine Methode ist zum Scheitern verurteilt: Das klassische Power-Golf mit möglichst langen Schlägen, das inzwischen auf jedem normalen Turnierplatz gefragt ist, macht wenig Sinn. Es braucht ein paar Jahre Erfahrung, um das zu erkennen, weshalb sich Routiniers wie Paul Lawrie (-5) und Ernie Els (-3) sehr gut in Szene setzten. Es braucht ein exzellentes Spiel mit den Eisen, die hier weit öfter als sonst zum Einsatz kommen, weshalb Adam Scott und Graeme McDowell (-3) vorne mitmischten. Es braucht die nötige Geduld, ein ums andere Mal einen Ball vor den Bunkern kurz zu lassen, weshalb sich einer wie Zach Johnson (-5) hier wohlfühlt. Es braucht die Kreativität, sich mit ungewöhnlichen Schlägen einen Weg durch die Bahnen zu suchen.

Ein Feuerwerk davon zeigte auf den ersten neun Löchern Tiger Woods. Bis zum siebten Loch, einem Par 5, dauerte es, bis der Amerikaner den gleichen Schläger zückte wie seine Mitspieler Sergio Garcia und Justin Rose. An Bahn zwei schlug er den Ball direkt über die Köpfe der verdutzen Zuschauer perfekt vor zwei Bunker. An Loch drei folgte ein flacher Eisenschlag mit ausgeprägter Rechtskurve. Mit vier Birdies auf den ersten Löchern lag Woods angesichts dieses Spiels zu Recht nach neun Löchern in Führung. Mit seiner 67er Runde (-3) untermauerte er seine Ambitionen auf den Titel.

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