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Sport: Fest der Emotionen

Hochklassige Leistungen begeistern die Zuschauer – Dreispringerin Lebedewa gewinnt den Jackpot

Berlin - Um ein Haar hätte Tatjana Lebedewa beim Istaf im Olympiastadion die Prämie ihres Lebens verpasst. Beim letzten Golden-League-Meeting der Leichtathleten in dieser Saison war sie die einzige Athletin, die noch im Rennen war um den mit einer Million Dollar gefüllten Jackpot. Um diese Prämie zu gewinnen, waren Siege bei allen sechs Meetings nötig. Die 29 Jahre alte Dreispringerin aus Russland führte vor dem letzten Durchgang mit 14,85 Metern. Doch dann kam die für den Sudan startende Yamile Aldama und landete genau in diesem Bereich. Mit Sonnenbrille ausgerüstet, musste Tatjana Lebedewa bange Momente überstehen, bevor auf der Anzeigentafel 14,82 Meter für Aldama aufleuchteten. „Mein Herz ist ein bisschen herumgesprungen“, sagte Lebedewa später.

Vier Zentimeter retteten ihr die Million. „Heute ist mein Glückstag, das war nicht leicht“, sagte die Russin, die vor einem Jahr bei Olympia nicht den Drei- sondern den Weitsprung gewonnen hatte. „Ich habe schon immer davon geträumt, eine Million zu gewinnen – jetzt ist dieser Traum wahr geworden“, sagte Lebedewa.

Bisher hatte es in der Geschichte der Leichtathletik nur zweimal eine solche Prämie gegeben. Vor zwei Jahren war die 800-Meter-Läuferin Maria Mutola aus Mosambik ebenfalls die einzige Athletin, die den Golden-League-Jackpot geknackt hatte. Und einmal hatte Haile Gebrselassie eine Million Dollar kassiert, als er 2002 in Doha mit 27:02 Minuten einen 10-Kilometer-Weltrekord im Straßenlauf aufstellte. Gebrselassie musste damals freilich nur einmal laufen, während Lebedewa sechsmal gewinnen musste.

Während es ein Rekord-Preisgeld gab, blieben sportliche Rekorde beim Istaf aus. Trotzdem war es, gemessen auch am späten Saisonzeitpunkt, ein teilweise hochklassiges Sportfest. Im Vergleich zum vergangenen Jahr gab es sportlich eine klare Steigerung. Und etwas mehr als 50 000 Zuschauer sorgten für eine prächtige Atmosphäre, in der besonders die deutschen Athleten gefeiert wurden. Franka Dietzschs zweiter Platz im Diskuswerfen war ein hübscher Erfolg, der zweite Platz von Thomas Blaschek über 110 Meter Hürden ein höchst unerwarteter. Der Leipziger ließ sogar Weltmeister Ladji Doucouré aus Frankreich hinter sich. Sogar einen deutschen Sieg konnten die Zuschauer bejubeln: Tim Lobinger gewann den Stabhochsprung.

Für eine der hochklassigsten Leistungen des Tages sorgte allerdings ein Läufer: der Kenianer Daniel Komen. Der 20-Jährige ist die Entdeckung der Saison über die Mittelstrecken. Erst vor zwei Jahren hatte er mit richtigem Training begonnen, nun lief er in Berlin über 1500 Meter das erste Mal unter 3:30 Minuten und erzielte mit 3:29,72 die zweitschnellste Zeit des Jahres in der Welt.

Während im 1500-Meter-Rennen der Männer die Arbeit der Tempomacher perfekt funktionierte, war dies im 5000-Meter-Rennen der Frauen nicht der Fall. Bereits nach 2000 Metern war die Äthiopierin Berhane Adere auf sich alleine gestellt. Der zuvor mögliche Istaf-Rekord von 14:29,32 Minuten geriet bald außer Reichweite. Allein auf weiter Flur konnte sie das hohe Tempo nicht halten. Zudem musste sie auch noch einen Bogen schlagen: 1500 Meter vor dem Ziel stand plötzlich ein Helfer auf der Bahn, der damit begonnen hatte, Hürden für den folgenden Lauf aufzustellen. „Um schneller zu rennen, hätte das Feld noch stärker sein müssen“, sagte Adere, „das Tempo war okay, aber nur auf den ersten zwei Kilometern.“

siehe auch Meinungsseite

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