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Trübe Aussichten? Bei Hertha BSC sind sie trotz der Niederlage in Dortmund optimistisch, den Abstiegskampf erfolgreich zu bestehen.

© imago/Team2sportphoto

Hertha BSC nach der Niederlage beim BVB: Die Stimmung ist besser als die Tabellensituation

Trotz der Niederlage in Dortmund blickt Hertha BSC dem wichtigen Spiel gegen Augsburg mit Zuversicht entgegen. „Wir haben die Mittel, um zu punkten“, sagt Stürmer Jessic Ngankam.

Die Spieler von Hertha BSC standen vor ihren Fans, das Spiel war bereits beendet, insofern ließen sich die Rufe aus der Kurve eigentlich nur als Handlungsanweisung für die nähere Zukunft verstehen. „Auf geht’s, Hertha, kämpfen und siegen!“, rief der Anhang. Als die Spieler sich umdrehten und Richtung Kabine verschwanden, gab es aus dem Block freundlichen Applaus.

Für einen Tabellensiebzehnten der Fußball-Bundesliga, der gerade eine 1:4-Niederlage eingesteckt hat, ist so viel Wohlwollen keineswegs selbstverständlich. Aber bei Hertha ist die Stimmung besser als die Tabellensituation. Oder treffender formuliert: Sie ist wieder besser als die Tabellensituation, nachdem die Mannschaft unmittelbar nach der Winterpause gehörig ins Taumeln geraten war.

Auf den ersten Blick ist Herthas Lage weiterhin prekär. Das Team ist am Wochenende auf einen direkten Abstiegsplatz zurückgefallen. Von sechs Spielen im Jahr 2023 haben die Berliner fünf verloren; die Punkteausbeute (drei) wird in diesem Zeitraum nur von der TSG Hoffenheim (einer) unterboten.

Die 18 Gegentore in diesem Jahr sind sogar die schlechteste Bilanz aller Bundesligisten (mit Hoffenheim). Inzwischen hat die Mannschaft die drittmeisten Gegentore (40) kassiert, weist zudem die drittschlechteste Tordifferenz (minus fünfzehn) auf. Zur Winterpause waren es minus drei.

Wir wissen, dass wir gut drauf sind, auch wenn wir gegen den BVB verloren haben.

Herthas Stürmer Jessic Ngankam nach dem 1:4 in Dortmund

Und doch ist die Zuversicht zurück. Trotz der Niederlage gegen den BVB. Aber auch wegen des Auftritts in Dortmund. „Meines Erachtens war das kein 4:1-Spiel“, sagte Marco Richter. Für Florian Niederlechner war es „echt bitter, dass wir am Ende 1:4 verlieren“. Trainer Sandro Schwarz fand das „Ergebnis sehr, sehr ärgerlich, weil es sich nicht so anfühlt von der Leistung her“. Und auch Kapitän Marvin Plattenhardt äußerte sich ähnlich: „Wir wissen eigentlich nicht, warum es so deutlich ausgefallen ist.“

Weil der BVB natürlich mehr Qualität in seiner Mannschaft hat, vor allem offensiv: mit Karim Adeyemi, der früh verletzt ausgewechselt werden musste; mit seinem Ersatz Jamie Bynoe-Gittens, der mit einem unwiderstehlichen Solo das 4:1 einleitete; mit Julian Brandt, dem derzeit vielleicht stärksten Spieler der Bundesliga, der eben dieses 4:1 erzielte; und mit Marco Reus, der eine Viertelstunde vor Schluss mit dem direkt verwandelten Freistoß zum 3:1 die Hoffnung der Berliner auf wenigstens einen Punkt endgültig zerstäubte.

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Niederlage hat Hertha aus den letzten 16 Spielen gegen den nächsten Gegner Augsburg kassiert.

Diese Unwiderstehlichkeit in der Offensive hatte Hertha nicht. Aber die Mannschaft mühte sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten, hatte so viele Abschlüsse, dass Florian Niederlechner sich nicht erinnern konnte, wann „man so viele Chancen hatte in Dortmund“. Die Gäste verlangten dem BVB mehr ab, als es die Tabellenkonstellation hätte vermuten lassen.

„Taktisch waren wir gut drin“, sagte Richter. „Man hat viel von dem gesehen, was wir machen wollten.“ Das neue System wird inzwischen erkennbar mit Leben gefüllt. „Wir sind eng beieinander, unser Pressing geht auf“, sagte Jessic Ngankam, einer von zwei Stürmer im 3-5-2 und damit vorderster Anläufer. „Das gibt Motivation weiterzumachen und macht am Ende des Tages auch Spaß.“

Gegen Augsburg gelang der erste Saisonsieg

Abstiegskampf macht selten Spaß, sondern bedeutet laut Trainer Schwarz, „immer die nächste Aufgabe zu sehen“. Die nächste Aufgabe ist immer die wichtigste. Das gilt generell und für Herthas Spiel am Samstag im Olympiastadion gegen den FC Augsburg noch einmal ganz besonders. Für Marco Richter, den früheren Augsburger, ist es sogar ein Sechs-Punkte-Spiel: „Das müssen wir gewinnen. Dann sieht die Welt wieder ganz anders aus.“

In der Hinrunde gelang Hertha gegen den FCA der erste Sieg der Saison. Es war eine vergleichsweise klare Angelegenheit, bei der die Gäste aus Berlin die deutlich bessere Mannschaft stellten.

Überhaupt zählen die Augsburger zu Herthas Lieblingsgegnern. In 23 Ligaspielen gelangen den Berlinern zehn Siege; nur drei Begegnungen gingen verloren. Zuletzt unterlagen sie dem FCA im November 2019, als Florian Niederlechner den Treffer zum 4:0-Endstand erzielte und Herthas Trainer Ante Covic anschließend entlassen wurde.

Aktuell aber sind die Augsburger den Berlinern ein wenig enteilt. Mit 24 Punkten und als Tabellendreizehnter haben sie bereits einen kleinen Sicherheitsabstand auf die Abstiegszone herstellen können. Ein Erfolg in Berlin würde ihre Situation sogar deutlich entspannen.

Ihre Punkte (neun) haben die Augsburger in diesem Jahr allerdings ausschließlich zu Hause geholt, durch drei 1:0-Siege nacheinander. Auswärts hingegen ist für die Mannschaft von Trainer Enrico Maaßen aus den jüngsten sechs Spielen nur einen Punkt herausgesprungen.

Hertha wird sich am Samstag in diesem Spannungsfeld aus Druck und Zuversicht bewegen. „Wir werden sehr gute Mittel haben, um zu punkten“, sagte Herthas Stürmer Jessic Ngankam nach der Niederlage in Dortmund. „Wir wissen, dass wir gut drauf sind, auch wenn wir gegen den BVB verloren haben. Kein Grund, sich zu verstecken. Ganz im Gegenteil.“

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