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Liverpools Trainer Jürgen Klopp (Rechts) forderte nach der eklatanten Fehlentscheidung gegen Tottenham sogar ein Wiederholungsspiel.

© Reuters/Peter Cziborra

Immer Ärger mit dem Videobeweis: Transparenz ist die letzte Rettung für den VAR

Nach dem grotesken Fehler zulasten des FC Liverpool wird im englischen Fußball darüber diskutiert, die Kommunikation der Schiedsrichter öffentlich zu machen. Das wäre ein Anfang.

Ein Kommentar von Julian Graeber

Fehler von Schiedsrichtern sind bedauerlich, erst recht wenn sie sehr klar sind und Einfluss auf das Spielergebnis nehmen. Das nicht gegebene Tor für den FC Liverpool beim 1:2 gegen Tottenham in der Premier League vor knapp zwei Wochen war ein besonders eklatanter Fall, weil es eine der wenigen vermeintlichen Gewissheiten seit Einführung des Videobeweises erschütterte: die Zuverlässigkeit der Technik beim Erkennen von Abseitsstellungen.

Dennoch könnte die einzigartige Panne im Zusammenspiel zwischen Referee und Videoassistenten (VAR) zumindest langfristig etwas Positives ausgelöst haben.

Denn wie Mark Bullingham, Geschäftsführer des englischen Fußballverbandes FA und Direktor im Regelhütergremium Ifab dem „Guardian“ sagte, wird auf der Insel offenbar darüber debattiert, die VAR-Kommunikation transparenter zu gestalten. Im Fernsehen könnte dann live verfolgt werden, wie Schiedsrichter und Videoassistent über strittige Szenen sprechen, welche Bildausschnitte sie sich anschauen und warum sie zu ihrer Entscheidung kommen.

Fehlentscheidungen wird das natürlich nicht verhindern, denn irren ist menschlich und der Fußball nie nur schwarz oder weiß. Das Bewusstsein, dass ihre Kommunikation öffentlich ist, könnte aber zum einen bei den Unparteiischen die Sinne schärfen. Zum anderen ist Transparenz vermutlich das einzige Mittel, das den Videobeweis noch retten kann.

Denn es sind nicht in erster Linie klare Fehleinschätzungen, die die Akzeptanz des VAR auf ein Minimum gedrückt haben, sondern der mangelnde Einblick in die Prozesse. Viele Fans in der Bundesliga können nicht nachvollziehen, wie „die da unten im Kölner Keller“ zu ihren Entscheidungen kommen und warum das alles so lange dauert.

Der Blick auf Pilotprojekte im Fußball und auf andere Sportarten zeigt, dass ein großer Teil der Fans durchaus offen für den Videobeweis ist, sofern dieser nachvollziehbar ist. Im American Football erklären die Schiedsrichter ihre Entscheidungen über die Stadionmikrofone, im Basketball kann man in einigen Wettbewerben bereits genau zuhören, wie die drei Referees vor dem Videomonitor über strittige Szenen diskutieren.

Im Fußball sind laut Bullingham vor allem die englischen Schiedsrichter skeptisch, doch vielleicht sollten sie sich mal sportartübergreifend mit ihren Kollegen austauschen. Denn außerhalb des Fußballs wird mehr Transparenz als Fortschritt und nicht als Gefahr angesehen. Und mal ehrlich: Schlechter kann der Ruf des VAR auch mit offengelegter Kommunikation nicht werden.

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