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Milos Vujovic war bester Werfer für die Füchse.

© imago images / Aleksandar Djorovic

„Höllenstimmung“ in der European League: Die Füchse Berlin gewinnen souverän gegen HC Eurofarm Pelister

Beim Auswärtsspiel der Füchse in der European League herrschte eine emotional aufgeladene Stimmung. Was Volker Zerbe an alte Zeiten in der „Hölle von Bitola” erinnerte.

„Willkommen in der Hölle” – Mit diesen Worten leitete ein Fan vom HC Eurofarm Pelister auf Instagram und bereits virtuell die Stimmung für das Spiel gegen die Füchse ein, die sich dann später in der Halle fortsetzen sollte. Weit vor Anpfiff hatten die Anhänger des nordmazedonischen Klubs am Dienstagabend in ihrer Heimspielstätte für Stimmung gesorgt, ihre Schals stolz empor gehoben, Gesänge angestimmt und Anfeuerungsrufe übers Megafon verbreitet.

Die Berliner Handballer ließen sich davon allerdings wenig beeindrucken. Nach einer kurzen Akklimatisierungsphase gingen sie erstmals in der achten Minute durch einen Treffer von Milos Vujovic in Führung und gaben diese von da an nicht mehr ab. Der Linksaußen schien in der emotionsgeladenen Atmosphäre eher zusätzlich motiviert, steuerte insgesamt acht Tore zum 43:34-Erfolg seiner Mannschaft in der European-League-Begegnung bei und war damit bester Werfer seines Teams.

Doch lief nicht nur der Montenegriner zur Höchstform auf. Getragen von den Paraden von Torhüter Viktor Kireev, der den Vorzug vor Lasse Ludwig erhalten hatte, während Stammtorhüter Dejan Milosavljev geschont wurde und in Berlin verblieben war, liefen die Füchse einen Gegenstoß nach dem anderen und ließen sich von den immer wieder ertönenden Pfeifkonzerten nicht aus der Ruhe bringen.

„Wir sind das heute sehr konzentriert angegangen und haben dafür gesorgt, dass es nicht hitzig wird”, sagte Geschäftsstellenleiter Volker Zerbe nach Abpfiff. „Trotzdem war es eine tolle Stimmung. Es ist schon außergewöhnlich wie hier über 60 Minuten die Mannschaft unterstützt wird – egal wie das Ergebnis ist.”

Volker Zerbe über ein unvergessliches Erlebnis in Nordmazedonien vor 25 Jahren

Für Zerbe war es ein kleines Déjà-vu. Denn der ehemalige Nationalspieler war vor gut 25 Jahren schon einmal in der „Hölle von Bitola” zu Gast, damals mit dem TBV Lemgo als es gegen Pelister um den Einzug in das Finale des Europapokals der Pokalsieger ging. Lemgo sicherte sich ehedem durch ein Tor wenige Sekunden vor Schluss ein 23:24 und konnte sich durch den 25:23-Erfolg im Hinspiel das Weiterkommen sichern. Doch das war nicht das Dramatischste an jenem Abend im März 1996.

Denn trotz an sich abgelaufener Spielzeit, zeigte die Uhr auf einmal dreißig verbleibende Sekunden an. Als die Schiedsrichter dann dennoch abpfiffen und die Manipulation des heimischen Schiedsgerichtes ignorierten, kannten die Zuschauer kein Halten mehr. Flaschen flogen auf das Feld, es folgten die Sitze, die zuvor aus ihren Verankerungen gerissen wurden. Begleitet von Bengalischem Feuer sollen am Ende sogar Schüsse gefallen sein, sodass sich das Lemgo Team schleunigst in der eigenen Kabine einsperrte und die Halle nur mit Polizeischutz verlassen konnte.

Zu der Zeit durfte man in der Halle auch noch rauchen, da konnte man fast nicht von einem Tor zum anderen schauen.

Volker Zerbe

„Da war das heute schon gemäßigter”, sagt Zerbe mit Humor und erinnert sich, dass das Spiel seinerzeit erst wesentlich später angepfiffen wurde, weil sich das Parkett durch die Hitze gewölbt hatte. „Das musste dann erst noch zurechtgesägt werden. Die Halle war schon Stunden vorher brechend voll, das war eine besondere Atmosphäre. Und zu der Zeit durfte man in der Halle auch noch rauchen, da konnte man fast nicht von einem Tor zum anderen schauen”, erinnert sich der einstige Rückraumspieler. „Jetzt ist es eine andere Zeit, da ist alles sehr freundschaftlich.”

Während sich Zerbe und sein Team damals mit leicht mulmigem Gefühl auf den Weg zurück nach Deutschland machten, reisen die Füchse mit breiter Brust von Nordmazedonien weiter nach Mannheim, wo bereits am Donnerstagabend (19.05 Uhr/ Sky, HBL TV) das nächste anspruchsvolle Duell bevorsteht. Dann aber weniger, weil die Berliner gegen eine außergewöhnliche Kulisse anspielen müssen, sondern viel mehr, weil die Rhein-Neckar-Löwen in diesem Jahr erstarkt in die Bundesliga-Saison gestartet sind.

Unter ihrem neuen Trainer Sebastian Hinze haben die auf Platz drei rangierenden Badener bisher nur gegen den THW Kiel und den HSV Hamburg verloren, gegen den SC Magdeburg gab es ein 32:32-Unentschieden. „Das wird auch ein Kampf. Die Mannheimer machen das in dieser Saison hervorragend und da müssen wir die Herausforderung wieder neu annehmen”, blickt Volker Zerbe voraus. Eine Höllenstimmung würden er und der Rest der Berliner in Mannheim auf jeden Fall gerne vermeiden.

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