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Sport: Leichtathletik-WM: Bloß nicht an Lissabon denken

Die anderen haben schon mal angefangen, bei der Leichtathletik-WM in Edmonton: Als gestern Nacht mitteleuropäischer Sommerzeit der Marathon der Männer lief, geschah dies nämlich ohne die Deutschen. Das war einmal mehr bezeichnend für die Schwäche der männlichen Läufer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV).

Die anderen haben schon mal angefangen, bei der Leichtathletik-WM in Edmonton: Als gestern Nacht mitteleuropäischer Sommerzeit der Marathon der Männer lief, geschah dies nämlich ohne die Deutschen. Das war einmal mehr bezeichnend für die Schwäche der männlichen Läufer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Keiner hatte die ohnehin nur drittklassige Norm erreicht. So blieb dem DLV wenigstens ein Auftakt unter ferner liefen erspart. Denn eigentlich sind die Aussichten für das 70-köpfige deutsche Team in Kanada gar nicht einmal so schlecht. Es müsste mehr drin sein als jene fünf olympischen Medaillen im vergangenen Jahr in Sydney. Die Pleite von Lissabon, als im März bei der Hallen-WM nur zwei dritte Ränge herausgesprungen waren, kann kein Maßstab sein.

Gut wäre allerdings schon, wenn die DLV-Athleten mehr als die Hälfte jener Medaillen gewinnen könnten, die sie vor zwei Jahren in Sevilla errangen. Bei der WM 1999 hatte es unerwartet ein Dutzend Medaillen gegeben. Doch in Edmonton fehlen nun einige verletzte Topathleten wie Charles Friedek (Leverkusen), der Titelverteidiger im Dreisprung, oder Speerwurf-Europameisterin Tanja Damaske (OSC Berlin).

Dennoch wagte die Fachzeitschrift "Leichtathletik" in ihrer jüngsten Ausgabe eine optimistische Prognose: Acht Medaillen wurden den deutschen Athleten prophezeit. Die Funktionäre üben sich nach Lissabon in fast schon übertriebener Zurückhaltung. "Acht Medaillen, das wäre schon eine kleine Sensation", sagte Frank Hensel, der aber einem guten Dutzend Athleten Chancen auf eine vordere Platzierung einräumt.

Vieles spricht dafür, dass in Edmonton eine Athletin zur herausragenden deutschen Figur wird, die vor einem Jahr in Sydney verletzungsbedingt gefehlt hatte. Und zum damaligen Zeitpunkt wusste Grit Breuer nicht einmal, ob sie überhaupt jemals wieder auf die Laufbahn zurückkehren könnte. Nachdem die Magdeburgerin Olympia wegen einer Bandscheibenoperation verpasst hatte, hat sie nun in Edmonton gleich zwei Goldchancen. Über 400 m avancierte sie nach dem verletzungsbedingten Aus der Britin Katharine Merry, welche die Jahresweltbestzeit hält und neben Grit Breuer als bisher einzige in dieser Saison unter 50 Sekunden gelaufen ist, zur Favoritin. Und für die 4x400-m-Staffel ist aufgrund der ausgeglichenen Besetzung mit Shanta Ghosh (Rehlingen), Florence Ekpo-Umoh (Mainz), Claudia Marx (LG Nike Berlin) sowie Breuer alles möglich - Platz eins eher als Rang vier.

Im Laufbereich der Männer gibt es nur eine Hoffnung: Nils Schumann von der LG Nike Berlin. Neben Breuer und dem 800-m-Olympiasieger sind vor allen Dingen Stabhochspringer Danny Ecker (Leverkusen), Weitsprung-Olympiasiegerin Heike Drechsler (Karlsruhe), die Kugelstoßerinnen Nadine Kleinert-Schmitt (Mageburg) und Astrid Kumbernuss (Neubrandenburg), die als Titelverteidigerin antritt, sowie Diskuswerfer Lars Riedel (Chemnitz) auf möglichen Medaillenrechnungen. Nicht chancenlos sind aber beispielsweise auch der Geher Andreas Erm (Naumburg), Diskuswerferin Franka Dietzsch (Neubrandenburg) oder die 4x100-m-Staffel der Frauen.

Drei ehemalige Leichtathleten geben in der Fachzeitschrift "Leichtathletik" unterschiedliche Prognosen ab: Christian Schenk, Zehnkampf-Olympiasieger von 1988, tippt auf sieben Medaillen, Armin Baumert, früher Weitspringer und heute Leistungssportdirektor des Deutschen Sport-Bundes, rechnet mit fünf, und Hartwig Gauder, der Geher-Olympiasieger von 1980, der seit einigen Jahren mit einem Spenderherz lebt, setzt optimistisch auf vier Goldmedaillen.

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