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Fredi Bobic hat nach eigener Aussage mit großer Heiterkeit auf die Gerüchte um seine Person reagiert.

© IMAGO/Matthias Koch

Fredi Bobic und das Interesse des DFB: „Ich bin happy und denke nur an Hertha BSC“

Fredi Bobic galt vielen schon als neuer Sportdirektor des DFB. Doch nicht er soll den Job bekommen, sondern Rudi Völler. Eine ausgezeichnete Entscheidung, findet Herthas Sportchef.

Ein guter Manager denkt nicht nur an das Hier und Jetzt, ein guter Manager hat längst die Zukunft im Blick. Also saß Fredi Bobic am ersten Tag des Trainingslagers von Hertha BSC in den USA am Rande des Platzes, schaute der Mannschaft beim Arbeiten zu – und schaute bereits voraus in den kommenden Winter.

Ein Trainingslager in Florida wie aktuell sei im Januar 2024 leider nicht möglich, sagte der Sportgeschäftsführer von Hertha BSC, dafür sei die Winterpause im kommenden Jahr zu kurz; stattdessen werde es für den Berliner Fußball-Bundesligisten wohl an einen der üblichen Trainingslager-Hotspots in Europa gehen, wenn überhaupt.

Bobic, der die USA im Allgemeinen und Florida im Besonderen schätzt, klang alles andere als erbaut. Dabei hätte man noch vor wenigen Tagen gedacht, dass es ihm eigentlich ziemlich egal sein kann, wo sich Hertha BSC im kommenden Winter auf die Rückrunde vorbereiten wird. Für ihn selbst jedenfalls würde das keine Relevanz mehr haben.

In einem Jahr, so viel schien sicher, würde Fredi Bobic schon lange nicht mehr für den Bundesligisten aus Berlin arbeiten, sondern als neuer Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes in Frankfurt am Main. Der 51-Jährige galt als designierter Nachfolger von Oliver Bierhoff, der nach dem Vorrundenaus der Nationalmannschaft bei der WM in Katar seinen Rücktritt eingereicht hat.

Dass mein Name gespielt wurde, ist vielleicht auch Wunschdenken.

Fredi Bobic über die Spekulationen um seine Person.

Tatsächlich scheint auf den früheren Stürmer Bierhoff als Sportdirektor erneut ein ehemaliger Stürmer zu folgen – allerdings nicht Fredi Bobic, sondern Rudi Völler, der frühere Teamchef der Nationalmannschaft und Sportchef von Bayer Leverkusen.

Die Deutung, dass er im Kampf um den Posten beim DFB als Verlierer aus dem Duell mit dem Völler hervorgegangen sei, hat bei Bobic nach eigener Aussage vor allem Heiterkeit ausgelöst. „Da muss ich drüber lachen“, sagte er am Donnerstag in einer Medienrunde auf der Terrasse von Herthas Mannschaftshotel in Bradenton. „Es gab von meiner Seite nie eine Bewerbung. Deshalb kann es auch keine Gewinner und keine Verlierer geben.“

Für ihn sei es eine ganz entspannte Situation, erklärte Herthas Geschäftsführer. „Ich bin happy bei Hertha, habe eine anspruchsvolle Aufgabe. Ich denke nur an Hertha BSC.“ So ähnlich hatte er sich auch schon Anfang Dezember in Berlin geäußert – nachdem das Thema aufgekommen war.

Trotzdem hat sich das Gerücht vom Interesse des DFB seitdem hartnäckig gehalten. „Dass mein Name gespielt wird, ist vielleicht auch Wunschdenken“, sagte Bobic. „Aber die Realität sieht anders aus.“

Bobic galt als Wunschkandidat von DFB-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke, dem neuen starken Mann im deutschen Fußball.

© imago images/Eventpress

Herthas Sportchef soll der Wunschkandidat von Hans-Joachim Watzke gewesen sein, dem höchstrangigen Vertreter der Bundesliga im DFB-Präsidium. Möglicherweise war genau das ein Problem.

Watzke, Vorstandschef von Borussia Dortmund, ist in den vergangenen Wochen zum neuen starken Mann im deutschen Fußball aufgestiegen. Beim FC Bayern München, dem Widerpart der Dortmunder, ist das durchaus mit einer gewissen Skepsis beobachtet worden.

In der medialen Debatte haben sich die Dinge ganz anders dargestellt, deutlich konkreter nämlich. Da ging es bereits um eine mögliche Ablöse, die der Verband an Hertha würde zahlen müssen. „Ich lach mich kaputt“, sagte Bobic. Dass der DFB dazu aktuell kaum in der Lage sein dürfte, weil dessen finanzielle Situation alles andere als rosig ist – geschenkt.

Sogar Kay Bernstein, Herthas Präsident, hat sich im Interview mit dem „Kicker“ bereits zu einem möglichen Abgang des Geschäftsführers geäußert. Von seiner Antwort auf die Frage, ob er Bobic die Freigabe erteilen würde, ist vor allem die Aussage hängen geblieben. „Ja. Ich stehe immer auf dem Standpunkt: Reisende soll man nicht aufhalten.“

Bobic fand es spannend, wie auf die Gerüchte um seine Person reagiert worden ist, sowohl von den Medien als auch im eigenen Klub. „Das war ein ganz guter Test, um zu sehen, wer was erzählt. Das ist spannend“, sagte er. „Ich freue mich, bald nach Berlin zurückzukehren.“

Unter Rudi Völler (links) kehrte Fredi Bobic im November 2002 nach mehr als fünf Jahren Pause in die Nationalmannschaft zurück.

© imago sportfotodienst

Wen oder was er genau damit meinte, das wollte Bobic auf Nachfrage „natürlich nicht“ erläutern. „Das sag ich den Leuten direkt in die Augen.“

Dass nun offenbar nicht er, sondern Rudi Völler neuer Sportdirektor beim DFB wird, findet seine volle Zustimmung. „Als der Name Rudi Völker gespielt worden ist, fand ich das sehr gut“, sagte Bobic. „Die Nationalmannschaft braucht aktuell jemanden, der kommunikativ stark ist und vereinen kann, der sich in Liga und Verband auskennt.“

Völler ist 2000 schon einmal in höchster Not eingesprungen, als er für ein knappes Jahr den Platzhalter für den designierten Bundestrainer Christoph Daum geben sollte. Aus einem Jahr bei der Nationalmannschaft wurden schließlich vier im Dienst des DFB, ehe Völler fast zwei Jahrzehnte lang Sportdirektor bei Bayer Leverkusen war.

Völler war es, der Fredi Bobic 2002 nach fünfjähriger Pause in die Nationalmannschaft zurückgeholt hat; mit dem Ende seiner Amtszeit als Teamchef endete dann nach der verkorksten EM 2004 in Portugal auch die Länderspielkarriere des damaligen Hertha-Stürmers. „Ich liebe Rudi“, sagte Bobic, „den hätte ich schon viel früher auf dem Zettel gehabt.“

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