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So schlagen Sieger aus dem Bunker. Seit seinem Triumph in Atlanta zählt Martin Kaymer endgültig zur Golfelite. Foto: AFP

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Sport: Favoriten sind andere

Bei der US-Championship vor einem Jahr gewann Martin Kaymer – nun kommt er als Außenseiter

Es ist heiß in Atlanta, stickig und schwül. Kein Vergleich mit dem leichten Wind und den kühlen Temperaturen, die im vergangenen Jahr in Whistling Straits herrschten. Der Parkland-Kurs des Atlanta Athletic Club hat mit dem Linkskurs am Lake Michigan nichts gemein. In Whistling Straits wurde Martin Kaymer zum Überraschungssieger der US PGA Championship. Zwölf Monate später wird Kaymer als Titelverteidiger des vierten und letzten Major-Turniers des Jahres, das an diesem Donnerstag beginnt, zu jedem Detail seines Auftritts und allen aktuellen Themen der Szene befragt. Was hält er von Tiger Woods? Wie beurteilt er die Zwistigkeiten zwischen Woods und seinem Ex-Caddie Steve Williams?

Martin Kaymer ist gerade einmal 26 Jahre alt, aber sein Sieg in Whistling Straits hat ihm eine gewisse Autorität verliehen. Der Deutsche gilt als überlegter Profi, einer, der genau abwägt, was er sagt. In den vergangenen zwölf Monaten hat man gelernt, dass es von Kaymer keine aufsehenerregenden Kommentare zu erwarten gibt, die Emotionalität seines Kollegen Rory McIlroy ist ihm fremd.

Vielleicht aber hat der Düsseldorfer auch nur die Lehren aus seinem Überraschungserfolg gezogen. „Ein Major auf einem anderen Kontinent, in Amerika, zu gewinnen, das war eine Riesensache. Das hat mein ganzes Leben geändert, und das meiner Familie obendrein“, sagt Kaymer. Nicht nur die deutsche Öffentlichkeit hat ihn seitdem im Visier. Weltweit werden seine Leistungen in Zeitungen kommentiert, egal ob im australischen Melbourne oder irgendwo in Alaska. Der Deutsche hat mit seiner Serie von vier Siegen im vergangenen Jahr und der Übernahme der Spitze der Weltrangliste im Februar Geschichte geschrieben. Seitdem wird Großes von ihm erwartet, die Messlatte für seine Leistungen liegt nun deutlich höher.

Auch deshalb wird Kaymers Form im Moment skeptisch beurteilt. Seit seinem zweiten Rang bei der Matchplay-Championship in Arizona im Februar hat er es „nur“ auf drei Top-Ten-Platzierungen gebracht. Ein Sieg fehlt. Die Ausbeute bei den Major-Turnieren ist mäßig: ein verpasster Cut bei der US Masters, Rang 39 bei der US Open und ein zwölfter Platz bei der British Open. Von einem Weltranglistendritten wird mehr erwartet.

Zum Kreis der Favoriten gehört der Titelverteidiger deshalb nicht. Andere Namen drängen sich auf. Luke Donald hat sich rechtzeitig in Hochform gespielt. „Ich habe den Ball so gut getroffen wie schon lange nicht mehr“, sagte der Weltranglistenerste nach seinem zweiten Platz am Sonntag in Ohio. Neben ihm glänzten am Wochenende vor allem die Youngsters Rickie Fowler, Ryo Ishikawa und Rory McIlroy mit einem zweiten, vierten und sechsten Rang. Sie zählen wie der Sieger Adam Scott, der Zweitplatzierte Jason Day und der Weltranglistenzweite Lee Westwood zu den größten Favoriten auf den Sieg.

Entscheidend für den Ausgang des Turniers dürften vor allem die letzten vier Löcher des Platzes werden. Sie sind allesamt lang und extrem schwer. Bahn 18 gilt als Par 4 mit knapp über 450 Metern Länge und Wasserhindernissen als größte Schwierigkeit. „Auf dem Platz kann man schnell Double-Bogeys machen, vor allem auf den letzten vier Löchern“, hat Kaymer erkannt. „Man muss sich ein paar Chancen herausspielen und auf jeden Fall Ausrutscher vermeiden.“ In Whistling Straits war er mit dieser Strategie unschlagbar.

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